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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman
Autoren: Aufbau
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kamen aus der Richtung, in die ich laufen musste. Meine Beine zitterten und zuckten, als könnten sie es nicht abwarten, sich in Bewegung zu setzen.
    Der Mann hatte gelächelt, aber bei meinem Anblick runzelte er die Stirn. Natürlich legten fast alle Leute bei meinem Anblick die Stirn in Falten, aber ich fand es noch schlimmer, dass ein bewaffneter Mann ein solches Gesicht zog – ich verhüllte mich mit meinem Tschador.
    Der Soldat duckte sich vor einem Ast und rief etwasin sein Fahrzeug hinab. Die Autos folgten weiter der Straße.
    »Das sind die Amerikaner.« Anwar klatschte in die Hände und zog seine Cousins mit, um den Militärfahrzeugen zu folgen. »Schenkt mir ein Radio! Einen Fußball! Einen Ball, Ball, Ball!« Er drehte sich zu Omar und Salman um. »Los, kommt! Sie haben bestimmt etwas in ihren Autos.«
    Ich drückte die Naan fest gegen meine Brust und lief so schnell in die Richtung, die nach Hause führte, dass ich den großen, spitzen Steinen kaum ausweichen konnte.
    Kurz vor der nächsten Kurve riskierte ich einen Blick über die Schulter. Anwar und seine Cousins folgten immer noch den Fahrzeugen. Sie johlten und klatschten, und der afrikanische Soldat warf ihnen etwas Glitzerndes zu. Die Jungen krabbelten auf dem Boden herum, um die Sachen aufzusammeln. Dann verschwanden die Fahrzeuge hinter einer Straßenbiegung. Als ich die Soldaten nicht mehr über den Mauern sah, lief ich weiter.
    Auf unserem Hof schloss ich die Tür zur Straße und lehnte mich gegen die warme Lehmziegelmauer. Zu Hause! Hier konnten mich weder Anwar noch die schrecklichen Soldaten belästigen. Ich wischte den Speichel weg, der beim Rennen immer aus meiner Hasenscharte lief, und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ich wollte Zeynab rufen. Baba. Alle und jeden. Sie mussten erfahren, was ich gerade gesehen hatte. Sie würden mir bestimmt nicht glauben. Alle würden sagen, dass An Daral viel zu unwichtig war. Aber sie irrten sich. Die Amerikaner waren da!

»Baba-jan! Baba-jan!« Ich hatte es so eilig, in das Haus zu kommen, dass ich die Tür offen hinter mir ließ. Alle hatten sich schon zum Essen auf dem Fußboden niedergelassen. In ihrer Mitte stand das Geschirr auf dem großen, gewebten Daster Khan.
    Malehkah, die Baba gerade Tee einschenkte, zuckte bei meinem Ruf zusammen. »Sei still! Sieh nur, was du getan hast!« Sie griff nach einem kleinen Handtuch und wischte den verschütteten Tee auf.
    »Aber ich muss euch etwas erzählen.«
    »Sei still, habe ich gesagt. Dein Vater hat Kopfschmerzen. Und warum hast du so lange gebraucht?«
    Baba rieb seinen Nasenrücken. Najib, mein großer Bruder, saß neben ihm und sah aus, als wollte er jeden Moment wieder einschlafen. Zeynab, die eine Orange für Khalid und Habib pellte, hob den Kopf und bot mir eine Spalte an. Ich schüttelte den Kopf und legte das Naan ab, wobei ich darauf achtete, dass das angebrochene Stück nicht zu sehen war. »Die Amerikaner. Sie sind hier. In An Daral. Sie sind auf der Straße am Fluss an mir vorbeigefahren. Sie haben riesige Autos mit Kanonen und …«
    »Wirklich?« Baba, der gerade einen Schluck trinken wollte, war schlagartig wach und starrte mich an.
    »Bale, Baba.«
    Baba stellte die Tasse ab und stieß Najib mit dem Ellbogen an. »Was hältst du davon, Najibullah?« Mein Bruder zuckte mit den Schultern. Er schien etwas erwidern zu wollen, aber Baba sprach weiter: »Vielleicht sollten wir nachsehen.«
    Malehkah setzte sich zwischen ihre Söhne. Sie zog Habib zu sich heran, der eine Orange aß, und betrachtete ihn lächelnd. Dann wandte sie sich mir zu und die Freude wich aus ihrem Gesicht. »Halt dich von diesen Männern fern, Zulaikha. Man erzählt sich, dass diese ungläubigen Soldaten afghanischen Mädchen Schreckliches antun. Sogar Mädchen wie dir.«
    »Sie sind nur vorbeigefahren. Ich habe nicht …«
    Baba hob eine Hand. »Sie hat recht. Du musst dich von diesen Männern fernhalten.« Er riss ein Stück Naan ab und stand auf. »Komm, Najibullah. Hajji Abdullah hat die Wahrheit gesagt. Die Amerikaner verlieren keine Zeit. Sie sind genau zu dem Zeitpunkt gekommen, den sie dem Hajji genannt haben.«
    »Wusstest du, dass sie kommen würden, Baba-jan?«, fragte Zeynab.
    »Hajji Abdullah war vor ein paar Tagen in der Werkstatt. Er hat erzählt, dass die Ungläubigen die verrückte Idee haben, eine neue Schule zu bauen. In diesem modernen Stil. Er meint, die reichen Amerikaner würden Hunderttausende von Afghani für gute Schweißer zahlen.«
    »Wir
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