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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale
Autoren: Philip Jose Farmer
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Rolle und verließ das Blatt, während Namalee das gleiche tat. Da sie mit Füßen ausgestattet waren, ließ sich ein gewisser Lärm natürlich nicht vermeiden, und ein paar Sekunden später hörte Ismael ein Geräusch, das sich anhörte, als würde unter großem Druck aus einem Behälter Luft entweichen. Irgend etwas durchbohrte in der Nähe seiner Schulter ein Blatt.
    Namalee stieß einen erstickten Laut aus, und beide warfen sich der Länge nach auf den Boden. Sechs oder sieben Zischlaute erklangen, dann knallten mehrere Gegenstände gegen die harte Haut des Pflanzenstamms.
    Sofort danach krochen die beiden auf Händen und Knien lautlos auf eine zwei Fuß dicke umgefallene Pflanze zu, kletterten über sie hinweg und entkamen, als sie hinter ihr lagen, gerade noch drei weiteren Geschossen.
    Ismael griff über den gefallenen Stamm hinweg und tastete, bis er einen kleinen, pfeilartigen Auswuchs fand, der aus dem Halbholz herausragte. Es handelte sich um einen nadelspitzen Dorn, der etwa zwei Zoll lang und ein sechzehntel Zoll dick war. An seinem anderen Ende wuchsen vier federähnliche Gewächse. Da Namalee ihm erklärt hatte, daß die Spitze des Doms vergiftet war, unterließ er es, sie näher zu untersuchen.
    Laut den Aussagen des Mädchens verfügte der Shivaradu über dreißig hohle Tentakel. Das Ungeheuer ließ die knochigen Dornen im eigenen Körper heranwachsen. Wenn sie voll entwickelt waren, fielen sie in einen an der Unterseite seines pfannkuchendünnen, sechzig Fuß durchmessenden Körpers befindlichen Beutel. Der Shivaradu entnahm diesem Beutel mit Hilfe eines Tentakels einen Dorn und steckte ihn in das hohle Ende eines anderen Tentakels. Wenn er einem Opfer nahe genug gekommen war, benutzte er seine Tentakel wie Blasrohre, die von einem blasenähnlichen, luftgefüllten Organ oberhalb seines Körpers bedient wurden. Seine Reichweite betrug annähernd sechzig Fuß.
    Wie die meisten Geschöpfe der Luft war auch der Shivaradu mit großen Blasen ausgestattet, die ein Gas enthielten, das leichter war als Luft. Auch diese wuchsen an der Oberseite seines Körpers.
    Ismael langte erneut über den gefallenen Stamm hinweg, um weitere Geschosse einzusammeln. Er hörte ein Zischen und sah über sich Blätter tanzen, als zwischen ihnen hindurch Dornen abgeschossen wurden. Eines der Geschosse landete kaum einen Zoll von seiner Hand entfernt.
    Hastig riß er einige der abgefeuerten Dornen heraus, hielt sie sorgfältig in der Hand und kroch hinter Namalee her.
    „Er wird uns folgen, bis er uns findet!“ keuchte das Mädchen.
    „Sagtest du nicht, er könnte mit seinem eigenen Gift getötet werden?“
    „Das behaupten die alten Legenden.“
    Als hinter ihnen ein brechendes Geräusch hörbar wurde, beschleunigten sie ihre Geschwindigkeit.
    „O Zoomashmarta!“ sagte Namalee. „Er reißt die Pflanzen aus, um an uns heranzukommen!“
    „Zu weit herunter kann er sich nicht wagen!“ sagte Ismael. „Anderenfalls würde er sich aufspießen. Einige der Pflanzen sind ziemlich spitz, mußt du wissen.“
    Vor ihren Gesichtern sprang ein Tier auf, was dazu führte, daß sie aufschrien und anhielten. Aber es handelte sich nur um einen Kwishchanga, den doppelnasigen, antennenbewehrten Affenbär, wie Ismael ihn nannte. Meckernd und zirpend jagte das Geschöpf durch das Geäst und stürzte plötzlich ab.
    Ismael konnte nicht erkennen, was dem Tier passiert war, aber er nahm an, daß einer der Giftpfeile es getroffen und getötet hatte.
    Der Dschungel verwandelte sich in eine krachende und knackende Umgebung, als die Pflanzen brachen oder – befreit vom Gewicht des vorbeieilenden Ungeheuers – in ihre Ausgangspositionen zurückschwangen.
    „Zoomashmarta, hilf uns! Zoomashmarta, hilf uns!“ flüsterte Namalee.
    Das sich über ihnen ausbreitende Dickicht begann plötzlich von Leben zu wimmeln. Ein Schwall der neun Zoll großen Küchenschaben brach aus ihm hervor und verschwand in alle Richtungen. Eine Affenbärensippe floh auf eine pfahlähnliche Pflanze, von der aus jedes einzelne Tier sich zu den Zweigen eines größeren Gewächses hinaufschwang.
    Ismael und Namalee sprangen zur gleichen Zeit – und ohne sich durch ein Wort verständigt zu haben – auf und rannten durch den Dschungel. Sie stolperten und fielen, halfen einander wieder auf die Beine. Ismael verlor die gesammelten Dorne, hatte aber keine Zeit mehr, um nach ihnen zu sehen. Aber immerhin hatte er noch Namalees Steinmesser.
    Plötzlich blieb das Mädchen stehen.
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