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In jenem Sommer in Spanien

In jenem Sommer in Spanien

Titel: In jenem Sommer in Spanien
Autoren: CATHY WILLIAMS
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noch einmal zu ihr, bevor er losfuhr, doch Alex blickte stur geradeaus. Warum ließ sie sich von ihm nach Hause fahren, wenn sie sich nicht mit ihm unterhalten wollte? „Hast du deine Pläne geändert?“, hakte er nach.
    Sie wandte sich ihm zu, und als sich ihre Blicke trafen, zwang sie sich, nicht wegzuschauen. „Du wirst schon sehen.“
    So wie sie das sagte, bekam Gabriel ein komisches Gefühl. Sie blickte längst wieder geradeaus, und man sah ihre schön geschwungenen Wimpern. Ihr Hals war sehr grazil, und das fiel noch mehr auf, weil sie das Haar so kurz trug. Schon ganz am Anfang ihrer Beziehung hatte sie ihm gestanden, dass sie immer mehr wie ein Junge gewesen war, weil sie so viele Brüder hatte. Doch selbst jetzt, in ihren wenig schmeichelhaften Sachen mit der Wollmütze auf dem Kopf, sah sie wunderbar weiblich aus.
    Sofort reagierte er auf diese Beobachtung, sodass er sich zwingen musste, sich wieder aufs Fahren zu konzentrieren. Der Stadtteil, durch den sie jetzt kamen, wirkte auf Gabriel furchtbar beengend und heruntergekommen. Irgendwann zeigte Alex auf ein winziges Reihenhaus am Ende einer Straße und sagte, er solle den nächstbesten Parkplatz nehmen, weil es schwer sei, überhaupt einen zu finden.
    „Du hast also auch ein Auto?“
    „Nein, aber ich habe Augen im Kopf.“ Sie spürte selbst, dass sie Nerven zeigte, und ihr Herz klopfte so schnell, dass ihr regelrecht schlecht wurde.
    Wie durch ein Wunder fand Gabriel einen Parkplatz direkt vor dem Haus. Alex brauchte einen Moment, bis sie die Beifahrertür öffnen konnte.
    „Es … Es tut mir leid …“, begann sie leise.
    „Was tut dir leid?“ Mit forschendem Blick sah er zu ihr, aber sie hatte sich schon abgewandt und verließ den Wagen.
    „Was tut dir leid?“, wiederholte er beim Aussteigen.
    Doch Alex antwortete nicht, zog nur die Wollmütze ab und öffnete die Haustür. In dem kleinen Flur war es erstaunlich hell und freundlich, aber es lag unheimlich viel herum. Der Garderobenständer ächzte förmlich unter dem Gewicht der Mäntel und Jacken. Wohnte dieser Kerl etwa auch hier? Irgendwie gefiel Gabriel die Vorstellung nicht. An der Wand standen zahlreiche Schuhe, die zunächst eine ordentliche Reihe bildeten, die sich dann aber im Chaos verlor.
    „Warte hier.“
    „Soll ich die Tür offen lassen, oder darf ich sie zumachen?“
    „Warte einfach hier, ich bin gleich wieder da.“
    Gabriel schloss die Haustür und lehnte sich dagegen. Die Hände in den Hosentaschen, betrachtete er den Flur. Er war gelb gestrichen, und eine schmale Treppe führte zu zwei, drei weiteren kleinen Räumen, wahrscheinlich zwei Schlafzimmer und ein Bad. Zu Gabriels Rechten stand eine Tür offen, und er erhaschte einen Blick auf cremefarbene Wände und den Teil eines geblümten Sofas. Am Ende des Flurs befand sich wahrscheinlich die Küche und noch eine Kammer – vielleicht ein kleines Büro. Das Haus wirkte nicht unangenehm, auch wenn es viel kleiner war als seine Dreizimmerwohnung in Chelsea.
    Alex kehrte so leise durch die Seitentür zurück, dass er sie erst gar nicht bemerkte. Dann brauchte er einen weiteren Moment, um festzustellen, dass da noch jemand bei ihr war. Ein Kind.
    „Ich kann einfach nicht glauben, dass du mein Jobangebot ausschlagen willst. Es ist doch ziemlich großzügig und nett von mir, dich zurückzuholen und …“
    „Gabriel … das ist Luke …“
    Er nickte dem Kind zu, richtete seine Aufmerksamkeit dann aber wieder auf Alex.
    „Mum, kann ich jetzt ein bisschen Eis essen? Susie hat gesagt, ich darf …“
    „Das hat sie bestimmt nicht, du kleiner Frechdachs!“
    Hinter den beiden erschien ein molliges junges Mädchen und verwuschelte Lukes Haar, woraufhin es sich der kleine Junge stirnrunzelnd wieder glatt strich.
    Das alles bekam Gabriel nur wie durch einen Nebelschleier mit, weil er gedanklich an dem Wort „Mum“ hängen geblieben war. Längst lehnte er nicht mehr an der Tür und bemerkte kaum, dass das Mädchen Alex noch fragend ansah, bevor es das Haus verließ.
    „Luke, sag Gabriel hallo!“
    „Nur, wenn ich Eis bekomme.“
    „Kommt nicht infrage!“ Lachend nahm Alex den Jungen auf den Arm und ging mit ihm zu Gabriel. Der sah aus, als hätte er soeben eine Briefbombe geöffnet. Alex dagegen spürte, wie sich Erleichterung in ihr breitmachte. Diese Gegenüberstellung war unvermeidbar gewesen, seitdem sie in Mr Cruz’ Büro beordert worden war und festgestellt hatte, dass es sich bei ihm um ihren Lucio aus früheren
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