Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
ihr beiden seid jetzt schon eine ganze
Weile ein Paar, was?« Cyrus knuffte Nate in den Oberarm. Er versuchte, den
Burschen etwas aufzulockern. Diese jungen Leute von der Upper East Side waren
alle viel zu verkrampft.
    Ja, denkst du. Gib ihnen ein bisschen Zeit.
    »Und? Macht ihr es denn schon miteinander?«, fragte
Cyrus.
    Nate wurde so rot wie der rote Polsterstoff des französischen
Sessels aus dem 18. Jahrhundert, neben dem er stand. Ȁh, wir kennen uns ja
quasi schon, seit wir auf der Welt sind«, stammelte er. »Aber so richtig
zusammen sind wir erst seit einem Jahr. Wissen Sie, wir wollen die Beziehung
nicht aufs Spiel setzen, indem wir irgendwas überstürzen.« Nate wiederholte nur
das, was Blair ihm jedes Mal antwortete, wenn er sie auf das Thema Sex
ansprach. Aber schließlich war der Mann, mit dem er da redete, der Freund der
Mutter seiner Freundin. Was hätte er ihm denn sagen sollen? »Hör mal, Alter,
wenn's nach mir ginge, würden wir hier nicht rumstehen, sondern längst
poppen«?
    »Ja, ja. Verstehe«, sagte Cyrus Rose. Er legte Nate
eine fleischige Hand auf die Schulter. Am Handgelenk trug er einen dieser
Goldarmreife von Cartier, die verschraubt und dann nie wieder abgenommen werden
- in den Achtzigern waren die Dinger mal extrem angesagt, heutzutage eher weniger.
Es sei denn, man ist tatsächlich auf den Achtziger- Retro-Hype reingefallen. Hallo?
    »Darf ich dir mal einen Tipp geben?«, fragte Cyrus,
was Nate natürlich schlecht ablehnen konnte. »Hör nicht auf das, was Mädchen
dir sagen. Mädchen wollen überrascht werden. Du musst nur dafür sorgen, dass
es spannend bleibt, verstehst du?«
    Nate nickte stirnrunzelnd. Er grübelte darüber nach,
wann er Blair zuletzt überrascht hatte. Aber außer der Eistüte, die er ihr mal
mitgebracht hatte, als er sie vom Tennistraining abgeholt hatte, fiel ihm
nichts ein. Das war schon über einen Monat her und überraschungstechnisch eher
nicht so der Bringer. Wenn er so weitermachte, würden er und Blair nie zusammen
in der Kiste landen.
    Nate war einer dieser Jungs, bei denen man ganz genau
weiß, was sie denken, wenn man sie anschaut: Das Mädchen da starrt mich an,
weil ich so spitzenmäßig aussehe. Trotzdem wirkte er nicht eingebildet. Er konnte nichts für sein
spitzenmäßiges Aussehen. Der Arme war eben so auf die Welt gekommen.
    An diesem Abend trug Nate den moosgrünen Kaschmirpulli
mit V-Ausschnitt, den Blair ihm zu Ostern geschenkt hatte, als ihr Vater sie
beide für eine Woche nach Sun Valley-zum Skifahren eingeladen hatte. Sie hatte
Nate gleichzeitig auch symbolisch ihr Herz geschenkt, indem sie heimlich ein
kleines goldenes Herz in den Pullover genäht hatte. So würde er ihr Herz immer
an seinem tragen. Blair sah sich gern als unverbesserliche Romantikerin ä la
Audrey Hepburn oder Marilyn Monroe in den alten Hollywoodfilmen. Sie dachte
sich immer neue Handlungsstränge für den Film aus, in dem sie gerade mitwirkte
- den Film ihres Lebens.
    »Ich liebe dich«, hatte Blair gehaucht, als sie Nate
den Pulli geschenkt hatte.
    »Ich dich auch«, hatte Nate geantwortet, obwohl er
sich da nicht so sicher war.
    Nate sah in dem Pulli so blendend aus, dass sich Blair
damals am liebsten schreiend die Kleider vom Leib gerissen hätte. Aber wie
hätte das denn ausgesehen? Mehr femrne fatale als Frau-fiirs-Leben - also schwieg sie und versuchte, zerbrechlich
und kükenhaft in Nates Armen zu liegen. Sie küssten sich ausgiebig, und ihre
Wangen brannten vor Hitze und auch vor Kälte, weil sie den ganzen Tag draußen
auf der Piste verbracht hatten. Nate wühlte in Blairs Haar und zog sie aufs
Hotelbett herunter. Blair legte beide Arme über den Kopf und ließ zu, dass Nate
sie auszuziehen begann, bis sie begriff, worauf das alles zusteuerte und dass
es eben kein Film war, sondern echt. Also setzte sie sich auf, wie es sich für ein anständiges Mädchen gehört, und
bat Nate aufzuhören.
    Bis heute hatte sie ihn jedes Mal gebeten aufzuhören.
Erst vor zwei Tagen war er nach einer Party mit einem halb geleerten Flachmann
Brandy in der Tasche noch bei ihr vorbeigekommen, hatte sich neben ihr auf dem
Bett ausgestreckt und »Ich will dich, Blair« gemurmelt. Wieder hätte sich
Blair am liebsten schreiend auf ihn gestürzt, doch sie riss sich auch diesmal
am Riemen. Als Nate leise schnarchend eingeschlafen war, stellte sie sich vor,
er wäre in ihrem Film ihr Ehemann und hätte ein Alkoholproblem, aber sie würde
fest zu ihm halten und ihn immer lieben,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher