Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In jenem Sommer in Spanien

In jenem Sommer in Spanien

Titel: In jenem Sommer in Spanien
Autoren: CATHY WILLIAMS
Vom Netzwerk:
war.
    Damals, mit achtzehn, hatte sie nach der Schule ein Jahr ins Hotelfach hineinschnuppern, nebenbei ihr Spanisch aufbessern und auch ein bisschen die Freizeit genießen wollen. Doch dummerweise verliebte sie sich dann in den bestaussehenden, tollsten Mann der Welt. Mit Jungen hatte sie nie Probleme gehabt. Immerhin besaß sie vier Brüder! Sie wusste, wie man auf sie zuging, mit ihnen über Fußball, Rugby und Autos sprach.
    Sie hatte auch schon einige feste Freunde gehabt, Bier mit ihnen getrunken und sich Frostbeulen geholt, wenn sie sich ihnen zuliebe mitten im Winter ein Fußballspiel ansah. Aber nichts hatte sie auf Lucio vorbereitet. Er war ein absoluter Traumtyp, sexy und unglaublich männlich, mit rabenschwarzem Haar und dunklen Augen. Kein Junge, sondern ein Mann, der ihr die Unschuld und Unerfahrenheit nahm und sie in die Welt der Erwachsenen einführte.
    Nach der sechseinhalbstündigen Shoppingtour mit Cristobel kehrte Alex fix und fertig an ihren Schreibtisch zurück. Die ganze Zeit über hatte sie an Lucio gedacht. Etwas, das sie sich die letzten fünf Jahre verboten hatte. Glücklicherweise musste sie sich nun dermaßen beeilen, um rechtzeitig zu ihrem kleinen Reihenhaus im Westen Londons zu kommen, dass sie die unliebsamen Erinnerungen in der Eile zumindest für einen Augenblick vergaß.
    Rasch kramte sie in ihrer großen Handtasche nach ihrer Monatsfahrkarte, um sie nicht in der U-Bahn suchen zu müssen, mit einer Schlange genervter Pendler hinter sich. Da klingelte das Telefon. Sie nahm ab und klemmte den Hörer zwischen Kinn und Schulter, um die Suche fortsetzen zu können.
    Gabriel Cruz’ tiefe Stimme, der nur ein leichter Akzent anhaftete, ließ sie in der Bewegung erstarren und gleichzeitig ihren Herzschlag in die Höhe schnellen. Sie hatte bei seiner Verlobten doch nichts falsch gemacht? Dass er sie sprechen wollte, weil er sie von früher kannte, schloss sie inzwischen aus. Er war sicher niemals mittellos gewesen und hatte sich deshalb auch nicht Land auf Land ab mit Hoteljobs über Wasser halten müssen. Gabriel Cruz hatte immer massenweise Geld besessen. Seine Familie konnte ihre Wurzeln bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Das zumindest hatte sie Cristobel entlocken können. Doch als sie nun seine laszive Stimme hörte, fühlte sie sich schlagartig in das kleine Hotel in Spanien zurückversetzt.
    „Kommen Sie in mein Büro. Jetzt.“
    „Es … Es tut mir leid, Mr Cruz, Sir. Ich bin gerade dabei, Feierabend zu machen. Vielleicht könnte ich ja Montagmorgen gleich zu Ihnen kommen?“
    „Wie lange arbeiten Sie schon für mich?“
    „Seit drei Wochen“, sagte Alex kleinlaut und sah hektisch zwischen Tür und Armbanduhr hin und her.
    „Das ist zumindest lange genug, um zu wissen, dass ich es nicht schätze, wenn meine Mitarbeiter beim Arbeiten auf die Uhr sehen. Und damit wir uns ganz klar verstehen: Das gerade eben war keine Einladung zum Tee, es war eine Anweisung vom Chef.“
    „Heute Nachmittag ist alles wunderbar gelaufen. Ich glaube, Ihre Verlobte konnte die meisten Dinge finden, die sie …“
    „In mein Büro! Sie haben fünf Minuten.“ Gabriel legte auf und schob den Stuhl zurück. Er ärgerte sich, dass er die ganze Zeit über an Alex gedacht hatte und daran, was zwischen ihnen gewesen war. Dabei hatte er schon viele Frauen gehabt, und es hatte ihm nie Probleme bereitet, sie zu vergessen, sobald sie nicht mehr zu seinem Leben gehörten. Wieso fiel es ihm dann bei dieser Alex so schwer? Etwa, weil sie so unverhofft wieder aufgetaucht war? Oder weil sie als Einzige nichts von seinem Reichtum gewusst hatte? Er vermochte es nicht zu sagen, wusste nur, dass er sich seit dem unerwarteten Wiedersehen am Morgen nicht mehr konzentrieren konnte. Und das vier Monate vor seiner Hochzeit mit Cristobel!
    Ungeduldig trommelte er auf die glänzende Schreibtischoberfläche. Es war Freitagabend, kurz vor achtzehn Uhr. Er hatte seine Sekretärin in den Feierabend geschickt. Die meisten Angestellten waren auch schon gegangen. Nur die Mitglieder der Führungsebene arbeiteten noch. Das sollte er auch tun. Aber sein Kopf funktionierte nicht richtig, und das ging jetzt schon seit Stunden so. Deshalb hatte er dann irgendwann einfach die hausinterne Telefonliste überflogen und Alex’ Nummer gewählt. Wenn sie wirklich dachte, er habe lediglich Ähnlichkeit mit jemandem aus ihrer Vergangenheit, musste er diesen Irrtum aufklären. Schließlich arbeitete sie jetzt für ihn, und da hatte man als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher