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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom
Autoren: Ernest Hemingway
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Tom?» fragte ihn Joseph, der Hausboy. «Sie haben Schluß gemacht für heute, stimmt’s?»
    Joseph war hochgewachsen, sein Gesicht war sehr lang und sehr schwarz, und er hatte große Hände und Füße. Er ging barfuß in langen Hosen und trug ein weißes Jackett.
    «Nein, danke, Joseph. Ich glaube, ich nehme lieber nichts.»
    «Einen kleinen Gin and Tonic?»
    «Nein, ich werde lieber zu Mr. Bobby hinuntergehen und bei ihm einen trinken.»
    «Nehmen Sie hier einen, hier kostet es weniger. Mr. Bobby hatte schlechte Laune, als ich vorbeikam. Zuviel von diesem gemixten Zeug… sagt er. Irgendwer von einer Yacht hat eine White Lady haben wollen, und er hat ihm eine Flasche Mineralwasser gebracht, dieses amerikanische Zeug mit der Lady drauf, die neben der Quelle sitzt, und so ‘n weißes Moskitonetz anhat.»
    «Ich werde lieber hinuntergehen.»
    «Lassen Sie mich Ihnen vorher noch einen machen. Mit dem Lotsenboot ist Post gekommen. Sie lesen Ihre Briefe und nehmen Ihren Drink dabei und gehen hinterher zu Mr. Bobby.»
    «Einverstanden.»
    «Sehen Sie? Ich hab ihn nämlich schon fertig», sagte Joseph. «Es sieht nicht aus, als wenn viel herauskäme, bei Ihrer Post, Mr. Tom.»
    «Wo ist sie?»
    «Unten in der Küche. Ich bring sie herauf. Ein paar Briefe von Damen… einer aus New York, einer aus Palm Beach. Hübsche Schrift. Und der Mann aus New York hat geschrieben, der Ihre Bilder verkauft. Die anderen kenne ich nicht.»
    «Von mir aus kannst du sie alle beantworten.»
    «Jawohl, Sir, wenn Sie wünschen… ich bin weit über meine Verhältnisse gebildet.»
    «Bring sie schon her.»
    «Jawohl, Sir. Es ist auch eine Zeitung dabei.»
    «Die bleibt fürs Frühstück.»
    Thomas Hudson setzte sich, las seine Post und probierte den kalten Drink. Einen der Briefe las er ein zweites Mal, dann steckte er alle in ein Schreibtischfach. Er rief: «Joseph, ist alles fertig für die Jungen?»
    «Jawohl, Sir… Mr. Tom. Und zwei Kisten Coca-Cola extra. Der junge Mr. Tom muß jetzt größer sein als ich, was?»
    «Noch nicht ganz.»
    «Der denkt, er kann mich jetzt mal…»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Ich hab mich so oft mit ihm herumgeprügelt», sagte Joseph. «Ganz komisch, daß ich jetzt Mister zu ihm sagen muß. ‹Mr. Tom›… ‹Mr. David›… ‹Mr. Andrew›… Drei prima Jungen, ich kenne keine besseren. Und Andy ist gottverdammich der gerissenste.»
    «So ist er auf die Welt gekommen», sagte Thomas Hudson.
    «Und geändert hat er sich ja nicht», sagte Joseph strahlend.
    «Dann sei mal diesen Sommer ein Vorbild für sie.»
    «Sie können nicht erwarten, daß ich jetzt das Vorbild spiele, Mr. Tom. Vor drei, vier Jahren, als ich noch grün war, wäre es angegangen, aber jetzt will ich mir von Tom was abgucken. Er war auf einer teuren Schule und hat sich ein erstklassiges, teures Benehmen angewöhnt. Ich seh ja nicht wie er aus, aber ich kann mich so benehmen: immer geradeheraus, aber immer höflich. Und so patent wie Dave will ich werden, das ist am schwierigsten. Und hinter Andys Touren komm ich auch noch.»
    «Werd mir nur nicht zu schlau.»
    «Nein, Mr. Tom. Das habe ich nicht gemeint. Hier im Hause brauche ich keine Drehs. Ich will nur für mich selber wissen, wie man’s andreht.»
    «Schön, daß sie kommen, was?»
    «Mr. Tom, ich nehme es so ernst, als käme der Messias. Sie sollen es genauso prima haben, wie damals bei dem großen Feuer. Ob’s schön wird, fragen Sie? Klasse wird es, Sir.»
    «Wir werden uns eine ganze Menge ausdenken müssen, damit sie ihren Spaß haben.»
    Joseph sagte: «Nein, Mr. Tom, wir müssen eher aufpassen, daß sie’s nicht übertreiben. Immer diese schrecklichen Projekte! Eddy muß uns helfen. Er kennt sie besser. Ich bin mehr ihr Freund, das macht es schwierig.»
    «Was macht Eddy?»
    «Die Königin hat Geburtstag, er hat ein bißchen vorgefeiert. Aber er ist tadellos in Ordnung.»
    «Ich geh besser zu Mr. Bobby hinunter, solange seine schlechte Laune vorhält.»
    «Er hat sich nach Ihnen erkundigt, Mr. Tom. Wenn’s je einen feinen Mann gegeben hat, dann ist es Mr. Bobby. Bloß das Gesindel von den Yachten macht ihm jedesmal zu schaffen. Er war ganz fertig, als ich vorhin wegging.»
    «Was hast du dort gemacht?»
    «Ich hab das Coca-Cola geholt, und dann habe ich ein bißchen beim Billard mitgemischt.»
    «Wie ist der Tisch?»
    «Lausiger als je.»
    «Ich gehe jetzt», sagte Thomas Hudson. «Ich dusch mich nur und ziehe mich um.»
    «Ich hab schon alles auf Ihr Bett gelegt», sagte
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