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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Raffinement und Taktgefühl.«
    »Birnbaum...«
    »Birnbaum ist zu Ihren Gunsten zurückgetreten. Ich gratuliere Ihnen, Ziegler. Viel Glück. Und lassen Sie gelegentlich einmal von sich hören.«
    »Exzellenz!«
    »Ja?«
    »Wird man mich nicht auffressen?«
    »Ich bin kein Prophet. Aber ich vertraue darauf, daß Sie sich unter allen Umständen als Mann von Geschmack erweisen.«

Traktat über das Land Trotzdemia...

    Es gibt zwei Standpunkte, von denen aus man das Staatswesen Israel betrachten kann: aus der Nähe und aus der Ferne.
    Aus der Nähe ist es ein Haufen Sand, auf dem sich allerlei Geschöpfe verschiedenster Herkunft tummeln, schwitzend und schimpfend, ständig am Rand eines Nervenzusammenbruchs, mit unordentlichen Lebensgewohnheiten und mühsam beherrscht von einem bürokratischen Durcheinander, das sich als Regierung bezeichnet.
    Aus der Ferne sieht man einen Glanzpunkt des 20. Jahrhunderts, einen Staat, dessen Einwohnerschaft nicht einmal halb so groß ist wie die von London, New York oder Tokio, ein Volk, das trotzdem inmitten von Nichts eine musterhafte Demokratie aufgebaut hat, ein blühendes Land, das sich unter ständiger Kriegsdrohung und unendlichen Schwierigkeiten trotzdem immer weiter entwickelt, ein Land voll Schönheit und Geschichte, von tödlicher Lähmung bedroht und trotzdem voll Leben.
    Schauen wir es uns trotzdem einmal aus der Nähe an.  
    Der typische Bewohner des Landes Trotzdemia ist dadurch charakterisiert, daß er um 15.30 Uhr in Haifa erwartet wird und zu spät kommt. Genau genommen kommt er nicht zu spät, sondern gar nicht. Man findet ihn, wenn überhaupt, hinter einer Türe mit der Aufschrift »Kein Eintritt«.
    Wo immer er auftaucht, greift er sofort alles an, um festzustellen, ob es echt ist. Sieht er ein Sandwich, so beißt er hinein, sieht er einen Lichtschalter, so dreht er ihn an. Er steckt seine Nase in fremde Taschen, fremde Schubladen, fremde Schachpartien. Wenn nichts da ist, wo er sie hineinstecken kann, bohrt er in ihr.
    Nicht minder typisch für ihn ist die Flasche zu seinen Füßen. Wenn irgendwo auf der Welt in einem Kino oder Konzertsaal das störende Geräusch einer davonrollenden Flasche hörbar wird, darf man sicher sein, daß dort ein Trotzdemianer sitzt.
    Zu seinen weiteren Kennzeichen gehören die Schlüssel, die er bei sich trägt. Es sind mindestens 21, von denen er 12 nicht identifizieren kann. Wenn er nach Hause kommt und die Türe aufsperren will, muß er 8 Schlüssel ausprobieren, bevor er auf den richtigen stößt. Dieser quälenden Prozedur entgeht er dadurch, daß er alle 21 verliert. Überhaupt liebt er es, Dinge zu verlieren. Ein Beamter der trotzdeminanischen Regierung begab sich vor kurzem mit einer Anzahl wichtiger Geheimdokumente nach Istanbul. Angekommen, öffnete er seinen Diplomatenkoffer und mußte feststellen, daß es der Schminkkoffer seiner Gattin Selma geb. Friedmann war. Daraufhin behauptete er, mit dem Transport von Kosmetikartikeln beauftragt zu sein, über deren geheimen Zweck man ihn nicht unterrichtet hatte. Er wurde entlassen und betätigt sich seither als Versicherungsagent.
    Ein hervorstechendes Merkmal des Trotzdemianers ist seine Abneigung gegen Gebrauchsanweisungen und Instruktionen jeglicher Art. Eine Kiste mit der Aufschrift »Oben« stellt er grundsätzlich so auf, daß das »Oben« nach unten zeigt. Pakete mit dem in roter Farbe angebrachten Vermerk »Achtung, zerbrechlich!« wirft er in die Luft, steckt die Finger in die Ohren und tritt zur Seite. Die Anweisung »Kalt und trocken aufbewahren« veranlaßt ihn, die betreffende Schachtel auf dem Boiler seines Badezimmers zu deponieren - was keine weiteren Folgen hat, da der Boiler nicht heizt. Dies wiederum veranlaßt ihn, den Boiler zu übermalen. Er übermalt leidenschaftlich gerne. Wenn etwas schmutzig ist, übermalt er es. Wenn es rostig ist, legt er noch eine zweite Farbschicht auf. Für Reparaturen, die elektrische Schweißarbeiten erfordern, verwendet er Klebstoff, die nötigen Schrauben ersetzt er durch Heftpflaster. Es hält.
    Der Trotzdemianer ißt laut, spricht laut, geht laut und beklagt sich über den Lärm. Wenn sein Radio wie ein Teekessel pfeift, wartet er ein Jahr, bevor er den Mechaniker holt. Dieser empfiehlt ihm, den Apparat links ein wenig anzuheben. Er hebt ihn an, und da der Lärm tatsächlich aufhört, legt er eine Zündholzschachtel unter die linke Seite. Wenn der Lärm wieder beginnt, wechselt er die Zündholzschachtel, oder er versetzt dem
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