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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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saß er am Schreibtisch vor dem Fenster. Er sah auf den schönen Tag hinaus und genoss ein Glas Orangensaft, Rührei mit Speck und eine doppelte Portion Kaffee ohne Zucker. Er zündete sich seine erste Zigarette an, eine Spezialmischung aus Balkantabak und türkischem Tabak, die er sich von Morlands in Londons Grosvenor Street herstellen ließ, und beobachtete, wie sanfte Wellen an die Küste brandeten und sich die Fangflotte von Dieppe, gefolgt von einem Schwarm Silbermöwen, in die sommerlichen Hitzeschleier aufmachte.
    Er war ganz in Gedanken versunken, als das Telefon klingelte. Es war der Concierge, der ihm mitteilte, dass unten ein Mitarbeiter von Radio Stentor mit dem Gerät wartete, das er aus Paris bestellt hatte.
    »Natürlich«, sagte Bond. »Schicken Sie ihn hoch.«
    Das war die Tarnung, die sich das Deuxième Bureau für Bonds Kontaktmann ausgedacht hatte. Bond behielt die Tür im Blick und hoffte, dass es Mathis sein würde.
    Als Mathis hereinkam, ein respektabler Geschäftsmann mit einem großen, rechteckigen Paket, breitete sich ein Lächeln auf Bonds Gesicht aus. Er hätte ihn warmherzig begrüßt, wenn Mathis, nachdem er sorgfältig die Tür geschlossen hatte, nicht die Stirn gerunzelt und seine freie Hand gehoben hätte.
    »Ich bin gerade aus Paris angekommen, Monsieur, und hier ist das Set, das Sie zur Ansicht bestellt haben – fünf Röhren, ich glaube, in England nennt man es Superhet. Sie sollten von Royale aus die Sender aller europäischen Hauptstädte empfangen können. Es gibt in einem Umkreis von über sechzig Kilometern keine Berge.«
    »Das klingt ja ganz gut«, erwiderte Bond und hob eine fragende Augenbraue.
    Doch Mathis ignorierte seine Geste. Er stellte das Gerät, das er inzwischen aus der Verpackung befreit hatte, auf den Boden neben den ausgeschalteten elektrischen Kamin.
    »Es ist kurz nach elf«, sagte er, »und ich weiß, dass die Compagnons de la Chanson gerade auf der Mittelwellenfrequenz zu hören sind. Sie touren durch Europa. Mal sehen, wie der Empfang ist. Sollte ein guter Test sein.«
    Er zwinkerte. Bond bemerkte, dass er die Lautstärke voll aufgedreht hatte und das rote Licht der Mittelwelle leuchtete, auch wenn das Gerät noch stumm war.
    Mathis fummelte an der Rückseite des Radios herum. Plötzlich erfüllte ein entsetzlich lautes Rauschen das Zimmer. Mathis betrachtete das Gerät ein paar Sekunden lang gut gelaunt, dann schaltete er es ab. Seine Stimme klang entsetzt.
    »Mein lieber Monsieur – bitte vergeben Sie mir – es war falsch eingestellt.« Dann wandte er sich wieder den Drehknöpfen des Geräts zu. Nach ein paar Neueinstellungen erklangen melodische französische Stimmen. Mathis ging zu Bond herüber, klopfte ihm auf den Rücken und ergriff seine Hand so fest, dass Bonds Finger schmerzten.
    Bond lächelte ihn an. »Was sollte das eben?«
    »Mein lieber Freund«, sagte Mathis hocherfreut, »Sie sind so was von aufgeflogen. Dort oben«, er deutete zur Decke, »befindet sich gerade entweder Monsieur Muntz oder seine angebliche Ehefrau, die mit einer angeblichen Grippe im Bett liegt, und hält sich seine oder ihre schmerzenden Ohren.« Als er Bonds skeptischen Blick sah, grinste er vergnügt.
    Mathis setzte sich aufs Bett und riss mit seinem Daumen eine Packung Caporal-Zigaretten auf. Bond wartete.
    Mathis war mit der Verwirrung, die seine Worte gestiftet hatten, zufrieden. Er wurde ernst.
    »Wie es passiert ist, weiß ich nicht. Die müssen schon ein paar Tage vor Ihrer Ankunft auf Sie angesetzt gewesen sein. Die Gegenseite hat viele Leute hier. Über Ihnen wohnt die Familie Muntz. Er ist Deutscher. Sie ist irgendwo aus Mitteleuropa, vielleicht der Tschechoslowakei. Dies ist ein altmodisches Hotel. Hinter diesen elektrischen Kaminen befinden sich stillgelegte Schächte. Genau hier«, er deutete auf eine Stelle ein paar Zentimeter über dem Kamin, »wurde ein sehr leistungsfähiges Mikrofon angebracht. Die Drähte laufen den Schacht hinauf zu einem Verstärker. In ihrem Zimmer haben sie ein Aufnahmegerät und einen Kopfhörer, mit dem die beiden abwechselnd lauschen. Darum hat Madame Muntz die Grippe und nimmt all ihre Mahlzeiten im Bett ein. Und darum muss Monsieur Muntz immer an ihrer Seite sein, anstatt den Sonnenschein und das Casino dieses herrlichen Ortes zu genießen.
    Einiges davon wissen wir, weil wir in Frankreich einfach außerordentlich clever sind. Den Rest konnten wir ein paar Stunden vor Ihrer Ankunft bestätigen, indem wir Ihren Kamin
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