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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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den achten Stock und legte den Stumpf seines linken Arms auf den Steuerhebel.
    Wenn es nur heller wäre, dachte Bond. Doch M bestand darauf, dass die Schießübungen unter durchschnittlich schlechten Bedingungen stattfanden. Eine trübe Lampe und ein Ziel, das zurückschoss, waren so nah an einer echten Situation, wie es nur möglich war. »Einen Pappkameraden zusammenzuschießen, beweist gar nichts«, lautete seine knappe Einführung in das Handbuch zur Verteidigung gegen Handfeuerwaffen.
    Der Aufzug hielt an, und Bond trat auf den düsteren grünen Flur und damit in die geschäftige Welt aktentragender Sekretärinnen, sich öffnender und schließender Türen und gedämpft klingelnder Telefone hinaus. Er verbannte sämtliche Gedanken an seine Übungsstunde aus seinem Kopf und bereitete sich auf die Routine eines normalen Arbeitstags im Hauptquartier vor.
    Er lief den Flur bis zur letzten Tür auf der rechten Seite entlang. Sie war unbeschriftet, genau wie die anderen, an denen er vorbeigegangen war. Keine Nummern. Wenn man etwas im achten Stock zu erledigen hatte, sich das eigene Büro aber in einer anderen Etage befand, wurde man abgeholt und zu dem Raum gebracht, zu dem man musste. Und danach wurde man zum Aufzug zurückbegleitet.
    Bond klopfte und wartete. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Elf Uhr. Montage waren die Hölle. Ein voller Terminkalender und jede Menge Akten, die es durchzusehen galt. Und an den Wochenenden war er meistens im Ausland beschäftigt. Man brach in leere Wohnungen ein. Fotografierte Personen in kompromittierenden Situationen. »Unfälle« im Straßenverkehr sahen inmitten des typischen Wochenendchaos ebenfalls weniger verdächtig aus und wurden oberflächlicher untersucht. Die wöchentlichen Berichte aus Washington, Istanbul und Tokio kamen herein und wurden sortiert. Vielleicht befand sich auch etwas für ihn darunter.
    Die Tür wurde geöffnet, und er erfreute sich wie jeden Morgen an seiner schönen Sekretärin. »Guten Morgen, Lil«, grüßte er.
    Das warmherzige Lächeln, das sie zu seiner Begrüßung aufgelegt hatte, erstarb.
    »Geben Sie mir Ihren Mantel«, sagte sie streng. »Er stinkt nach Kordit. Und nennen Sie mich nicht Lil. Sie wissen, dass ich das hasse.«
    Bond legte seinen Mantel ab und reichte ihn ihr. »Wenn man Loelia Ponsonby heißt, sollte man sich besser an einen Spitznamen gewöhnen.«
    Er stand neben ihrem Schreibtisch in dem kleinen Vorraum. Irgendwie war es ihr gelungen, ihn gemütlicher und weniger wie ein Büro aussehen zu lassen. Er beobachtete, wie sie seinen Mantel in der Nähe des offenen Fensters aufhängte.
    Sie war hochgewachsen, dunkelhaarig und hatte eine zurückhaltende Schönheit, der der Krieg und fünf Jahre beim Secret Service einen Hauch von Strenge verliehen hatten. Zum hundertsten Mal dachte Bond, dass sie wegen ihrer kühlen, autoritären Art in naher Zukunft dem Heer alter Jungfern beitreten würde, die mit ihrer Karriere verheiratet waren, wenn sie nicht bald einen Ehemann oder Liebhaber fand.
    Bond hatte ihr das auch schon oft gesagt und mit zwei anderen Kollegen der Doppelnullabteilung entschiedene Angriffe auf ihre Tugend getätigt. Doch sie hatte alle mit der gleichen kühlen Mütterlichkeit (die die Männer, um ihre Egos zu pflegen, unter sich als Frigidität bezeichneten) abgetan. Am nächsten Tag bedachte Miss Ponsonby sie jedoch stets mit kleinen Aufmerksamkeiten und Zuwendungen, um ihnen das Gefühl zu geben, dass es eigentlich ihre Schuld gewesen war und sie ihnen verziehen hatte.
    Dabei hatten sie keine Ahnung, dass sie sich jedes Mal, wenn sie in einem gefährlichen Auftrag unterwegs waren, schrecklich um sie sorgte und dass sie sie alle gleich liebte. Doch sie hatte nicht vor, sich emotional auf einen Mann einzulassen, der nächste Woche tot sein konnte. Und es stimmte, dass eine Anstellung beim Secret Service einer Art Leibeigenschaft gleichkam. Als Frau blieb nicht mehr viel von einem für andere Beziehungen übrig. Für die Männer war es einfacher. Sie hatten die perfekte Ausrede für flüchtige Affären. Wenn sie im Außendienst arbeiteten, standen Ehe, Kinder und ein Zuhause außer Frage. Aber als Frau wurde man durch eine Affäre außerhalb des Service automatisch zu einem »Sicherheitsrisiko«, und letztendlich hatte man nur die Wahl, zu kündigen und ein normales Leben zu führen, oder zu akzeptieren, dass man mit Krone und Vaterland verheiratet war.
    Loelia Ponsonby wusste, dass der Moment der Entscheidung näher
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