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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte
Autoren: Craig Russell
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Abschluss des Falles Paula Ehlers ist, dann möchte ich dabei sein und mich verabschieden.«
    »Selbstverständlich«, nickte Fabel. Aber er dachte: Dies ist nicht der Abschluss des Falles Paula Ehlers, sondern erst der Anfang.

5.
    Institut für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Mittwoch, den 17. März, 22.10 Uhr
    Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, in dem die wichtigsten medizinischen Zentren und Institute der Hamburger Universität untergebracht sind, erstreckt sich von der Martinistraße aus wie eine Kleinstadt nach Norden. Der Komplex setzt sich aus hohen und niedrigen Gebäuden verschiedenen Alters zusammen und wird von einem Straßennetz durchzogen. Der größte der wenigen Parkplätze liegt genau in der Mitte des Klinikums, doch Fabel wusste, dass er sein Auto wegen der späten Stunde in der Nähe des Instituts für Rechtsmedizin abstellen konnte. Er kannte das Institut gut. Es war zum Zentrum für jegliche gerichtlich verwertbare Form der Wissenschaft geworden, nämlich für serologische und DNS -Tests sowie für forensische Medizin; außerdem bot das Institut einen forensisch-psychiatrischen Expertenservice an. Fabel hatte nicht nur beruflich mit dem Institut zu tun. Seit einem Jahr unterhielt er eine Beziehung zu Susanne Eckhardt, einer Kriminalpsychologin. Susanne arbeitete offiziell in der Klinik fürPsychiatrie und Psychotherapie, doch den größten Teil ihrer Zeit verbrachte sie im benachbarten Institut.
    Fabel bog nicht zum Haupteingang ab, sondern fuhr weiter auf der Martinistraße, bis er den BMW nach rechts in den Lokstedter Steindamm und dann ins Butenfeld lenkte. Wie er angenommen hatte, gab es eine Reihe freier Parkplätze vor dem breiten, zweistöckigen Pavillon des Instituts. Das Institut genießt international einen guten Ruf, und das Gebäude ist stark erweitert worden, damit man Lehrgänge für künftige Gerichtsmediziner und Gerichtschemiker aus allen Teilen der Welt abhalten kann. Alljährlich werden hier 3000 Leichen forensisch untersucht und 1000 Autopsien vorgenommen. Und hier lag auch das tote Mädchen in der Dunkelheit eines gekühlten Stahlschrankes und wartete darauf, identifiziert zu werden.
    Unter den vor dem Institut geparkten Autos befand sich Susannes Porsche. Endlich einmal schienen Fabel und sie ungefähr die gleichen Arbeitszeiten zu haben, was hoffentlich bedeutete, dass sie häufiger zusammen sein konnten.
    Fabel und Anna wurden von einem älteren Sicherheitsbeamten, den der Hauptkommissar als früheren Obermeister der Schutzpolizei erkannte, ins Institut eingelassen. In der Empfangshalle saßen bereits ein uniformierter Hamburger Polizist, Kommissar Klatt sowie Herr und Frau Ehlers. Fabel begrüßte sie und fragte Klatt, ob sie schon lange warteten. Der Kommissar erwiderte, sie seien erst vor zehn Minuten eingetroffen.
    Ein Sektionsgehilfe führte die kleine Gruppe in die Leichenhalle. Die in einem ausrollbaren Schubfach liegende Bahre, auf der die Leiche ruhte, war mit einem tiefblauen Überzug bedeckt, und Kopf und Körper der Toten waren mit einem sauberen weißen Laken verhüllt. Fabel ließ Klatt das Ehepaar Ehlers zu der Leiche führen. Anna trat vor, legte einen Arm um Frau Ehlers und sagte ein paar beruhigende Worte, bevor sie dem Sektionsgehilfen ein Zeichen gab, das Laken zurückzuziehen. Frau Ehlers keuchte auf und schwankte ein wenig in Annas Arm. Fabel sah, wie sich Herr Ehlers straffte, als hätte ein Stromstoß all seine Muskeln gleichzeitig erstarren lassen.
    Es war ein kurzes, sekundenlanges Schweigen, eine winzige, kristallklare Ruhe. Danach wusste Fabel, dass das Mädchen auf der Bahre nicht Paula Ehlers war. Und als Frau Ehlers die Stille mit einem langen, tiefen, schmerzerfüllten Schrei zersplittern ließ, gab sie nicht ihrer Trauer oder ihrem Verlust, sondern einer erneuten Verzweiflung Ausdruck.
    Danach nahmen alle im Empfangsbereich Platz und tranken Kaffee aus einem Automaten. Frau Ehlers schien ihren Blick nicht auf irgendetwas in der Gegenwart, sondern auf einen fernen Moment in der Zukunft gerichtet zu haben. Ganz im Gegensatz dazu ließ die Miene ihres Mannes Verwirrung erkennen.
    »Warum, Herr Fabel?« Herr Ehlers musterte den Hauptkommissar. »Warum wird uns das angetan? Sie sah so sehr wie Paula aus… war ihr so ähnlich. Wie kann jemand so grausam sein?«
    »Sie sind sicher, dass es nicht Ihre Tochter ist?«
    »Es ist lange her. Und wie gesagt, sie ist Paula sehr ähnlich, aber…«
    »Das Mädchen ist
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