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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman
Autoren: Josie Litton
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zum Fluss ein. Ein paar Minuten später ritt er an Alex und Joannas Londoner Residenz vorbei. Als er durch das schmiedeeiserne Tor spähte, glaubte er, Licht zu sehen. Das überraschte ihn, denn er nahm an, vor der Reise nach Akora hätte Alex die Dienerschaft auf seinen Landsitz Boswick geschickt. Nun, vielleicht war das ein Irrtum.
    Wenig später überquerte er die Themse und wandte sich nach Südwesten. Der Anger namens Wimbledown Common lag weit genug von London entfernt, so dass ihn nur Schafhirten, Wanderer oder Aristokraten aufsuchten, die einander töten wollten. Vor langer Zeit war das Gebiet gerodet und Schweinen und Schafen überlassen worden. Aber hier und da streckten alte Eichen ihre knorrigen Äste in die Luft. Unter ihrem Laub versammelten sich krächzende Raben in flüsternden Schatten. Die ganze Nacht hatte es geregnet, und wie Royce zufrieden feststellte, war das Gras noch feucht. Royce band sein Pferd an einem tief hängenden Zweig fest. Dann schlenderte er auf die große Wiese, wo schon so viele Männer um ihre Ehre gekämpft hatten.
    Grey war bereits angekommen. Hoch aufgerichtet stand er da und blickte Royce entgegen. Zwischen ihnen wirbelte grauer Morgennebel empor. »Ich dachte, ich hätte Sie viel
    leicht missverstanden, Lord Hawkforte.«
    »Keineswegs.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass ich keinen Sekundanten mitbringen sollte?«
    »In dieser Annahme gehen Sie recht. Wie gesagt, wir treffen uns nur zu einer Besprechung.«
    Teils erleichtert, teils belustigt seufzte Grey. Mit einer knappen Geste wies er auf die Umgebung. »Und diese Unterredung – diese dramatische Szenerie?«
    »Oh, eine dramatische Szenerie würde ich es nicht nennen, Sir. Bis dahin liegt noch ein weiter Weg vor uns.« Behutsam legte Royce die Satteltasche auf den Boden, öffnete sie und nahm die hölzerne Kassette heraus. »Wie ich gehört habe, sind Sie ein gebildeter Mann.«
    »Diesen Ruf habe ich mir erworben«, antwortete Grey bescheiden.
    »Dann werden Sie begreifen, was ich Ihnen zeige.«
    Royce hob den Deckel des Kästchens und enthüllte einen schlichten Behälter aus Ton. Den hatte Atreus ihm vor der Abreise aus Akora übergeben – ein Beweis für das Vertrauen des Vanax in einen Xenos , einen Sohn der Nation, der das Inselreich in Kassandras Vision zu erobern suchte.
    Bevor Royce dieses Vertrauen missbrauchte, würde er eher sterben.
    Langsam hob er den Tontopf hoch und wandte sich zum anderen Ende des Feldes. Sein Arm war stark und der Wurf präzise gezielt. Ein paar Dutzend Schritte entfernt landete der Topf auf dem Boden und zerbrach. Zunächst geschah nichts. Grey hob erstaunt die Brauen.
    Und dann explodierte das Feuer. Auf dem feuchten Gras loderten Flammen, breiteten sich nach allen Seiten aus und schossen zum Himmel hoch.
    Sogar aus der Ferne hörte Royce das Knistern und nahm den beißenden Geruch wahr.
    »Was haben Sie getan?«, fragte Grey verwirrt und beklommen.
    »Ich habe einen Topf auf die Wiese geworfen«, erklärte Royce seelenruhig.
    »Zuerst müssen Sie entzündet haben, was sich darin befand.«
    »Nein, das haben Sie doch gesehen.«
    »Ja«, gab Grey zu und starrte in die Flammen. »Der Boden ist feucht.«
    »Sehr feucht. Aber Wasser wird dieses Feuer nicht löschen. Nicht einmal, wenn man es eimerweise darauf schüttet. Irgendwann erlischt es von selber, wenn der Brennstoff aufgebraucht ist. Das war nur ein kleiner Topf. Und man kann viel größere herstellen.« Um Greys ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, trat er vor ihn hin. »Einer feindlichen Seemacht entgegengeschleudert, verwandelt dieser einzige Topf das stolzeste Schlachtschiff in ein Flamenmeer, das kein einziger Mann überleben würde. Wenn Sie daran zweifeln, erinnern Sie sich an das Schicksal der arabischen Flotte, die 673 Konstantinopel angriff.«
    Aus Greys Gesicht wich alle Farbe. Da er tatsächlich ein gebildeter Mann war, wusste er genau, was Royce meinte. Entgeistert starrte er in die rote Glut. »Mein Gott, die Akoraner besitzen das Griechische Feuer!«
    »So ist es.«
    »Aber Sie, Hawkforte …« Greys Augen verengten sich. »Diese Substanz haben Sie den Akoranern entwendet und nach England gebracht! Wir können sie analysieren, die Komponenten feststellen, aus denen sie besteht, die Formel finden …«
    »Das war mein einziger Topf.«
    »Was? Nein, Sie können unmöglich meinen …«
    Royce trat noch näher an Grey heran und versperrte ihm die Sicht auf das immer noch züngelnde Feuer. Über den Bäumen
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