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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen
Autoren: David Ellis
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man ein paar Etiketten umkleben müssen, aber das wäre ein Kinderspiel gewesen und niemandem aufgefallen.
    Fred Ciancio, der in der Woche nach den Morden als Wachmann im Sherwood Executive Center arbeitete, muss sich ziemlich gewundert haben, als er mitbekam, wie die Polizei in die Zahnarztpraxis marschierte und die Unterlagen von Cassie Bentley verlangte. Und er muss sich gefragt haben, ob das wohl irgendwas mit Koslenko zu tun hatte.
    Dann, kurz darauf, entdeckte er in der Zeitung ein Foto desselben Mannes – Koslenko -, der aus dem Hintergrund ein Auge auf Harland Bentley warf. Er brachte Koslenko mit der Bentley-Familie in Verbindung und erkannte immer klarer, was da vorgefallen war. Er rief die für den Fall Burgos zuständige Journalistin an, Carolyn Pendry, kriegte dann aber kalte Füße und legte auf. Carolyn gab es irgendwann auf, Ciancio sein Geheimnis entlocken zu wollen, und Gras wuchs über die Sache.
    Doch im Juni dieses Jahres sorgte irgendetwas dafür, dass Ciancio sich wieder an alles erinnerte. Vielleicht war es die Sondersendung von Carolyn Pendry, die eine gewisse Sympathie für Burgos ausstrahlte. Jedenfalls spürte er Leo Koslenko auf und wies ihn darauf hin, dass es Zeit für eine zweite Zahlung wäre. Bei der Gelegenheit rief er irgendwann auch Carolyns Tochter Evelyn an. Wer weiß? Vielleicht war er sich unschlüssig, ob er sein Gewissen entlasten oder lieber extra Pensionsgeld kassieren sollte. Er muss Evelyn irgendwie geködert – womöglich indem er das Sherwood Center erwähnte -, sie aber nicht vollständig ins Bild gesetzt haben.
    Ich frage mich, ob Ciancio je die ganze Wahrheit erfasst hat. Er muss gespürt habe, dass da etwas zum Himmel stank, aber ob er eine Ahnung davon hatte, was wirklich geschehen war?
    Koslenko hatte natürlich nicht die Absicht, Ciancio mit diesem Wissen weiterleben zu lassen. Er folterte ihn und presste ihm Eveylns Namen ab. Er folterte Evelyn, die ihm Brandon Mitchums Namen lieferte. Jede dieser Personen wusste etwas, das auf die wahren Ereignisse von damals hinwies.
    In Wahrheit nämlich war Cassie Bentley nicht tot. Vielmehr stieg sie in ein Flugzeug nach Paris, ausgestattet mit Gwendolyns Pass, während Gwendolyn grausam ermordet wurde und anschließend – durch den Austausch der zahnärztlichen Unterlagen – als ihre Halbschwester Cassandra firmierte.
    Cassie Bentley schlingt sich den Bademantel enger um den Körper und beobachtet mich. »Und was jetzt?«
    »Der Mord an Gwendolyn«, sage ich. »Ihre Mutter sollte dafür zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Aber wir wissen beide, dass das nur möglich ist, wenn alle erfahren, dass Cassie hier in Frankreich unter Gwendolyns Namen lebt.
    »Was meine Mutter getan hat, war unrecht.« Cassie legt sich eine Hand vors Gesicht. »Ich hätte es verhindert, wenn ich davon gewusst hätte. Aber sie hat es für mich getan, Mr. Riley. Sie wusste, die Polizei würde mich wegen des Mordes an Ellie suchen. Und ihr war klar, dass ich ihren Fragen nicht gewachsen gewesen wäre.« Sie lässt die Arme fallen. »Doch wenn ich tot bin, würde niemand nach mir suchen.«
    Die gleiche Strategie hatte Leo angewandt, als er einen Ersatz für Shelly in die Badewanne legte. Wenn du mitspielst, teilte er mir mit, dann wird sie ebenfalls leben.
    So wie Cassie lebte.
    Ich glaube ihr. Nichts an dem, was ich über Cassie Bentley erfahren habe, macht es wahrscheinlich, dass sie aktiv an einer diabolischen Intrige beteiligt war. Nach Ellies Tod wurde sie im Haus eingesperrt, wie Koslenko mir verraten hat, und kurz darauf nach Paris verfrachtet. Sie hatte keine Ahnung davon, dass ihr Tod inszeniert wurde. Sie wusste nicht, welches Schicksal Gwendolyn drohte.
    Gwendolyn war eine nahe liegende Wahl. Sie hatte keine wirkliche Familie, kein echtes Zuhause; sie flog von Kontinent zu Kontinent, und niemand würde sie vermissen. Sie glich Cassie aufs Haar – sie hatten beide denselben Vater, und ihre Mütter waren Schwestern -, und zusätzlich war ihr Gesicht noch unkenntlich gemacht worden. Gwendolyn war ohnehin ein Unsicherheitsfaktor. Man konnte sich nicht darauf verlassen, dass sie bei dem geplanten Vertuschungsmanöver mitspielen würde. Sie war die perfekte Wahl. Zwei Fliegen mit einer Steinigung.
    »Und mit Ciancio oder Evelyn Pendry oder den anderen Morden der letzten Zeit hatte Ihre Mutter nichts zu tun?« Koslenko hat mir bereits erklärt, dass er auf eigene Faust gehandelt hat, aber ich will die Antwort aus ihrem Mund hören.
    Sie
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