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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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würden.
    Sebastian Heredia nutzte die Gelegenheit, seine
    Besatzung zu versammeln und ihr seine Pläne zu
    erläutern.
    Sie hörten ihm schweigend zu. Erstaunen, ja Un-
    gläubigkeit breitete sich aus. Schließlich ergriff wieder einmal Zafiro Burman als erster das Wort.
    »Sollen wir glauben, daß der Todesengel lebt und
    du ihn persönlich getroffen hast? Nicht möglich!«
    »O doch, und in einer guten Woche wirst du ihn
    auf der Brücke der Ira de Dios sehen, wenn du nicht lieber auf den Cayman-Inseln an Land gehen willst, gemeinsam mit allen anderen, die Angst haben.«
    »Teufel noch mal…!« rief der erste Steuermann
    entrüstet aus. »Hast du dir wirklich in den Kopf gesetzt, dich mit der Ira de Dios anzulegen? Nicht
    einmal der Alte hätte sich das getraut.«
    Der Margariteno, der neben dem Steuermann stand
    und die übrigen Männer um einen Meter überragte,
    sah sich alle der Reihe nach an, bemerkte ihre ernsten Gesichter und gab schließlich zu bedenken:
    »Stets habt ihr euch beklagt, daß ihr nichts zu tun habt und die Beute so armselig ist.« Vielsagend breitete er die Arme aus. »Jetzt biete ich euch endlich alle Aktion der Welt und die größte Beute, von der ihr je geträumt habt. Was wollt ihr noch?«
    »Nichts weiter. Der Plan ist großartig, aber Mom-
    bars ist nun mal Mombars«, mischte sich ein zer-
    knirschter Nick Cararrota ein. »Ich sehe mich schon mit offenen Gedärmen laufen.«
    »In dieser Hinsicht brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, versetzte Kapitän Jack mit Humor. »Auf
    der Insel, die wir ausgesucht haben, gibt es keine Bäume, an die sie die Gedärme nageln können.«
    »Schöner Trost!«
    »Die Entscheidung liegt bei euch«, fuhr Sebastián Heredia fort und bemühte sich, gleichgültig zu wirken. »Wer Schiß hat, kann auf den Cayman-Inseln
    bleiben, denn ich komme mit zwanzig Männern aus,
    und für die wird der Anteil um so phantastischer
    ausfallen.«
    »Können wir darüber nachdenken?« wollte ein lan-
    ger dünner holländischer Kanonier wissen. »So eine Entscheidung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
    »Nur diese Nacht. Morgen früh will ich wissen,
    wer mit mir kommt und wer nicht.« Er bedeutete
    Lucas Castano, ihm in die Kajüte zu folgen, und als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er Platz und fragte: »Was meinst du?«
    »Wie der Malteser so schön gesagt hat: >Mombars ist nun mal Mombars<. Bei seinem Namen allein
    gefriert einem das Blut in den Adern.«
    »Meine Güte!« beklagte sich der Kapitän bitter.
    »Sind sie nun Piraten oder nicht? Ich bin auf diesem Schiff aufgewachsen. Jahrelang sind sie mir mit ihren früheren Heldentaten in den Ohren gelegen und daß sie in der Lage seien, San Juan, Cartagena oder sogar die Flotte selbst anzugreifen, und jetzt, in der Stunde der Wahrheit, jagt ihnen ein einziger Name Angst ein.« Er sah ihm in die Augen. »Dir auch?«
    Der Panamese, der auf dem Fensterbrett des Ach-
    terfensters Platz genommen hatte, von dem er bei
    einem plötzlichen Schlingern des Schiffs ins Wasser gefallen wäre, schüttelte leicht den Kopf.
    »Erinnere dich daran, daß ich dich erst auf die Idee gebracht habe, diesen Hurensohn reinzulegen. Er
    beschäftigt mich, aber Angst jagt er mir keine ein.
    Trotzdem mußt du akzeptieren, daß es Leute gibt,
    die sich bei dem Gedanken nicht wohl fühlen, es mit neunzig Kanonen und über zweihundert Wilden aufzunehmen, die Menschenfresser sein sollen.«
    »Verstehe! Ich mache auch keine Freudensprünge,
    aber jetzt sind die Würfel nun mal gefallen.«
    Der Margariteno aß allein zu Abend, versuchte im
    unergründlichen Gesicht des Kochs, der das Essen
    servierte, zu lesen, wie die Entscheidung seiner Besatzung ausfallen würde, doch ganz offensichtlich hatte der Filipino auch keine Ahnung, was in diesen Augenblicken auf dem unteren Vorderdeck passierte. Und so beschränkte er sich darauf, Sebastian weiter zu bedienen, wie er es immer getan hatte, seit der Kapitän sein Amt angetreten hatte.
    »Und du?« fragte Sebastian, als der Koch das Ge-
    schirr abräumte. »Bleibst du auf den Caymans oder kommst du mit?«
    Mit unbeweglichem olivenfarbenen Gesicht ent-
    gegnete der kleine Mann fatalistisch:
    »Ich habe immer Angst gehabt, am Galgen zu en-
    den, Kapitän, aber wenn wir gewinnen, eröffne ich in Port-Royal ein gutes Wirtshaus. Und sollten wir verlieren, werde ich mich mit einem Stein um den
    Hals ins Meer stürzen, um nicht in die Hände von
    Mombars zu fallen.«
    Er
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