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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Autoren: Peter Robinson
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ergänzte Banks, »und schon haben wir unseren Mörder. Träumen Sie weiter.«
      Der Beamte der Spurensicherung lachte. »Wir können auch keine Wunder vollbringen, Sir.«
      »Hat jemand ein Vergrößerungsglas da?«, fragte Banks in die Runde. »Und ich will keine blöden Witze von wegen Sherlock Holmes hören.«
      Einer der Beamten reichte ihm eine dieser rechteckigen Lupen, die man zusammen mit der in winziger Schrift gedruckten, zweibändigen Ausgabe des Oxford English Dictionary erhält. Banks hielt das Füllmaterial hoch und begutachtete es durch das Glas.
      Was er sah, war ein unregelmäßig geformter Schnipsel zusammengeknüllten Papiers, der an der breitesten Stelle nicht größer als drei Zentimeter war. Zuerst konnte er außer den verrußten Rändern des verknitterten Papiers nichts erkennen, doch es sah eindeutig so aus, als stammte es aus irgendeinem Magazin. Er schaute genauer hin, drehte den Schnipsel mal so und mal so, hielt ihn mal näher an das Glas und mal weiter weg, bis sich schließlich die abstrakten Formen zu etwas Erkennbarem fügten. »Verdammte Scheiße«, murmelte er und ließ langsam seinen Arm sinken.
      »Was ist es denn, Alan?«, wollte Gristhorpe wissen.
      Banks reichte ihm das Vergrößerungsglas. »Guck es dir lieber selbst an«, sagte er. »Du würdest mir nicht glauben.«
      Banks trat zurück und beobachtete, wie Gristhorpe den Schnipsel eingehend untersuchte. Er wusste, dass es nur eine Frage von Sekunden sein würde, bis der Superintendent genau wie vorher Banks die Spitze einer rosafarbenen Zunge erkannte, die einen Tropfen Sperma von der Eichel eines erigierten Penis leckte.
     
     

* ZWEI
     
    * I
     
    Eine traditionelle Polizeiweisheit besagt, dass man sich, wenn ein Fall in den ersten vierundzwanzig Stunden keine Spuren hervorbringt, auf eine lange und mühselige Ermittlung einstellen muss. In der Praxis handelt es sich bei dieser Frist natürlich nicht immer um genau vierundzwanzig Stunden; es können dreiundzwanzig sein, neun, vierzehn oder sogar achtundvierzig. Und da liegt das Problem: Ab wann kann man mit bestem Gewissen ein bisschen ruhiger weiterarbeiten? Die Antwort, so fiel Banks ein, als er um zehn Uhr am Morgen seine müden Knochen in den »Sitzungssaal« des Polizeireviers von Eastvale schleppte, lautet schlicht und ergreifend: nie.
      Der Fall Suzy Lamplugh war ein gutes Beispiel. Er begann mit einer Vermisstenanzeige. Eines Tages, zur Mittagszeit, verließ eine junge Frau das Büro des Maklers in Fulham, wo sie beschäftigt war, und verschwand. Erst nach einem Jahr intensiver Ermittlungsarbeit, die mehr als sechshundert eidesstattliche Aussagen, Tausende von Befragungen, sechsundzwanzigtausend Karteikarten und wer weiß wie viele Arbeitsstunden zur Folge hatte, wurde die Untersuchung zurückgeschraubt. Suzy Lamplugh war nie gefunden worden, weder lebendig noch tot.
      Kurz bevor Banks auf dem Revier ankam, hatte Superintendent Gristhorpe Phil Richmond zum Büroleiter ernannt und ihn gebeten, sozusagen die Schaltzentrale für den Fall Keith Rothwells aufzubauen, in der alle eingehenden Informationen sorgfältig registriert, untereinander in Beziehung gesetzt und gespeichert werden sollten. Zuerst dachte Gristhorpe daran, die Zentrale in Fortford oder Relton einzurichten, nahe am Tatort, aber dann entschied er, dass ihnen im Revier in Eastvale bessere Möglichkeiten zur Verfügung standen. Außerdem war Fortford nur ungefähr zehn Kilometer entfernt.
      Richmond war zudem der Einzige von ihnen, der Übung im Gebrauch des Computerprogrammes HOLMES hatte, ein Ermittlungssystem der Kripozentrale mit einem effektvollen Namen. Ganz ohne Probleme arbeitete auch HOLMES nicht, besonders weil nicht alle Polizeikräfte des Landes das gleiche Computersystem verwendeten. Doch wenn in dem Fall nicht bald Entwicklungen eintraten, könnten sich Richmonds Fähigkeiten als nützlich erweisen.
      Als erste Handlung am frühen Morgen hatte Gristhorpe eine Pressekonferenz abgehalten. Je eher Fotos von Keith Rothwell und Beschreibungen der Mörder; der Kapuzenmützen und anderer Details neben den Frühstückstellern der Bevölkerung lagen oder über die Fernsehbildschirme flimmerten, desto eher würden sie Informationen erhalten. Für die Morgenzeitungen kam die Nachricht zu spät, aber für die lokalen Radio- und Fernsehsender sowie die Yorkshire Evening Post würde es reichen. Morgen wäre die Meldung dann in allen überregionalen
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