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Infinitas - Licht der Finsternis (German Edition)

Infinitas - Licht der Finsternis (German Edition)

Titel: Infinitas - Licht der Finsternis (German Edition)
Autoren: Andrea Wölk
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fragte sich allen Ernstes, ob es ihr fruchtiges Duschgel war oder sie selbst.
    »Interessantes Tattoo, das Sie da tragen, Monsieur ...? Leider haben wir keinen Ausweis bei Ihnen gefunden.«
    »Mein Name ist Omar Rayhan ibn Ziyad. Sie können mich Ray nennen, das ist kürzer. Wie lange bin ich schon hier?«
    »Ray also«, murmelte sie vor sich hin und schrieb den Namen in die Krankenakte. »Einen Tag. Sie sind kein Franzose.«
    »Und Sie sind keine Französin!«
    Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Wenn Sie mir verraten, woher Sie kommen, verrate ich Ihnen, woher ich komme.«
    Ohne es wirklich zu wollen, erwiderte Rayhan ihr Lächeln. »Okay, ich stamme aus Marokko.« – Und wurde vor etwa dreizehnhundert Jahren geboren, fügte er in Gedanken hinzu.
    Dr. Madison Balisari nickte. »Gut, ich bin halb Italienerin, halb Amerikanerin« – Und ich kann Gedanken lesen! , fügte sie in Gedanken grinsend hinzu.
    »Ihr Tattoo, hat es eine besondere Bedeutung?« Sie zeigte mit dem Kugelschreiber, den sie in der Hand hielt, auf seinen nackten Oberkörper.
    »Wie bin ich hierher gekommen ?«, fragte er und ging zum zweiten Mal nicht auf ihre Frage ein.
    »Jemand hat den Krankenwagen gerufen, man hat Sie auf den Stufen der Notre Dame gefunden. Sie waren schwer verletzt. Ihr Körper war übersät von Schnitten, die nun«, sie schaute auf ihre Armbanduhr, »nach knapp zwölf Stunden alle verheilt zu sein scheinen. Wie können Sie mir das erklären?«
    »Ich habe gutes Heilfleisch!«
    Dr. Balisari lachte hell auf. Ein Lachen, so klar wie der reinste Glockenklang, schoss es Rayhan durch den Kopf. Sie setzte sich zu ihm auf den Bettrand. »Ein wirklich guter Witz«, sagte sie und beugte sich tief zu ihm herunter. »Ray, wir wollen doch keine Spielchen spielen. Wir wissen beide, warum Sie so schnell heilen.«
    Sie wollte sich aufrichten, doch Rayhan ergriff ihre Hand und zog sie wieder zu sich heran. »Was wissen Sie?« Er blickte ihr so tief in die Augen, dass es Funken sprühte.
    »Ich weiß nichts – aber ich vermute etwas. Es hat damit zu tun, dass Sie 49 statt 46 Chromosomen besitzen.«
    Sie versuchte ihren Arm aus seinem eisernen Griff zu befreien, schaffte es aber nicht. »Nun, ein Gorilla hat 48!«, sagte sie laut, worauf er sie losließ.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Dr. Balisari . Aber ich kann nicht hierbleiben.« Er schlug die Decke zur Seite, doch als er merkte, dass er darunter nackt war, warf er die Decke sofort wieder zurück und wurde zum ersten Mal im Leben rot.
    »Glauben Sie mir, Ray, ich habe schon öfter nackte Männer gesehen. Mit Vorliebe in der Horizontalen ... vor mir auf dem OP-Tisch. Ich bin Chirurgin.« Sie konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
    »Ich muss jetzt wirklich ...«
    »Ich kann Sie nicht so einfach gehen lassen ...«
    »Dr. Balisari , ich bin Ihnen sehr verbunden, aber ...« Er sprang aus dem Bett und zog eine OP-Hose an, die neben dem Bett lag.
    »Nennen Sie mich Madison. Doch ich kann Sie nicht eher gehen lassen, bevor Sie mir erklärt haben, was Ihr Tattoo zu bedeuten hat«, sagte sie schon fast beschwörend.
    »Warum ist das so wichtig?«
    »Ich habe dieses Tattoo schon einmal gesehen.«
    »Wo?« Und als Madison nicht sofort antwortete, hakte Rayhan nach: »Genau das gleiche, mit demselben Wortlaut?«
    Sie nickte. »Ja, es ist Latein und heißt: Credo, ut intelligam ! – Ich glaube, um zu verstehen ! Ich weiß, was es heißt, aber ich verstehe den Sinn dahinter nicht.«
    »Es ist eine Losung . Wer trägt dieses Tattoo noch?« Rayhan griff nach ihren Armen und hielt die fest. »Los, sag es mir, es ist wichtig!«
    Erstaunt schaute sie zu Rayhan auf. Er war groß, mit riesigen Schultern, doch obwohl sein Blick sie eindringlich musterte, hatte Madison keine Angst vor ihm. »Dieses Tattoo trug meine Schwester.«
    »Ihre Schwester? Wo befindet sich das Tattoo? Ich meine, an welcher Stelle ihres Körpers?«
    Seine Fragen verwirrten Madison vollkommen. Warum war das so wichtig? Trotzdem gab sie ihm Antwort: »Sie trug es um die Hüfte geschlungen.«
    » Trug? Was ist mit dem Tattoo?«, fragte er aufgeregt.
    Sie senkte den Blick und murmelte: »Nichts ist mit diesem Tattoo, aber meine Schwester ist vor fünf Monaten bei einem schrecklichen Autounfall gestorben.«
    »Lassen Sie mich raten: Ihr wurde der Kopf abgetrennt.«
    Sprachlos schaute Madison zu Rayhan auf. »Woher wissen Sie das? Darüber wurde nie gesprochen oder berichtet.«
    Rayhan wusste nicht, was er ihr antworten
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