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Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Titel: Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)
Autoren: Reiner Stach
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Geschwistern wuchs er in der Obhut der Mutter und eines Vormunds in Brünn auf. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte Weiß Medizin in Prag und Wien. Danach war er in Bern und Berlin als Assistenzarzt tätig, bevor er 1911 nach Wien zurückkehrte und in der chirurgischen Abteilung des Wiedener Spitals angestellt wurde. Wegen einer Lungenerkrankung nahm er 1912 eine Stelle als Schiffsarzt an, die ihn für mehrere Monate nach Ostindien führte. Sein erster Roman Die Galeere war kurz zuvor vom S. Fischer Verlag angenommen worden und lag bereits gedruckt vor, als Weiß Mitte 1913 zurückkehrte.
    Im Juni 1913 traf Weiß in Prag erstmals mit Kafka zusammen, danach in Wien im September und in Berlin im November desselben Jahres. Unmittelbar nach der Auflösung von Kafkas Verlobung mit Felice Bauer am 12. Juli 1914 – der berühmte »Gerichtshof« im Hotel ›Askanischer Hof‹ in Berlin – verbrachte Kafka einige Urlaubstage mit Weiß und dessen Lebensgefährtin Johanna Bleschke (die sich später als Schauspielerin Rahel Sanzara nannte) im dänischen Ostseebad Marielyst.
    Während des Ersten Weltkriegs diente Weiß als Regimentsarzt. Die freundschaftliche Verbindung mit Kafka kühlte bald ab, im April 1916 kam es sogar zu einem vorübergehenden Bruch, dessen Ursache wohl in dem – aus Kafkas Sicht – allzu fordernden und distanzlosen Verhalten Weiß’ zu suchen ist. Erst nach dem Krieg, als Weiß sich für längere Zeit in Prag niederließ, kam es wieder zu einer vorsichtigen Annäherung.
    Weiß arbeitete zunächst noch als Chirurg, widmete sich dann aber völlig der Literatur. 1916 erschien sein Roman Der Kampf , 1918 Tiere in Ketten ; 1919 fand in Prag die erfolgreiche Premiere seines Dramas Tanja statt. Anfang 1921 übersiedelte Weiß erneut nach Berlin, wo es auch während des halbjährigen Aufenthalts Kafkas zu freundschaftlichem Verkehr der beiden Autoren kam. Sein im Oktober 1923 erschienener Roman Die Feuerprobe gehört zu den letzten von Kafka gelesenen Büchern.
    Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 verließ Weiß Berlin, lebte bis zum Frühjahr 1934 wieder in Prag, ging dann nach Paris. Im Exil wurde Weiß u.a. von Stefan Zweig und Thomas Mann finanziell unterstützt; Ersterem widmete er seinen Roman Der arme Verschwender (1936), Letzterem den Roman Der Verführer (1938). In Paris schrieb Weiß für Exilzeitschriften. Als am 14. Juni 1940 deutsche Truppen Paris besetzten, unternahm Ernst Weiß einen Selbstmordversuch; in der darauffolgenden Nacht erlag er seinen Verletzungen.

Weltsch, Felix
    Felix Weltsch wurde am 6. Oktober 1884 in Prag geboren; er war das erste von vier Kindern des Tuchhändlers Heinrich Weltsch und seiner Frau Louise. Nach dem Besuch der Volksschule des Piaristenordens, wo er mit Max Brod Freundschaft schloss, wechselte Weltsch zum Altstädter Gymnasium, wo er die Klasse unter Kafkas Jahrgang besuchte.
    Nach der Matura nahm Weltsch ein Jura-Studium an der Prager Karls-Universität auf und trat in die ›Lese- und Redehalle der deutschen Studenten‹ ein. Kafka lernte er vermutlich 1903 über ihren gemeinsamen Freund Max Brod kennen. Es entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft, trotz der zunehmenden intellektuellen Entfernung: Während Kafka sich immer stärker der Literatur zuwandte, blieb Weltsch seinen philosophischen Interessen treu.
    In späteren Jahren verband beide auch das gemeinsame Interesse an Fragen des Zionismus und der jüdischen Tradition. So wurde Kafka auch in die Familie des Rechtsanwalts Theodor Weltsch eingeführt, eines Onkels von Felix Weltsch, der in der Prager zionistischen Szene eine bedeutende Rolle spielte.
    Felix Weltsch schloss sein Jura-Studium 1907 mit der Promotion ab; nach der obligatorischen Gerichts- und Advokaturspraxis begann er 1909 als Praktikant bei der National- und Universitätsbibliothek Prag, bei der er bis zu seiner Emigration 1939 beschäftigt blieb. Im November 1911 erwarb Weltsch an der Karls-Universität zusätzlich einen philosophischen Doktorgrad; er veröffentlichte Arbeiten zu (religions-)philosophischen Fragen (auch gemeinsam mit Max Brod) und hielt in Prag Vortragszyklen zu literaturhistorischen Themen. Im August 1914 heiratete er Irma Herz (1892–1969), mit der er, trotz starker Spannungen, bis zu seinem Tod beisammen blieb.
    Neben seiner Tätigkeit in der Bibliothek leitete er zwischen Herbst 1919 und 1938 die Redaktion der jüdischen Wochenschrift Selbstwehr , deren Leser und Abonnent Kafka bis zu seinem
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