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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen
Autoren: Matha Grimes
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anfangen zu weinen, doch dann sah er mit trockenen Augen zu ihnen hoch.
    »Er hatte also Geld?«, sagte Aguilar.
    Ty nickte. »Reiche Familie, vermute ich. Musste ja auch nicht arbeiten oder so.«
    Aguilar hatte ihr Notizbuch gezückt und den Schreibstift im Anschlag. Einen Füllfederhalter. Seit Jahren hatte Jury keinen mehr gesehen.
    Sie sagte: »Wo wohnt seine Familie?«
    »In … Kent? Nein, in East Sussex, glaube ich. Irgendwo in East Sussex, nicht weit von der Küste.«
    »Was wissen Sie über sie, abgesehen davon, dass sie reich sind?«
    »So gut wie gar nichts. Er hat nie über sie geredet, mochte sie wohl nicht besonders, so kam es mir vor. Mit Ausnahme seines Großvaters, den er wirklich sehr gern hatte. Ich glaube, da war auch noch eine Großmutter, die mochte er. Waren aber kein Ehepaar, eins davon väterlicherseits, eins mütterlicherseits.«
    »Wohnen die in Sussex?«
    »Nein, in London. Der Großvater wohnt, glaube ich, in Chelsea. So wie Billy auch. Nicht weit vom Sloane Square. Von sich selbst hat er eigentlich nicht viel erzählt. Wir redeten hauptsächlich über Kunst.« Ty lachte und hielt dann abrupt inne, offensichtlich fand er Lachen in dem Moment unangebracht. »Er hatte aber nicht so viel Ahnung.«
    »Soweit wir wissen, hatte er eine Wohnung in der Sloane Street.«
    »Stimmt.« Ty ließ den Blick quer durch den Raum schweifen. Dieser Teil des Klubs war seltsam still. »Der Krieg.«
    »Was?«, sagte Jury.
    »Der Zweite Weltkrieg. Billy war fasziniert von dieser Zeit. Er ging ständig ins Kriegsmuseum, das da in Lambeth, Sie wissen schon. Es hatte mit seinem Großvater zu tun – der Krieg, meine ich. Der war so eine Art Code-Experte.«
    Jury starrte ihn überrascht an.
    »Moment. Der Großvater: Das ist doch nicht etwa Sir Oswald Maples, oder?«
    Ty dachte nach. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Billy was davon erzählt hätte. Er sprach von ihm bloß als Großvater. Sagte, er hätte während des Krieges einen wichtigen Job gehabt, Codeentschlüsselung oder so was.«
    »Wer ist das?«, wollte DI Aguilar von Jury wissen.
    »Sir Oswald Maples spielte eine bedeutende Rolle in der Codierungs- und Entschlüsselungsabteilung des Geheimdienstes. In Bletchley.«
    Ty sah ihn verständnislos an. »Was ist denn das?«
    Waren wir denn wirklich einmal so jung? , überlegte Jury.
    Aguilar sagte: »Das waren doch die Entschlüsseler, nicht? Top Secret. Und in Bletchley Park traf man sich.«
    Jury nickte.
    »Sie kennen ihn? Diesen Oswald Maples?«
    Wieder nickte Jury.
    »Hut ab«, meinte Aguilar. Zu Ty sagte sie: »Wir werden uns wahrscheinlich noch einmal mit Ihnen unterhalten wollen. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer.«
    Er tat es, zusammen mit einer Adresse in Clerkenwell. »Viel zu feines Pflaster allmählich für unsereins«, fügte er hinzu.
    Sie steckte die Kappe auf den Füller und verwahrte ihn und das Notizbuch in ihrer Tasche. Lächelte dann. »Ziehen Sie nach Wandsworth. Da haben Sie Ihr härteres Pflaster.«
    Ty lachte und hielt wieder abrupt inne.
    Aguilar und Jury verließen den Klub.
    »Mein Wagen steht dort drüben«, sagte sie. »In der St. John Street.«
    Sie gingen die Clerkenwell Road hinunter.
    Clerkenwell wurde als Viertel mit jedem Tag angesagter, anspruchsvoller, immer mehr junge, gut verdienende Leute zogen hierher. Es grenzte direkt an den Finanzdistrikt, wo Jury letzthin viel Zeit verbracht hatte, und zählte noch mit zum Stadtbezirk von Islington, wo er weniger Zeit verbrachte, obwohl Islington sein Zuhause war.
    »Morgen müssen wir uns seine Wohnung ansehen.«
    »Die von Maples? Wir? Ich hatte den Eindruck, ich sollte mich nicht in den Fall einmischen.«
    »Sollen Sie auch nicht. Doch offensichtlich kennen Sie hier jeden. Was bleibt mir da anderes übrig?«
    Unterdrückte sie da gerade ein Lächeln? Jury sagte: »Ach Gott, ist es nicht scheußlich, einen Kriminaler von Scotland Yard um Hilfe bitten zu müssen?«
    »Ich hab nicht gesagt, dass ich Hilfe brauche. Ich sagte, Sie kennen jeden. Es spart Zeit, wenn Sie die Befragung des Großvaters übernehmen.«
    Sie war neben einem grauen Fiat stehen geblieben, einem Wagen, den Jury immer als Witz betrachtet hatte. »Sie wohnen in Islington, stimmt’s?«
    Nun war er doch ein klein wenig überrascht. »Ja, aber woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß eine Menge über Sie. Schon vergessen? Vor nicht allzu langer Zeit waren Sie ständig in den Nachrichten. Steigen Sie ein.«
    Sie fuhren bis zur High Street von Islington und dann weiter
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