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Inside Aldi & Co.

Inside Aldi & Co.

Titel: Inside Aldi & Co.
Autoren: Andreas Straub
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Magazin hatte ausführlich recherchiert und dabei mit Betroffenen, aber auch mit hochrangigen Insidern gesprochen, darunter ein ehemaliger Einkäufer, ein Jurist und auch eine Kassiererin. Aus der «Tiefpreis-Religion», folgerte der
Spiegel
, resultiere ein Konzern, der Lieferanten gängele und Kunden wie Mitarbeiter überwache. Die Unternehmenskultur trage sogar paranoide Züge.
    Für einen Eklat sorgte ein Ring kameraaffiner Filialleiter aus dem Großraum Frankfurt. Die Männer bedienten gerne ihren Joystick und zoomten mit Überwachungskameras offenbar bei leicht bekleideten Kundinnen auf Brüste und Pos. Was sie für ansehnlich und bewahrenswert hielten, brannten sie auf CD s und tauschten es untereinander aus. Von der «heute-show» bis «Harald Schmidt» lieferte die Geschichte auch den Comedy-Shows der Republik reichlich absurden Stoff.
    Im Fernsehen stellte Günther Jauch in seiner ARD -Sendung basierend auf meinem Buch am 30 . April 2012 die Frage: «Das Aldi-Prinzip – Billig um jeden Preis?». Damit entfachte er eine hitzige Debatte um den Discounter. Ich sprach in der Talkshow, gemeinsam mit Günter Wallraff, der das Buch mit einem Vorwort unterstützt hatte, den rüden Umgang mit Mitarbeitern an und präsentierte Fakten. Hunderte Aldi-kritische Reaktionen gingen bei Jauch ein. Die Wucht überraschte selbst den Moderator. Günter Jauch erreichte mit dem Thema die höchste Einschaltquote seiner Sendung bislang. Es war der Anfang einer breiten Berichterstattung in den Medien, in Fernsehen und Rundfunk sowie in Print- und Onlinemedien. Stern  TV widmete dem Aldi-Skandal gleich zwei Sendungen in Folge. Zunächst ging es um die Verhinderung von Betriebsräten (siehe auch das Kapitel «Betriebsratswahlen à la Aldi Süd»), später um das System Aldi und Mobbing im Allgemeinen. Nach der ersten Sendung erhielt das RTL -Magazin mehr als 1000  Zuschriften. 607  Mails stammten von ehemaligen und aktuellen Aldi-Mitarbeitern. Davon schilderten 136 positive Erfahrungen, 471 hingegen bestätigten die Mobbing-Vorwürfe und Schikanen.
    Ich sprach mit zahlreichen Zeitungen und gab Interviews. In den ersten beiden Wochen nach der Veröffentlichung hetzte ich von Termin zu Termin. In ausführlichen Gesprächen mit der
Stuttgarter Zeitung
und mit der
Süddeutschen Zeitung
erklärte ich zum Beispiel, wie Testkäufe als Druckmittel ablaufen, weshalb so viele junge Mitarbeiter bei Aldi sind und warum Kritik intern «nicht erwünscht» ist.
    Hinter der langen Debatte nach dem relativ ähnlichen Lidl-Skandal aus dem Jahr 2008 , der sich um heimliche Überwachung und Schikane von Angestellten drehte, blieb das Medienecho allerdings etwas zurück. Der vom
Stern
aufgedeckte Skandal hielt sich länger in den Medien und löste mehr Resonanz in der Tagespresse aus, wie jedenfalls die Fachzeitschrift
Werben & Verkaufen
ermittelte. An fast jedem Ort befänden sich Aldi-Filialen, die eigentlich genügend Stoff für regionale Geschichten böten. Doch trotz rückläufiger Budgets gebe Aldi immerhin rund 250  Millionen Euro brutto für Print-Werbung aus und sei damit der größte Anzeigenkunde der ohnehin unter dem schwachen Anzeigengeschäft leidenden deutschen Tagespresse, vermutete das Fachblatt. Gegenüber dem früheren Aldi-Manager Eberhard Fedtke, der im Dezember  2011 einige kritische «Aldi-Geschichten» aus den 1970 er Jahren veröffentlicht hatte, soll eine leitende Redakteurin deutlich geworden sein: Sie wolle sein Buch nicht vorstellen, da Aldi schließlich bei ihnen werbe, berichtete
Werben & Verkaufen
. Dessen ungeachtet sanken die Imagewerte von Aldi laut YouGov erstmals unter die von Lidl.
    Im Januar 2013 enthüllte Detektiv Wolfgang Paul, welche Aufträge er zur Bespitzelung von Mitarbeitern von ganz oben erhalten hatte, und sorgte damit bundesweit für Schlagzeilen, mehr dazu später.
    Am 8 . Juli 2013 widmete das Erste dem Thema Aldi gleich zwei Sendungen: ein
ARD
-Markencheck
und eine anschließende Diskussion bei «Hart aber fair». Der Markencheck gelangte in drei Bewertungskategorien aus Verbrauchersicht zu gemischten Ergebnissen, im Bereich der Fairness aber zu einem klaren «Unzureichend». Unfreiwillig bestätigte Aldi Süd selbst, dass kaum ein Mitarbeiter dort bis zur Rente durchhält – im Jahr 2012 waren es nach Angaben des Discounters gerade einmal 64 .
    «In Rente gehen. Das gehört dazu. Nur nicht bei Aldi Süd», schreibt
Welt Online
. «Spannend wird es erst bei der Fairness des Unternehmens. Hier
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