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Italien zum Verlieben (German Edition)

Italien zum Verlieben (German Edition)

Titel: Italien zum Verlieben (German Edition)
Autoren: Monika Heimann
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konnte man bereits den großen, ebenfalls weiß
verputzten, offenen Kamin sehen, der in der Mitte der
gegenüberliegenden Wand stand.
    "Ciao, Anna!" Violetta, die Haushälterin,
an die Anna noch gute Erinnerungen hatte, kam gerade mit leuchtenden
Augen aus der Küche und nahm Anna sofort in ihre Arme. "Schön,
dass du da bist! Bist aber groß geworden, ma Bimba!" Damit
zog sie Annas Hände etwas von ihrem Körper weg und
begutachtete sie mit einem herzlichen Lächeln. Ihr Deutsch war
bei weitem nicht so gut wie Marias, doch Anna fand das ungeheuer
sympathisch. Violetta war ein bisschen größer und auch
schon weit ergrauter als Maria. Ihre langen Haare hatte sie in einen
Dutt gesteckt, ihre Figur war ein bisschen korpulent und sie trug
ebenfalls eine bunte Schürze. Anna mochte Violetta schon als
Kind besonders gern. Sie hatte immer diesen verschmitzten
Gesichtsausdruck und war für jeden Schabernack zu haben. Und
ihre selbst gebackenen Mandelkekse waren so lecker, dass Anna nie
genug davon bekommen konnte. Da ihr Vater es ihr verboten hatte, am
Kaffeetisch so gierig zu sein, bekam Anna immer hinterher in der
Küche noch so viel Gebäck, mit dem Violetta auch noch Annas
Taschen füllte, dass ihr jedes Mal fast schlecht davon wurde.
    "Oh Violetta, ist das schön, dich zu sehen!"
Anna drückte ihre Hände und lächelte.
    Nun kam auch ihr Onkel die Treppe herunter. "Ja
Anna! Dass du uns einmal besuchen kommst, ist ja eine Freude!"
Damit nahm auch er sie in seine Arme.
    "Hallo Onkel Toni! Na du hattest doch gesagt, ich
könne jederzeit kommen!"
    "Ja, natürlich. Und du hast dir ganz schön
lange Zeit gelassen, mein Angebot anzunehmen", schmunzelte er.
"Komm, ich helf' dir gleich mal mit deinem Gepäck - den
Wagen kannst du hinten in den Schuppen stellen - und dann trinken wir
einen Kaffee."

    Sie saßen unter dem schattigen Vordach an dem
großen Esstisch und tranken den besten Espresso, den es auf der
Welt gab. Zumindest war Anna überzeugt, dass es zumindest in
ganz Deutschland keinen so guten Kaffee geben konnte und nun stellte
Violetta auch noch mit einem Augenzwinkern einen duftenden
Mandelkuchen auf den Tisch, bevor sie sich setzte. Violetta war,
soweit Anna sich zurück erinnerte, nie wie eine Angestellte
behandelt worden, sondern stets wie ein Teil der Familie.
    Anna hatte Sebastian bereits telefonisch Bescheid
gegeben, dass sie gut angekommen war und hatte ein hübsches
Zimmer im dritten Stock direkt unter dem Walmdach bezogen, von dem
aus sie auf Höhe der Eichenwipfel die Weinberge im Süden
überblicken konnte.
    Sie musterte ihren Onkel. Er hatte, seit sie ihn bei der
Beerdigung ihrer Mutter gesehen hatte, etwas zugenommen. Seine
kurzen, braunen Haare waren, genau wie sein Schnurrbart inzwischen
sehr grau geworden und seinem Gesicht war sein Alter deutlich
anzusehen. Doch viele der Falten, die er hatte, mussten wohl vom
Lachen gekommen sein, schloss Anna, als sie sein bubenhaftes Lächeln
sah.
    "Nun erzähl mal", begann er, "als
ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein Teenager, was
machst du denn jetzt so, und wie geht's deinem Vater?"
    Anna versuchte die Antwort auf den zweiten Teil der
Frage noch hinaus zu zögern und begann statt dessen von sich zu
erzählen. "Ich habe inzwischen einen Job als Journalistin
bei einer Zeitung. Aber nur im Lokalteil, also nichts weltbewegendes.
Ich habe auch eine eigene Wohnung, aber mein Freund hat mich schon
gefragt, ob ich nicht zu ihm ziehen will und das habe ich auch gleich
nach meinem Urlaub hier vor."
    "Ein Freund?" Maria lächelte vielsagend.
"Was macht er denn so?"
    "Er ist der Sohn des Verlegers."
    "Oh, dann habt ihr euch wohl bei der Arbeit kennen
gelernt, oder?"
    "Ja, genau. Das hat sich einfach so ergeben und wir
sind jetzt fast drei Jahre zusammen."
    "Na dann hättest du ihn doch mitbringen
können", sagte Toni.
    "Er hat leider so viele Termine, wisst ihr, er soll
den Laden einmal übernehmen und da engagiert er sich jetzt schon
so gut er kann."
    "Na das klingt ja nach einer Spitzen-Partie",
lachte ihr Onkel.
    "Ja, wahrscheinlich. Er meinte, er könnte in
drei Wochen nachkommen."
    "Ah, prima, dann werden wir ihn ja doch noch
kennenlernen", freute er sich.
    "Und dein Vater", fragte Maria weiter, "hat
er inzwischen wieder eine Frau?"
    Nun musste Anna die drei von der unangenehmen Nachricht
in Kenntnis setzen. "Ja, das hatte er, zumindest bis vor zwei
Wochen", Anna sah auf ihre Hände hinunter, "da ist er
nämlich gestorben."
    "Per carità!"
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