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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch
Autoren: Ken Bruen
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vor der Tournee.«
    »Tournee?«
    »Ja, Kanada, dann zwei Monate in Las Vegas.«
    Ich mühte mich, dass es mich nicht schüttelte, und sagte:
    »Ihr habt es gut.«
    »Und unser Album kommt raus.«
    »Toll, wie soll es heißen?«
    »Greatest Hits.«
    Ich war gnädig genug, nicht zu fragen:
    »Wessen?«
    Er packte ein Tablett mit Getränken und sagte:
    »Es besteht sogar die Chance, dass wir in der Late Late Show auftreten.«
    »Ich werde die Daumen drücken.«
    »Das wäre dann der endgültige Durchbruch.«
    »Den habt ihr doch längst geschafft.«
    Das behagte ihm besonders. Als ich versuchte, meine Getränke zu bezahlen, wurde mir gesagt, das hätte die Band übernommen. Es gibt Momente, selten wie Glück, da ist man froh, dass man lebt. Dies war einer. Ich tanzte dreimal, zweimal schaffte ich was Langsames. Da kann man sich durchmogeln. Halt sie einfach fest und latsch ihr nicht auf die Füße, und das irgendwie leichthin. Die schnellen Nummern waren ein Albtraum. Ich versuchte auszusehen, als beherrschte ich ein paar spezielle Schritte. Eine Frau hat mal gesagt:
    »Du hast in den Sechzigern tanzen gelernt.«
    Das ist eine dieser Feststellungen, bei denen man nicht noch mal nachfragt. Die Antwort möchte man sowieso nicht hören. Laura war natürlich eine tolle Tänzerin. Ich stümperte herum, der Schweiß troff an meinem Leib herab, und eine Stimme in meinem Kopf brüllte: »Trottel!« Als wir wegen der Nationalhymne stillstanden, schwor ich mir: Nie wieder. Als wir nach Hause gingen, hakte Laura sich bei mir unter und sagte:
    »Das war irre schön.«
    Zu Hause lächelte sie und machte:
    »Ich kann bleiben.«
    Nachdem wir miteinander geschlafen hatten, stützte sie sich auf einen Arm und betrachtete mich prüfend. Ich wollte den Raum in Dunkelheit versenken. Ihre Finger berührten die Tätowierung, und sie fragte:
    »Ist das ein Engel?«
    »Ja.«
    »Dein Schutzengel?«
    »Ich weiß nicht, ich habe ihn bei einer Partie Snooker-Billard bekommen.«
    »Du hast gewonnen?«
    »Nein, verloren.«
    Eins, was mein Dad mir beigebracht hat, ist Snooker. Er hat in Ausscheidungsturnieren der Provinz Connaught mitgespielt. Ich lernte gut. Verlor fast nie. Bis zu meiner Ausbildung in Templemore. Wir hatten über das Wochenende frei und waren auf dem Weg in die Innenstadt von Dublin. Eine Snooker-Halle in der Mary Street hatte seit je einen Ruf wie Donnerhall. Ich hatte alle anderen Kadetten geschlagen, als unser Sergeant erschien und mich zu einer Partie herausforderte. Ich wusste bereits, dass man nie um Geld spielt, und wir mussten uns etwas anderes einfallen lassen. Der Sergeant hatte die Ärmel aufgekrempelt, und seine Arme strotzten vor Tätowierungen. Er sagte:
    »Davon halten Sie wohl nichts, Taylor, mein Junge?«
    »Sind nicht so mein Ding.«
    »Nun, wenn Sie verlieren, kriegen Sie eine, wie wär’s?«
    Leichteste Übung, dachte ich. Und verlor. Zu den Kais hinunter waren wir gegangen. Damals waren Tätowierstuben noch etwas zweifelhaft. Von all den grässlichen Symbolen im Angebot war der Engel am wenigsten befremdlich. Ob es wehtat? Wie Hund tat es weh.

»Die Fabel von jemandem mit dir im Dunkeln.
Die Fabel von jemandem, der mit dir im Dunkeln fabuliert.
Und wie viel besser am Ende verlorene Müh’. Und Schweigen.
Und du, wie du immer warst. Allein.«
    Samuel Beckett, Gesellschaft

I ch ging in einen Militärklamottenladen und kaufte einen strapazierfähigen Rollkragenpullover sowie Thermo-Leggings und Socken. Der Verkäufer, junger Typ in den Zwanzigern, fragte:
    »Wie kalt wird es denn etwa werden?«
    »Sehr, da, wo ich hinwill.«
    »Sibirien oder da herum?«
    »Nein, Claddagh.«
    Vor dem Laden sagte ein mir vage bekanntes Gesicht:
    »Wiegehts?«
    Ich blieb stehen und versuchte, ihn unterzubringen. Sein linkes Ohr war von vier Ringen durchbohrt. Er half mir:
    »Ich hab früher, in ihrer Punkphase, mit Cathy rumgehangen.«
    »Ja, stimmt.«
    »Sie sind dieser alte Ty p … Taylo r … Ja?«
    »Danke.«
    »Sie sagte immer, Sie sind echt cool.«
    »Noch mal danke.«
    Ich dachte, er haut mich um ein Darlehen an, und sagte:
    »Gut, Sie zu sehen.«
    »Hören Sie, wie wär’s mit einem bisschen Speed?«
    Ich hatte schon fast Nein gesagt, da dachte ich: »Mooooment.« Ich musste mir eine ganze Nacht um die Ohren schlagen, da konnte ein kleiner Vorteil nicht schaden. Ich sagte:
    »Klar, geben Sie mir ein paar.«
    Nicht eben billig. Der Suchtkopp in mir wollte sich natürlich sofort eine reinpfeifen, sehen, wie es lief. Vor
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