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Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Titel: Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
Autoren: Tania Carver
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schwebte ihr Bewusstsein losgelöst von ihrer Erinnerung, doch dann prallten die beiden mit voller Wucht aufeinander. Sie fuhr in die Höhe.
    Das Cottage … das Feuer …
    »He, immer mit der Ruhe …«
    Sie fühlte Hände auf ihren Schultern. Fest, aber nicht grob. Sie drückten sie nicht nieder, hielten sie einfach nur fest.
    »Wo bin ich?«
    »Ipswich General. In der Notaufnahme.«
    Die Stimme klang vertraut. Warm und freundlich. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. »Phil, wo ist Phil?«
    »Alles wird gut«, sagte die Stimme.
    Marina strengte sich an und schaffte es schließlich, der Sprechenden ins Gesicht zu blicken. Dunkle Haut, blondierte Haare, Jeansjacke, T-Shirt. Ihre Freundin und Kollegin Detective Constable Anni Hepburn.
    »Anni … was –«
    »Leg dich erst mal wieder hin, Marina. Leg dich hin.«
    Marina wollte nicht, aber sie vertraute ihrer Freundin. Erneut sah sie Anni ins Gesicht. Deren Miene war angespannt. Keine Spur von ihrer üblichen guten Laune.
    »Was ist passiert? Wo ist Phil? Josephina?«
    »Beruhig dich erst mal. Entspann dich, okay?« Anni schien nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollte.
    Marina bemerkte ihre Unsicherheit und versuchte prompt erneut, sich aufzusetzen. Jeder Knochen im Leib tat ihr weh. Sie ließ sich wieder auf die Liege sinken.
    »Was ist passiert? Sag doch was …«
    Anni seufzte, und ihr Blick ging umher, als suche sie nach jemandem, der ihr zu Hilfe kam. Da es niemanden gab, wandte sie sich wieder Marina zu. »Man hat dich vor einem Cottage in Aldeburgh in Suffolk gefunden. Gestern Abend.«
    Marina nickte. In ihrem Kopf drehte sich alles. »Wir wollten das Wochenende dort verbringen.«
    Anni sah sie an. »Das Haus hat gebrannt …«
    Bei diesen Worten legte sich eine Düsternis über sie, gegen die selbst das grelle Licht der Kabine nicht ankam.
    »Gebrannt …« Bruchstücke von Marinas Erinnerung kehrten zurück, grellbunte Puzzleteile vor einem dunklen Hintergrund. »Gebrannt.«
    »Du hast versucht, ins Haus zu kommen«, fuhr Anni fort. »Ein Mann, der zufällig vorbeikam, hat dich weggezogen. Wenn er das nicht gemacht hätte …«
    Marina schloss die Augen, während die Puzzleteile sich langsam zu einem Bild zusammenfügten. »Die … die anderen?« Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie konnte kaum atmen. Sie versuchte, die Worte daran zu hindern, sich in ihrem Mund zu formen, wusste aber, dass sie sie früher oder später würde aussprechen müssen. Wusste, dass sie sich den Antworten auf ihre Fragen stellen musste. »Sind sie …?«
    Anni seufzte.
    Marina musterte sie. »Ich kenne diesen Ausdruck«, sagte sie. Sorge und Angst waren stärker als die Erschöpfung und verliehen ihr eine Stimme. »Phil sieht manchmal auch so aus. Das ist das Gesicht, das ihr immer aufsetzt, wenn ihr jemandem eine schlimme Nachricht überbringt. Wenn ihr den Leuten sagen müsst, dass ihr Sohn oder ihre Tochter ermordet wurde. Ich kenne …« Sie geriet ins Stocken. »Oh Gott.«
    »Es … Bist du stark genug dafür, Marina? Ich meine, du hast gerade –«
    »Ich weiß es nicht, Anni. Bin ich stark genug? Ist man für so was jemals stark genug?« Auf einmal war ihre Stimme kalt und abweisend. Dann ein Seufzer. »Entschuldige. Mach … sag’s mir einfach.«
    »Phil ist … am Leben.«
    Ihre erste Reaktion war unendliche Erleichterung. Phil ist am Leben. Doch sie zügelte sich, wollte sich nicht vorschnell in Sicherheit wiegen. Dieses Zögern in Annis Stimme …
    »Am Leben?«, sagte sie.
    Anni schluckte. »Ja.«
    »Kann ich zu ihm?«
    »Im Moment noch nicht. Er ist …«
    »Was?«
    »Nicht bei Bewusstsein.«
    »Oh Gott.«
    »Wir … wir warten noch darauf, dass er wieder zu sich kommt.«
    Annis Worte trafen sie mit der Wucht einer Abrissbirne. Sie versuchte, all das zu verarbeiten, doch in ihrem Kopf tobte ein Zyklon, die Worte wirbelten wild im Kreis herum.
    »Und … und …« Sie brachte den Namen nicht über die Lippen. Josephina. Ihre Tochter.
    »Eileen geht es gut«, sagte Anni rasch. »Es hat sie nicht allzu schlimm erwischt. Sie ist relativ glimpflich davongekommen.« Vor den nächsten Worten wurde ihre Stimme leiser, als wolle sie sich selbst nicht dabei zuhören, wie sie sie aussprach. »Don hatte leider nicht so viel Glück.«
    Der Zyklon in Marinas Kopf beschleunigte sich. »Was? Don …«
    Anni sah Marina in die Augen und hielt ihren Blick fest. »Er … er ist tot, Marina.«
    Der Zyklon erreichte seine maximale Stärke. Er erfasste
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