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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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Wachs verschlossene Dose des begehrten Gewürzes. Miesel war zufrieden und schüttelte immer wieder Necrons Arm.
    »Mit dir handle ich wirklich gern. Du kommst wieder, wenn ich etwas so Schönes für dich habe?«
    »Es wird Monde dauern, bis ich wieder den westlichen Rand betrete. Ich reise nach Osten, und vielleicht führt mich mein Weg bis zu den Valunen, wer weiß. Unsere Wege trennen sich wieder.«
    Aber sie aßen noch zusammen. Miesel half Necron, die ausgeruhten Pferde einzuschirren, nachdem der Schrein herumgedreht worden war. Die beiden Männer tauschten einige Neuigkeiten aus, dann schnalzte Necron und trieb seine Pferde an.
    Sein Weg führte nach Osten. Das nächste Ziel war das Treibende Land.
     
     
    *
     
    Als der Alleshändler nach zwei Tagen wieder seine Stundenwurzel zu Rate zog, bemerkte er, daß diesmal er verspätet war.
    »Schneller, meine Grauen!« rief er und ließ über ihren wippenden Köpfen die Peitsche knallen.
    Vor dem Treibenden Land erstreckte sich eine ebene Fläche, von Staub und Steinen, verdorrten Bäumchen, kleinen Kratern und Erdspalten erfüllt. Obwohl er meist diese Strecke gefahrlos überwunden hatte, blieb Necron mißtrauisch. Seine Pferde galoppierten ruhig dahin. Erdbrocken und Steine prasselten von den Hufen gegen den Wagenkasten und gegen die Brust der zwei hinteren Paare der Zugtiere. Ab und zu erscholl hoch über dem Gespann ein gespenstisches Heulen oder Pfeifen.
    Es waren die Teisten, die riesigen Vögel, von denen die Seelen der Lebendigen ausgesogen wurden. Necron stand auf, balancierte auf dem schmalen Fußbrett und zog die Armbrust aus dem Vorratskasten. Während er, die Zügel um sein Knie geschlungen, steuerte, spannte er die Waffe und legte den ersten vergifteten Bolzen darauf. Er war erst zweimal von Teisten angegriffen worden.
    »Rechtzeitig vorbereitet zu sein, vermag oft das Leben zu retten.«
    Halbe Dunkelheit herrschte, wie immer. Über den grauen Staub der Ebene führten Spuren, die aus allen Richtungen kamen und sich ununterbrochen schnitten und kreuzten. Aber Necron konnte keine gefährlichen Zeichen erkennen. Hinter dem Schrein, durch dünne Staubwedel hindurch, sah er die Doppelspur der breiten Felgen. Immer wieder wandte er den Kopf und durchforschte die Umgebung. Zweimal leuchteten breite Streifen Tageshelligkeit auf und wanderten auf den Wagen zu, schwenkten ab und hoben sich langsam dem Zenit entgegen. Er ignorierte sie. Weit voraus, aber noch ebenso weit vom Rand des Treibenden Landes entfernt, sah Necron einige Lichter. Es konnten Lagerfeuer sein – eine Möglichkeit, mit Gewinn zu handeln?
    Es gab keinen festen Weg, keine bekannte Straße, kein einziger bekannter Punkt konnte dem Wanderer helfen oder sein Ziel weisen.
    Es half nur eines: geradeaus fahren. Deswegen kontrollierte Necron immer wieder die Spuren des Schreines.
    Die Lichter wurden größer und flackerten immer stärker.
    »Also doch Feuer?« fragte er sich. Selbst wenn er in Eile war, und selbst wenn es ihm nicht gelang, einen guten Handel zu betreiben, würde er froh sein, sich nach den Tagen des einsamen Reisens mit irgend jemandem unterhalten zu können. Es gab immer gute Gespräche an den Lagerfeuern derer, die in der Düsterzone zu wandern wagten.
    Bald darauf sah er runde Zelte, schwere, sechsbeinige Tiere, die unruhig vor den Feuern hin und her liefen, einige menschliche Gestalten und einen Turm, der aus Holzstangen bestand. Er runzelte die Stirn und fragte sich, wen er hier treffen würde. Die Freude darauf und auch eine gewisse Sorglosigkeit ließen ihn fast leichtsinnig werden. Zumal die Jagdschreie der Teisten immer leiser geworden waren.
    Ein Wanderer warf eine Handvoll Staub in ein Feuer. Es gab einen grellen, tiefroten Feuerball. Necron erschrak gleichzeitig mit seinen Pferden. Das grelle, angsterfüllte Wiehern brachte seine Gedanken wieder auf den gefährlichen Boden der Düsterzone zurück, und er rief sich zur Ordnung.
    Der Zauber der klaren Sicht zeigte ihm die Wahrheit.
    Das Trugbild löste sich schlagartig auf. Aus dem roten Kugelblitz in den Flammen des Lagerfeuers wurde eine riesige, rote Schale. Vor dem Glühen rankten sich Äste und dünne schlangenartige Gewächse.
    »Ein Himmelsstein-Loch!« schrie Necron auf. Er griff nach der Peitsche, knallte wie besessen damit und riß an den rechten Zügeln. Die Leitpferde wichen sofort nach rechts aus. Der Wagen wurde aus vollem Galopp heraus in diese Richtung gerissen und fing an zu schleudern. Die Felgen wirbelten
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