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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Autoren: Ben Tripp
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sich die Zets weiterentwickeln«, fuhr Kelley fort. » Die Menschen konnten über das Meer entkommen.«
    Also hatten es vielleicht doch ein paar geschafft, dachte Danny. Die Ereignisse waren entstellt, aber das spielte letztlich keine Rolle. Danny war klar, dass man sich von ihren Heldentaten erzählte, doch im Grunde war es irgendwelcher Unsinn, der nur dazu diente, die Dunkelheit in Schach zu halten. Wenn ein paar Menschenleben gerettet wurden, war das etwas sehr Reales. Kelley verstummte, und Danny bekam plötzlich Angst.
    » Kelley?«
    » Was?«
    » Hör nicht auf zu reden.«
    » Irgendwann muss ich es. Das weißt du.«
    » Bis es so weit ist.«
    Danny hatte Kopfschmerzen. Ihre Augen schienen zu wenig Platz in den Höhlen zu haben. Das hier war nicht wie die Trauer, die sie beim Tod ihrer Eltern empfunden hatte. Es war größer, es hatte etwas mit den stürmischen Zeiten zu tun. Sie war jetzt doppelt so alt. Es gab viel mehr, das sie wiedergutmachen musste.
    » Vielleicht bist du immun«, sagte sie.
    Kelley hob ihre gesunde Hand ein paar Zentimeter von der Armlehne des Sessels. Sie konnte die wegwerfende Geste nur andeuten. » Vergiss es!«
    Danny überlegte, was sie sich noch sagen mussten, bevor sich ihre Wege trennten. » Ähm, du hattest die ganze Zeit einen Freund. Barry. Habt ihr beiden … ich meine, habt ihr euch geliebt?«
    » Nein. Aber es war gut, jemanden zu haben.«
    » Und ihr wart die ganze Zeit mit den Vagabunden unterwegs?«
    » Nachdem sich die Gruppe gebildet hatte. Vorher waren wir mit ein paar Leuten zusammen. Ständig auf der Hut sein und kämpfen, du weißt schon. Jetzt bin ich schrecklich müde. Ich könnte wirklich schlafen.«
    » Schlaf später«, sagte Danny.
    Kelley antwortete nicht. Danny spürte, wie ihre Panik zurückkehrte. Jetzt kniete sie vor Kelley und beobachtete sie. Die Pistole lag in Kelleys Schoß. Sie rutschte zur Seite, und Danny versuchte sie aufzufangen, aber mit der linken Hand. Die Waffe prallte von ihrer gestutzten Hand ab und fiel zu Boden.
    Kelley öffnete wieder die Augen. » Danny?«, sagte sie.
    » Ich bin hier«, sagte Danny.
    Kelleys desorientierter Blick richtete sich auf Danny. » Es wird dunkel.«
    » Ich bin bei dir.«
    Es war Nachmittag. Die Sonne schien schräg durch die Fenster. Das Licht fiel quer durch das Haus, und Staub tanzte in der Luft. Es würde tatsächlich bald dunkel werden, aber Kelley starrte in eine ganz andere Dunkelheit.
    Es gab so vieles, was Danny noch sagen wollte, aber wie jedes Mal, wenn es darauf ankam, wusste sie nicht, wie sie ihre Gedanken in Worte fassen sollte. Sie hielt Kelleys ungebissene Hand und versuchte, die eiskalten Finger ein wenig anzuwärmen. Sie wollte nur einen einzigen Satz zustande bringen, mit dem sie Kelley all das sagte, was sie empfand, in dem sie ihre Dankbarkeit, ihren Kummer und ihre Liebe zum Ausdruck brachte. Ihre Gedanken rasten. Sie musste sich auf Worte konzentrieren. Sie konnte in kürzester Zeit Pläne und Kriegslisten entwickeln und blitzschnell auf die ungewöhnlichsten Situationen reagieren, aber jetzt fiel ihr nicht einmal die simpelste Aussage ein, die alles Wichtige zu einem kleinen Bündel zusammenfasste, das Kelley mitnehmen konnte, wenn sie fortging. Dann hatte sie mit einem Mal die Lösung im Kopf. Sie war so offensichtlich, dass sie vorher gar nicht daran gedacht hatte.
    » Ich liebe dich«, sagte sie.
    Aber Kelley war bereits von ihr gegangen.
    Danny nahm die Pistole vom Boden. Sie legte die Finger um Kelleys Handgelenk, aber es war kein Puls zu spüren. Kein Atemhauch kam über die Lippen. Kelley war tot, und obwohl dieser Gedanke allgegenwärtig gewesen war, traf er Danny mit überraschender Wucht, weil nun aus der Vorstellung eine Tatsache geworden war. Danny hockte sich auf den Boden und blickte zur Leiche ihrer Schwester auf. Die Gesichtszüge waren erschlafft, und der Kopf lag in der Ecke der hohen Sessellehne, als wäre Kelley nur kurz im Auto eingeschlafen, den Kopf gegen das hintere Seitenfenster gelehnt, wie sie es als Kind oft getan hatte. Sie war einfach weggenickt wie an den Tagen, als sie an Kelleys Geburtstag zu einer Go-Kart-Bahn gefahren waren. In der Zwischenzeit hatte sie das Recht auf einen vorderen Sitz erworben. Danny wünschte sich, sie könnte noch einen Ausflug mit ihrer Schwester machen. Sie wünschte sich alles Mögliche – es war ein Meer von Wünschen, wie ihre Mutter immer wieder gesagt hatte, vor einer Ewigkeit, in einer völlig anderen Welt. Die Wünsche
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