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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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der NATO-Akte durch, sagte seiner Sekretärin, wo er sich am Abend aufhalten würde, und holte um halb fünf seinen Wagen aus der hauseigenen Werkstatt hinter dem Gebäude ab.
    »Der Kompressor jault ein bisschen, Sir«, informierte ihn der ehemalige Luftwaffenmechaniker, der Bonds Bentley praktisch als sein Eigentum betrachtete. »Bringen Sie ihn morgen mal vorbei, wenn Sie ihn während der Mittagspause nicht brauchen.«
    »Danke«, sagte Bond, »das werde ich.« Dann fuhr er mit dem Wagen durch den Park und zur Baker Street, während hinter ihm der Auspuff knatterte.
    Innerhalb von fünfzehn Minuten war er zu Hause. Er ließ das Auto unter den Platanen an dem kleinen Platz stehen, betrat das umgebaute Regency-Haus, ging in das von Bücherregalen gesäumte Wohnzimmer, zog seine Ausgabe von
Scarne on Cards
heraus und legte sie auf den kunstvollen Empire-Schreibtisch neben dem breiten Fenster.
    Er ging in das kleine Schlafzimmer mit der weißgoldenen Tapete und den tiefroten Vorhängen, zog sich aus und warf seine Kleidung auf die dunkelblaue Tagesdecke, die auf dem Doppelbett lag. Dann betrat er das Badezimmer und duschte schnell. Bevor er das Badezimmer verließ, warf er einen Blick auf sein Gesicht im Spiegel und entschied, dass er keine Lust hatte, mit einer lebenslangen Tradition zu brechen, indem er sich zweimal am Tag rasierte.
    Die graublauen Augen, die leuchteten, wenn er sich wie jetzt gerade auf ein Problem konzentrierte, das ihn interessierte, erwiderten im Spiegel seinen Blick. Das schmale, harte Gesicht wirkte hungrig und ehrgeizig. Nachdenklich ließ er seine Finger über seine Wange gleiten. Dann strich er sich das Komma aus schwarzem Haar aus der Stirn, das etwa drei Zentimeter über seiner rechten Augenbraue hing. Er bemerkte, dass die Narbe auf der rechten Wange, die so weiß gewirkt hatte, nun, da die Sonnenbräune verblasste, nicht mehr so stark hervortrat. Sein Blick wanderte an seinem nackten Körper hinunter. Auch die fast schon unanständige weiße Stelle, die seine Badehose hinterlassen hatte, zeichnete sich bereits viel weniger deutlich ab. Eine Erinnerung rief ein Lächeln hervor, und er kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    Zehn Minuten später trug er ein weißes Seidenhemd, eine dunkelblaue Stoffhose und dazu passende Socken sowie glänzend polierte schwarze Mokassins und saß mit einem Kartenspiel in einer Hand und Scarnes wunderbarem Leitfaden über Mogelei vor sich an seinem Schreibtisch.
    Eine halbe Stunde lang ging er das Kapitel über Methoden durch, übte den wichtigen Mechanikergriff (drei Finger an der langen Seite der Karten, und der Zeigefinger am kurzen oberen Rand von ihm weg), das Palming, und wie man das Abheben rückgängig machte. Seine Hände arbeiteten automatisch an diesen grundlegenden Manövern, während seine Augen lasen. Zufrieden stellte er fest, dass sich seine Finger geschmeidig und sicher bewegten und dass die Karten selbst bei der sehr schwierigen einhändigen Annullierung kein Geräusch machten.
    Um halb sechs legte er die Karten auf den Tisch und klappte das Buch zu.
    Er ging in sein Schlafzimmer, füllte sein Zigarettenetui nach und ließ es in seine Hosentasche gleiten. Dann band er sich eine schwarze Seidenkrawatte um, zog sein Jackett über und überprüfte, ob sich sein Scheckbuch in seiner Brieftasche befand.
    Einen Moment lang stand er da und dachte nach. Dann wählte er zwei weiße Seidentaschentücher aus, knüllte sie zusammen und steckte eines in jede seiner Jacketttaschen.
    Er zündete sich eine Zigarette an und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dort setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch, blickte aus dem Fenster auf den leeren Platz und dachte über den Abend nach, der gerade begonnen hatte, und über das Blades, den wahrscheinlich berühmtesten privaten Kartenspielclub der Welt.
    Das genaue Gründungsdatum des Blades war nicht bekannt. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts wurde eine Flut von Kaffeehäusern und Spielsalons eröffnet, und die Räumlichkeiten und Inhaber wechselten je nach Mode und Glück häufig. Das White’s wurde 1755 gegründet, das Almack’s 1764 und das Brooks’ 1774. In jenem Jahr öffnete auch das Scavoir Vivre, aus dem später das Blades entstehen sollte, seine Türen, und zwar in der Park Street, einer ruhigen Gegend in der Nähe von St. James’s.
    Das Scavoir Vivre war zu exklusiv, um zu überleben, und so stimmte es sich noch innerhalb eines Jahres selbst zu Tode. Dann schrieb 1776 Horace Walpole:
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