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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman
Autoren: Aufbau
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haben schon eine Schule«, sagte Khalid.
    Baba zuckte mit den Schultern. »Sie finden sie zu klein. Und sie darf nicht von Mädchen besucht werden.«
    Mädchen? Ich starrte Baba an.
    Zeynab meldete sich zu Wort. »Aber Mädchen gehensowieso nicht zur Schule, Baba-jan. Und eine Frau, die einen guten Ehemann hat, braucht keine Bücher.«
    Malehkah lächelte, schüttelte dann aber den Kopf und senkte den Blick.
    Baba gebot uns mit einem Wink zu schweigen. »Ich habe eingewilligt, sie anzuhören. Hoffen wir, dass alles stimmt, was der Hajji über seine amerikanischen Kontakte erzählt hat. Eine Schule für Jungen. Eine Schule für Mädchen. Eine Schule für Ziegen. Wen kümmert das, so lange sie zahlen?« Dann verließ er mit Najib Haus und Grundstück.
    Eine Schule für Mädchen? So etwas hatte es in An Daral noch nie gegeben. Wie mochte es wohl sein, wenn man zur Schule ging?
    Malehkah entdeckte das Naan, von dem Anwar etwas abgerissen hatte. »Seht euch das an!« Sie hielt es hoch und sah mich durch die große Einbuchtung an. »Zulaikah konnte ihren Appetit wieder nicht zügeln. Esst etwas, bevor sie alles verputzt hat, meine Söhne.« Sie kam schwerfällig auf die Beine. »Sorgt dafür, dass die Jungen essen. Dann badest du sie, Zulaikah. Danach machst du die Wäsche. Und du mistest den Kuhstall aus, Zeynab, und flickst den Riss in der Rückwand.«
    »Bale, Mada«, sagten Zeynab und ich wie aus einem Mund, während Malehkah schon auf dem Weg in die Küche war, um das Geschirr abzuwaschen.
    »Stillhalten, Habib.« Es fiel mir schon schwer, den Namen meines kleinen Bruders auszusprechen, aber es war noch schwieriger, ihn zu waschen. Manchmal dachte ich, dass Malehkah diesen Namen mit den vielen Bs nur ausgesucht hatte, um sich über mich lustig zu machen.
    Habib turnte in der Metallwanne herum, die hinten am Brunnen stand, und bückte sich immer wieder, um mit dem Seifenschaum zu spielen. Ich wrang den Lappen über seinem Kopf aus. Es war mir ein Rätsel, wie er sich so schmutzig gemacht hatte – das Wasser schien an seinem dicken, schwarzen Haarschopf abzuperlen.
    »Mir ist kalt.« Habib wischte mit den kleinen Händen über sein Gesicht.
    »Ich weiß, Bacha. Aber kannst du für deine Schwester ein großer Junge sein?«
    Khalid zog ein Stück Schrott zur Rückwand des Hofes.
    »Was tust du da?«, fragte ich.
    »Mada hat mir verboten rauszugehen.« Khalid lehnte das Metallstück gegen die Benzintonne, die hinten auf unserem Grundstück in der Ecke stand. »Sie sagt, die Soldaten sind gefährlich.« Die Tonne stand neben einem Riss in der Mauer. Von dort wollte Khalid offenbar auf das Stalldach klettern.
    »Bleib unten. Deine Mutter hat recht. Diese Männer sind gefährlich. Und du wirst dir wehtun, wenn du auf das Dach steigst.«
    »Aber ich will etwas sehen!«
    »Dann geh auf das Hausdach«, sagte ich.
    »Das habe ich schon probiert.« Khalid stellte das Metallstück anders hin.
    Habib trat ins Wasser. Dann prustete er frustriert und schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, Habib. Ich wasche dich weiter.« Ich tupfte mit dem Lappen auf seiner kleinen Kartoffelnase herum.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf die Betonmauer beimBrunnen. Als ich mich aufrichtete, sah ich Malehkah, die einen Haufen Wäsche auf den Boden warf. Khalid spielte sofort den braven Sohn und tat so, als jäte er unter dem Granatapfelbaum Unkraut.
    »Ist es so schwierig, einen Zweijährigen zu waschen? Beeil dich. Danach sind die Kleider an der Reihe«, schimpfte sie. »Und achte darauf, dass die Sachen von Khalid und Habib dieses Mal auch wirklich sauber sind.«
    »Aber ich wasche immer …«
    »Neulich hast du nur die Kleider deines Vaters und Najibullahs richtig geschrubbt. Meine Jungen brauchen auch saubere Sachen.«
    »Sie sind meine Brüder, Mada. Ich würde nie …«
    »Tu es einfach!« Malehkah ging wieder zum Haus. »Wenn du einen Ehemann finden willst, musst du lernen, nicht immer zu diskutieren. Und mach schnell. Die Wäsche muss fertig sein, bevor dein Vater nach Hause kommt.« Sie sah zu Khalid. »Behalt ihn im Auge. Solange die Soldaten draußen herumlaufen, darf er nicht auf die Straße.«
    »Bale, Mada.« Ich sah zu der Dreckwäsche, die neben dem Stein beim alten Waschbrett lag. Das würde ewig dauern. Nach den langen Arbeitstagen in Babas kleiner Schweißerei hatten seine Kleider und die von Najibullah immer gelbliche Schweißflecke und schwarze Stellen von der Asche und vom Funkenflug.
    Zeynab trat aus dem kleinen, als Stall
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