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Inspektor Jury lichtet den Nebel

Inspektor Jury lichtet den Nebel

Titel: Inspektor Jury lichtet den Nebel
Autoren: Martha Grimes
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Commander Macalvie aschfahl und sah unsicher aus. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Aber als die vier Männer schon fast an der Tür waren, sagte er schließlich: «Guter Gott, Jury. Doch nicht Teresa Mulvanney. Ich habe vergessen, Tess überprüfen zu –»
    «Wir haben es alle vergessen, Brian. Das vergessene kleine Mädchen. Sie haben mir erzählt, wie Mary Mulvanney in Ihr Büro gestürmt kam. Sie hat gesagt, sie könne nicht dorthin zurückgehen. Den Ärzten von Harbrick Hall zufolge schien sich Teresa Mulvanneys Zustand zu bessern, wie bei jemandem, der aus einem Dämmerschlaf erwacht. Das war vor sechs Jahren. Im folgenden Jahr grenzten ihre Fortschritte ans Wunderbare. Man übertrug ihr Aufgaben. Sie hat ihre Arbeit tadellos ausgeführt. Sie war beredt, wohlerzogen, ruhig. Und dann hat Lady Pembroke, eine gütige, alte Dame, angeboten, sie würde sich weiter um Teresa Mulvanney kümmern.»
    «Verdammt, nichts wie los.» Macalvie fragte Melrose: «Was dagegen, wenn wir Ihren Schlitten nehmen, Kumpel? Meiner braucht von null auf zehn glatt eine Stunde.»
    Wiggins war gar nicht wohl, als Melrose Macalvie seine Schlüssel übergab. «Der hier ist ein bißchen schneller.»
    Eine ziemliche Untertreibung, wie Macalvie mit seinem Tempo unter Beweis stellte. Wiggins machte sich auf dem Rücksitz so klein, wie er nur konnte. Die schmale Straße, die stellenweise dichten Hecken, die Nacht, der tückische Moornebel – Macalvie fuhr für diese Bedingungen eindeutig zu schnell.
    Doch Macalvie scherte sich nicht weiter darum und raste durch eine scharfe Kurve. «Woher wußte sie das? Nach welchen Kriterien hat sie ihre Opfer ausgewählt?»
    «Furchtbar einfach. Mr. Mack hat gesagt, daß ein einmal eröffnetes Testament jedermann zugänglich ist. Sara Millar/Teresa Mulvanney brauchte sich nur die Erben des Ashcroft-Vermögens herauszupicken. Was George Thorne anbetrifft, so dürfte sie ihn für einen Mitverschwörer gehalten haben, was weiß ich. Praktischerweise wohnten alle in der gleichen Gegend. Das Endziel war Jessica Ashcroft. Die anderen hat sie … sozusagen auf dem Weg zu ihr umgebracht.» Jury war jetzt auch schon ein bißchen übel.
    Macalvie schrammte mit dem linken Kotflügel an einer Steinmauer entlang, als er eine Kurve zu scharf nahm. «Tschuldigung, Sportsfreund.»
    Melrose saß friedlich rauchend auf dem Rücksitz und sagte: «Es gibt doch Ersatzteile.»
    Macalvie hämmerte auf das Lenkrad ein. «Aber verdammt, Jury! Es waren Kinder! Warum zum Teufel hat sie nicht gleich Ashcroft abgemurkst, wenn der es war, der Rose Mulvanney umgebracht hat?»
    «Konnte sie nicht.»
    Eine Sekunde lang ließ Macalvie die Straße aus den Augen, und der Kotflügel bekam wieder etwas ab.
    «Was zum Teufel soll das heißen?»
    «Er war schon tot.»
     
     
    E S WAR EINE LANGE A UFFAHRT , und Molly hörte das Auto, das gleich um die Ecke biegen mußte. Aber noch war das Licht der Scheinwerfer nicht zu sehen.
    Sie wollte schon ihre eigenen Scheinwerfer einschalten, doch dann zögerte sie. Tess würde denken, es sei Robert Ashcroft, und es auf einen Frontalzusammenstoß ankommen lassen. Molly stellte zu ihrem Erstaunen fest, daß sie doch noch ganz gern lebte. Vielleicht konnte sie Teresa irgendwie aufhalten, ohne daß sie selber dabei draufging.
    Man müßte sie überraschen, sie dazu bringen, daß sie ins dichte Gehölz abbog, einen Unfall riskieren, aber keinen tödlichen. Die Fotoausrüstung. Blitzlicht? Nicht genug Birnen, nicht genug Zeit. Und als sie aufblickte, sah sie am Ende des Tunnels, in der Ferne, die Scheinwerfer von Tess’ Auto.
    Das Licht am Ende des Tunnels! Ist das Licht eines nahenden Zugs … Auf einmal fielen ihr diese Zeilen von Lowell wieder ein. Sie griff sich das Stativ vom Rücksitz, schlug den rechten Scheinwerfer ein, warf das Stativ wieder nach hinten und stieg ein. Was konnte einen Autofahrer mehr irritieren, als statt zwei Lichtern nur eins auf sich zukommen zu sehen? Was mochte das sein? Auto? Motorrad? Wenn sie das Überraschungsmoment ausnutzte – Das andere Auto hatte die Auffahrt nun schon zur Hälfte passiert, die Scheinwerfer kamen im Nebel auf sie zu. Molly ließ den Motor an und fuhr ihm entgegen. Ach, zum Teufel. Man stirbt nur einmal.
    Sie waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt, da kreischten die Räder des Morris, er schwenkte ab und krachte in die Mauer, schleuderte zurück, drehte sich und prallte auf den Lamborghini.
     
    Der Rolls war nur noch eine Minute von der
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