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Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Titel: Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
Autoren: Tania Carver
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noch immer keinen klaren Gedanken fassen. Er verstand einfach nicht, was er vor sich sah. Er begriff nicht, wie es sein konnte, dass er zur Haustür hereingekommen war, voller Wut und Scham und Selbstmitleid und in dem festen Entschluss, nun endlich seine Meinung zu sagen, die Sache ein für alle Mal zu klären und die ganze Wahrheit auf den Tisch zu bringen … Wie es in einem Moment noch so gewesen war und dann auf einmal … Erneut geisterte sein Blick durchs Zimmer. Zu … all dem werden konnte.
    »Okay«, sagte er und wandte sich dem Fremden zu. »Helfen Sie mir.«
    »Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Na, weißt du, woraus das ist?« Der Fremde lachte.
    Und sein Lachen hallte als ein kaltes, schrilles Echo von den blutgeschwärzten Wänden wider.

Erster Teil
    Karfreitag

3 Es hätte die schönste Zeit ihres Lebens werden sollen. Stattdessen war sie nun zur schrecklichsten geworden.
    Marina Esposito schlug ganz langsam die Augen auf. Entsetzen durchzuckte sie. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Schwerfällig stützte sie sich auf die Ellbogen und versuchte, die Bilder wegzublinzeln. Es gelang ihr nicht.
    Es war, als wäre sie völlig ohne Vorwarnung in eine postapokalyptische Höllenlandschaft hineinkatapultiert worden. Das Cottage, der Garten, der Streifen Suffolk-Küste – alles weg. Statt friedlicher Dorfidylle nur noch Flammen und Trümmer.
    Sie versuchte, sich aufzusetzen und ihr Gehirn zu zwingen, mit den Bewegungen ihres Körpers Schritt zu halten, doch sie spürte nichts als Leere im Kopf. Es war alles zu viel. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie gerade aufgewacht und hätte ihren Alptraum aus der Nacht in den Tag mitgenommen. Doch dann spürte sie die Hitze im Gesicht, den Staub in den Augen. Der Kies der Einfahrt bohrte sich schmerzhaft in ihre Handflächen, in ihre Arme und Wange. Dies war kein Traum.
    Sie blinzelte erneut. Sie musste ihre Gedanken in irgendeine vernünftige Ordnung bringen, sich daran erinnern, was geschehen war und warum sie hier lag.
    Das Cottage, in dem sie alle zusammen Urlaub gemacht hatten. Das …
    Sie starrte zu der brennenden Ruine, und schlagartig wurde ihr klar, dass sie das Cottage gewesen war.
    »Oh Gott …«
    Mühsam kam sie auf die Beine. Sie ignorierte die schmerzhaften Abdrücke vom Kies, die aufgeschrammte Haut, das Schwindelgefühl. Ihr Körper schüttete Adrenalin aus, und sie fühlte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Bald schlug ihr Herz so rasend schnell, dass ihr Brustkorb es kaum noch halten konnte. Schwankend stand sie da und starrte auf das brennende Cottage. Schwerfällig, als wären ihre Beine aus Zement, machte sie ein paar Schritte darauf zu. Ihre Füße knirschten auf dem Kies, und sie atmete schwer durch den Mund ein und aus. Ihr Verstand war noch immer verzweifelt bemüht, zu ihrem Körper aufzuschließen.
    Eine kurze Auszeit, nur ein paar Tage, bevor sie wieder zur Arbeit mussten. Nach der Hochzeit und den Flitterwochen. Nur sie, Phil und seine Eltern.
    Und ihre dreijährige Tochter.
    »Nein … oh nein, lieber Gott, nein …«
    Erneut ein Blick zur qualmenden Ruine hin. Marina ging schneller.
    Ostern in Suffolk. Aldeburgh am Meer. Ganz in der Nähe, in Snape, fand das Aldeburgh Festival statt, es gab einen breiten Strand, Pubs und Restaurants. Es hatte ein Dankeschön für Don und Eileen sein sollen, weil sie sich all die Zeit um Josephina gekümmert hatten.
    Und jetzt das.
    Marina humpelte weiter. Sie versuchte zwischen den brennenden Trümmern Gestalten auszumachen, rief nach ihrer Familie.
    »Phil! Phil! Oh Gott … Eileen! Don!«
    Nichts. Das Einzige, was sie hörte, war das Tosen der Flammen, das immer lauter wurde, je näher sie kam.
    Ihr Herz war kurz davor, aus ihrem Brustkorb zu springen.
    Vor dem Cottage stand ein brennendes Auto, das Marina noch nie gesehen hatte. Ihr Wagen war es jedenfalls nicht, auch nicht der von Don und Eileen. Doch sie verschwendete keinen Gedanken daran, sondern humpelte weiter auf das Cottage zu. Erst jetzt wurde ihr klar, wie weit entfernt sie gelegen hatte.
    Ein Teil ihres Verstandes begann Fragen zu stellen: Warum hatte sie sich nicht im Cottage aufgehalten? Warum war sie nicht bei ihrer Familie gewesen? Ein anderer Teil jedoch schob all diese Fragen beiseite. Es gab Wichtigeres. Viel drängendere Fragen, auf die sie unbedingt Antworten finden musste.
    Sie hörte eine Stimme hinter sich, die immer lauter wurde. Sie beachtete sie nicht. Dann Schritte, als
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