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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens
Autoren: Lisa Kleypas
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Sie verschränkte ihre Finger. »Fahr wieder aufs Land, Zach, ich gebe dir Bescheid, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe.«
    »Und wenn du feststellst dass ich mit meiner Einschätzung Recht habe? Was dann?«
    »Dann«, sagte sie pragmatisch, »tue ich, was ich kann, um dir und Penny zu helfen.«

Kapitel 2
    Die Zofe betrat das Zimmer mit einem Arm voller Abendkleider. »Nein, Annie, nicht das rosafarbene Kleid«, sagte Lily und wies über ihre Schulter. »Heute Abend möchte ich etwas Aufregenderes. Etwas Frecheres.« Sie saß an ihrem Frisiertisch, blickte in den goldgerahmten ovalen Spiegel und fuhr sich mit den Händen durch ihre widerspenstigen Locken.
    »Das blaue mit den geschlitzten Puffärmeln und dem tiefen Ausschnitt?«, schlug Annie vor und verzog ihr rundes Gesicht zu einem Lächeln. Sie war zwar auf dem Land aufgewachsen, war aber fasziniert von dem eleganten Stadtleben in London.
    »Perfekt! Ich gewinne immer mehr, wenn ich dieses Kleid trage. Alle Herren starren mir in den Ausschnitt statt sich auf ihre Karten zu konzentrieren.« Annie kicherte und ging das Kleid holen, während Lily sich ein blausilbernes Bandeau um die Stirn schlang. Kunstvoll zupfte sie ein paar Locken über das funkelnde Band. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu, aber es wirkte eher wie eine Grimasse. Das kühne Lächeln, das sie immer mit so großer Wirkung eingesetzt hatte, war verschwunden. In der letzten Zeit gelang ihr nur eine armselige Imitation.
    Vielleicht lag es an der Anspannung, mit der sie nun schon so lange lebte.
    Lily runzelte nachdenklich die Stirn. Wenn Derek Craven nicht so ein treuer Freund wäre, dann wäre sie mittlerweile schon wesentlich verbitterter und härter geworden. Es war schon eine Ironie, dass die meisten zynischen Männer, die sie kannte, ihr immer geholfen hatten, die Hoffnung nicht sinken zu lassen.
    Lily hegte keinen Zweifel, dass die gute Gesellschaft fest davon überzeugt war, sie hätte eine Affäre mit Derek.
    Solche Spekulationen überraschten sie nicht – Derek war nicht der Mann, der platonische Beziehungen zu Frauen unterhielt. Aber es gab zwischen ihnen keine romantische Verbindung, und es würde auch nie eine geben. Er hatte nie den Versuch gemacht, sie zu küssen. Natürlich würde es unmöglich sein, jemand anderen davon zu überzeugen, denn sie waren zusammen gesehen worden. Sie klebten aneinander wie Pech und Schwefel und gingen gemeinsam zu allen gesellschaftlichen Ereignissen.
    Derek bat Lily nie, sie in ihrem Londoner Haus besuchen zu dürfen, und sie lud ihn auch nicht ein. Es gab bestimmte Grenzen, die sie nicht überschritten. Lily gefiel dieses Arrangement, denn es hielt andere Männer davon ab, ihr den Hof zu machen. Niemand würde es wagen, in Derek Cravens Territorium einzudringen.
    Es gab Züge an Derek, die Lily in den letzten beiden Jahren schätzen gelernt hatte – vor allem seine Stärke und sein Mangel an Furcht. Natürlich hatte er auch Fehler. Er war gefühllos. Er liebte Geld. Das Klimpern von Münzen war für ihn Musik, die ihm süßer in den Ohren klang, als es Geigen- oder Klavierspiel jemals vermochten. Derek hatte keinen Sinn für Gemälde oder Skulpturen, aber die perfekte Form eines Würfels versetzte ihn in Entzücken.
    Außerdem war er, das musste Lily zugeben, selbstsüchtig Wie kein anderer. Das war vermutlich der Grund, warum er sich nie verliebt hatte. Er würde nie die Bedürfnisse eines anderen vor seine eigenen stellen können. Wäre er jedoch weniger selbstsüchtig und besäße er ein sensibles und freundliches Wesen, so hätte seine Kindheit es bestimmt zerstört.
    Derek hatte Lily gestanden, dass seine Mutter ihn nach seiner Geburt in der Gosse ausgesetzt hatte. Er war von Prostituierten und Kriminellen aufgezogen worden, die ihm die dunkelste Seite des Lebens gezeigt hatten. In seiner Jugend hatte er Gräber ausgeraubt, hatte es jedoch nicht lange ausgehalten, weil sich ihm immer der Magen umgedreht hatte. Später hatte er auf den Docks gearbeitet – Mist geschaufelt Fische sortiert alles, was ihm Geld brachte. Und dann hatte ihn, als er noch ein Junge war, eine hochwohlgeborene Dame von ihrer Kutsche aus gesehen, als er Kisten mit leeren Flaschen aus einem Gin-Laden schleppte. Trotz seiner verlausten und schmutzigen Erscheinung hatte er ihr gefallen, und sie hatte ihn in ihre Kutsche geholt.
    »Du lügst«, hatte Lily ihn bei dieser Geschichte unterbrochen und Derek mit weit aufgerissenen Augen angesehen.
    »Das ist die
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