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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Kasten einen leichten Schlag mit der Hand. Auch mit dem Plattenspieler verfährt er ebenso, und ebenso erfolgreich (einschließlich Stereo). Bei größeren Maschinen arbeitet er mit Fußtritten. Seine Zentralheizung funktioniert überhaupt nur noch nach einen Tritt in den Thermostat. Jeden Morgen geht er in den Keller, um zu treten. Schließlich bricht er sich die große Zehe. Daraufhin ruft er den Installateur Stucks, der aber nicht kommen kann, weil er um 15.30 Uhr in Haifa zu tun hat. Daraufhin kauft der Trotzdemianer sechs kleine Petroleumöfen, von denen sich nur zwei in Betrieb setzen lassen. Heimisches Erzeugnis.
    Heimische Erzeugnisse zeichnen sich überdies durch eine Vielfalt an Nebenprodukten aus. Im Brot sind Nüsse (oder Sägespäne). In der Milch: Abwaschwasser. Im Kuchen: Käfer. Im Koffer: doppelter Boden.  
    Die Trotzdemianer gelten als das Volk des Buches. Sie behandeln ihre Bücher sehr behutsam und schneiden sie in den meisten Fällen gar nicht auf.
    Wenn ein trotzdemianischer Wasserhahn nicht tropft, so liegt das daran, daß die Wasserzufuhr unterbrochen ist. Auch der elektrische Strom wird einmal am Tag abgestellt, denn die Turbinen des Elektrizitätswerks sind falsch installiert und müssen übermalt werden.  
    Der echte Trotzdemianer benützt zum Eindrehen von Schrauben seine Nagelfeile und zum Putzen seiner Nägel den Bleistift. Wichtige Telefonnummern notiert er auf einer angefangenen Zigarettenpackung, die er verliert. Bei Anfällen hochgradiger Nervosität wählt er eine Nummer des telefonischen Notrufs, weil ihn das Besetztzeichen beruhigt. Wenn kein Besetztzeichen ertönt, hat er eine falsche Nummer erwischt und legt auf.
    Der Trotzdemianer ist stolz und freiheitsliebend. Er reist viel, bestellt in vegetarischen Gasthäusern mit Vorliebe Beefsteak, kauft auf Raten und legt größten Wert auf Reinlichkeit und Hygiene. Zum Verpacken von Käse verwendet er kein beliebiges Zeitungspapier, sonder Illustrierte mit Mehrfarbendruck. Auch im Theater läßt er sich von den Grundsätzen des guten Benehmens leiten und wirft die Orangenschalen nicht auf die Bühne, sondern unter den Sitz. Die trotzdemianische Sprache ist reich an blumigen Wendungen und Hintergründigkeiten. »Seien Sie unbesorgt!« kündigt eine Katastrophe an, »Vertrauen Sie mir!« einen verlorenen Rechtsfall. »Sofort!« bedeutet zwei Stunden, »Ein paar Tage« bedeutet ein Jahr, »Nach den Feiertagen« bedeutet nie.  
    Der Trotzdemianer gewinnt Kriege, wenn ihn der Sicherheitsrat nicht daran hindert. Er lenkt seinen Panzerwagen verschlafen in eine falsche Richtung, nimmt den feindlichen Generalstab gefangen und kehrt immer noch verschlafen als Sieger zurück. Außer für militärische Fragen interessiert er sich nur noch für Fußball und für die Bar Mizwah seines Sohnes Avigdor. Am liebsten würde er den ganzen Tag im Liegestuhl am Strand faulenzen, wenn der Liegestuhl nicht kaputt wäre. Er hat ihn schon wiederholt mit Klebestreifen repariert, aber die Beine halten nicht. Man wird sie übermalen müssen. Seien Sie unbesorgt.
    Der Trotzdemianer ist ein netter Mensch. Er hat einen eigenen Lebensstil entwickelt, an den man sich erst gewöhnen muß. Dann geht es ganz gut. Es ist vielleicht nicht der beste Lebensstil der Welt, aber für einen Humoristen ist er ungemein ergiebig.

Man ist so ah, wie man ist

    Vor geraumer Zeit - genauer gesagt: Ungefähr zu jener Zeit, als ich das Buch abgeschlossen hatte - überkam mich der häßliche Gedanke, daß ich vielleicht nicht mehr ganz so jung bin wie früher. Damit will ich nicht sagen, daß mich mein plötzlicher Geburtstag in Panik versetzt hätte. In meinen Augen sind Geburtstage nichts Besonderes. Ich hatte schon welche, und sie haben mich nicht beeindruckt. Was ich verabscheue, ist die übertriebene, die sozusagen unrealistische Anzahl dieser Geburtstage, sind die Ziffern, mit denen sie bezeichnet werden. Was soll das heißen: Heute bin ich 50 Jahre alt? Ich war noch nie 50, ich war die ganze Zeit jünger. Da steckt irgendwo ein Fehler. Die Leute vom Matrikelamt sollten besser aufpassen. Nach meinem eigenen Dafürhalten, ich meine: Nach dem Eindruck, den ich von mir selbst habe, bin ich noch nicht einmal über die Ziffer 30 hinaus. Es könnte sogar sein, daß ich imkommenden November erst 29 werde oder etwas Ähnliches. Was will man von mir?
    Ein entscheidendes Argument zu meinen Gunsten ist die hervorragende körperliche Verfassung, in der ich mich befinde. Ich gehe, sitze und
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