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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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dem Eingang nicht funktionieren. Wenn Syd sich mit jemandem auf Ihrem Parkplatz getroffen hätte …«
    Verlegen senkte Veronica den Kopf. »Ich weiß. Tja, was soll ich sagen? Wir haben die Kameras bloß montiert, damit die Leute glauben, wir hätten ein Überwachungssystem, aber so was könnten wir uns nur leisten, wenn wir zu einer größeren Hotelkette gehören würden.«
    Ich nahm Syds Foto und steckte es wieder ein.
    »Darf ich Ihnen ein Bild zeigen?«, fragte Veronica.
    Sie kramte in ihrer Handtasche und förderte einen Schnappschuss von einem vielleicht sechs Monate alten Jungen zutage; auf seinem T-Shirt war Thomas die kleine Lokomotive abgebildet.
    »Wie heißt er denn?«
    »Lars.«
    »Das ist aber ein eher ungewöhnlicher Name. Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Oh, das war ich gar nicht. Meine Tochter hat ihn ausgesucht. Ihr Schwiegervater heißt so.« Sie hielt kurz inne. »Das ist mein Enkel.«
    Einen Moment lang war ich sprachlos. »Entschuldigung, ich dachte …«
    »Wie reizend von Ihnen«, sagte Veronica Harp. »Ich war erst siebzehn, als Gwen zur Welt kam. Für eine Großmutter sehe ich gar nicht so übel aus, was?«
    Ich musste mich mit aller Macht zusammenreißen. »Allerdings.«
    Schwanger mit siebzehn.
    »Danke für den Kaffee«, sagte ich.
    Veronica steckte das Babyfoto wieder ein. »Ich weiß einfach, dass Sie Ihre Tochter finden werden. Alles wird wieder gut.«
     
    * * *
     
    Wir haben uns ein Häuschen auf Cape Cod gemietet, direkt am Strand. Sydney ist fünf Jahre alt. Sie war schon mit uns am Strand von Milford, aber das ist kein Vergleich zu dem breiten, schier endlosen Sandstreifen, der sich hier entlang des Wassers erstreckt. Sydney macht große Augen. Dann aber verfliegt ihr Erstaunen, und schon läuft sie zum Wasser, patscht darin herum und flitzt kreischend zu Susanne und mir zurück.
    Schließlich gehen wir, damit Sydney sich keinen Sonnenbrand holt, machen uns auf den Weg zurück zu unserem Strandhaus, das eigentlich kaum mehr als ein Schuppen ist.
    Wir marschieren den Strand entlang, Syd hinterher, deren kleine Fußabdrücke sich vor uns im Sand abzeichnen.
    Ein paar Kids kommen durchs Dünengras. Ein Junge führt einen Hund an der Leine. Sydney kreuzt den Weg des Hunds genau in dem Moment, als seine Schnauze unvermittelt aus dem Gras auftaucht. Es ist kein bösartig aussehender Hund – ein etwas größerer schwarzer Pudel mit getrimmtem Fell –, doch bei Sydneys Anblick fletscht er die Zähne und knurrt.
    Sydney schreit laut auf, lässt ihren Plastikeimer und die Schaufel fallen und rennt weg. Der Hund will ihr hinterher, doch der Junge hält die Leine Gott sei Dank fest genug. Sydney läuft zu unserem Häuschen, reißt die Fliegentür auf und verschwindet.
    Susanne und ich rennen los, kommen aber nicht richtig voran, weil unsere Füße im Sand versinken. Ich bin als Erster an der Tür und rufe: »Sydney! Sydney!«
    Keine Antwort.
    Panisch suchen wir nach ihr und finden sie schließlich in einer Nische, die mit einem Vorhang vom Rest der Wohnung abgetrennt ist. Sie kauert in der Ecke, das Gesicht fest an die Knie gepresst, um die Welt um sich herum auszuschließen.
    Ich nehme sie in die Arme und erkläre ihr, dass alles okay ist. Susanne kniet sich zu uns und umarmt uns beide, flüstert immer wieder, dass der Hund nicht mehr da ist und sie keine Angst zu haben braucht.
    Später fragt Susanne sie, warum sie ins Haus gerannt ist, statt zu uns zurückzulaufen.
    »Ich dachte, er beißt euch auch«, antwortet sie.
     
    ***
     
    Ich parkte gegenüber dem Sexshop mit dem wohlklingenden Namen XXX Delights. Die Fenster waren blickdicht, um die Ware vor minderjährigen Augen zu verbergen. Die Worte, die in großen Lettern auf der Scheibe standen, ließen dennoch keinen Zweifel am Sortiment: »EROTIKMAGAZINE«, »DESSOUS«, »FILME« und »TOYS«.
    Und es war garantiert kein Fisher-Price-Spielzeug, das man hier kaufen konnte.
    Ich beobachtete die Männer, die den Laden betraten und mit braunen Plastiktüten in der Hand zu ihren Autos zurückhuschten. War das wirklich nötig? Typen, die mit hochgeschlagenen Kragen, tief in die Stirn gezogenen Baseballkappen und Billig-Sonnenbrillen in den Shop hinein-, und wieder herausschlichen. Wussten die Kerle nicht, dass man sich das Zeug auch online bestellen konnte?
    Ich wollte gerade aus dem Wagen steigen, als sich ein stämmig gebauter Mann mit Halbglatze an dem Blumengeschäft nebenan vorbeidrückte und klammheimlich im Eingang des Sexshops
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