Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen
Autoren: David Ellis
Vom Netzwerk:
hineinwachsen. Ich denke schon, dass Harland meinen Beitrag zu schätzen weiß, aber gleichzeitig kann kein Zweifel daran bestehen, dass seine Bitte zu einem Gutteil aus schlechtem Gewissen geboren ist. Er hat das Gefühl, mir was zu schulden.
    Ich habe Harland einen meiner Hauptpartner vorgestellt, Jerry Lazarus, der schon länger mit seinen Rechtsangelegenheiten vertraut ist. Ich erklärte ihm, Jerry sei ein junger, aggressiver und cleverer Anwalt, genau der Mann, den er bräuchte. Er stimmte mir im Wesentlichen zu, vermutlich einfach, weil ich ihn darum bat. So wird die Firma keine Anwälte entlassen müssen. Und sie wird nicht auf die Firmen von Harland Bentley verzichten müssen. Der einzige Unterschied werden die Namen auf der Kanzleitür sein. Shaker & Fleming klingt doch auch nicht schlecht.
    »Urlaub nehmen, mal alles hinter sich lassen – das gibt einem Raum und Zeit«, bemerkt der Gouverneur. »Da findet man Gelegenheit, in Ruhe über sein Leben nachzudenken. Und über die Zukunft.«
    Ich erwidere nichts. Aber ich lächle.
    »Gehen Sie nicht zu hart mit sich ins Gericht, Paul. Ich war selbst viele Jahre lang Staatsanwalt. Ein Mann gesteht mehrere Morde, und sein Haus ist voller Beweise. Und er hat tatsächlich die meisten dieser Frauen umgebracht. Verdammt, sogar sein eigener Anwalt ging davon aus.«
    »Danke, Gouverneur, ich weiß das zu schätzen. Leider kommt der Trost etwas verspätet.«
    »Rufen Sie deshalb an, Paul? Weil er zu spät kommt?«
    Er weiß genau, warum ich anrufe. An dem Geschehenen kann ich nichts mehr ändern, so sehr ich es mir auch wünsche. Aber ich versuche, daran zu glauben – ja, ich muss daran glauben – dass es nicht zu spät ist, etwas Gutes zu tun.
    »Ich nehme an, Sie haben gehört, dass Richterin Benz letzte Woche ihren Rücktritt angekündigt hat«, sagt er. »Als Bundesrichterin war sie eine echte Bereicherung. Wir suchen einen würdigen Nachfolger.«
    Lang Trotter ist ein ausgesprochen kluger Mann. Und ein guter Mensch.
    Ich danke ihm und klappe das Telefon zu.
    Vor dem Hotel besteige ich ein Taxi und nenne dem Mann die Adresse. Den Kopf gegen den Rücksitz gelehnt, betrachte ich die Küstenlinie, die wundervollen Strände, die unendliche, eisblaue See, während der Fahrer durch die engen Straßen kurvt.
    Leonid Koslenko hat, wie sich mittlerweile herausstellte, mit fünfzehn seine Schwester Katrina ermordet und anschließend seiner Familie versichert, sie sei eine Spionin, die geplant habe, ihre Familie und das Vaterland zu vernichten. Seine Eltern hatten Verbindungen zum Politbüro und sorgten dafür, dass er in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen und nicht weiter strafrechtlich verfolgt wurde. Und obwohl die Informationen nach wie vor spärlich fließen, zeichnet sich ab, dass jemand beim KGB, von Koslenkos physischen Fähigkeiten beeindruckt, diesen nach zwei Jahren Anstalt als Mann fürs Grobe rekrutiert hat. Zwei weitere Jahre später hatte die Familie, wenig begeistert von Leos neuer Tätigkeit, erneut ein paar Fäden gezogen und einen Deal mit der sowjetischen Regierung ausgehandelt – bei dem vermutlich eine Menge Geld in diverse Taschen floss. Diese Vereinbarung gestattete es Koslenko, die Sowjetunion als politischer Dissident zu verlassen. Etwas, das nach außen hin leicht vertretbar war, da die Sowjets bekanntermaßen ihre politischen Gegner gerne in Irrenhäusern internierten.
    Aber Leo Koslenko war kein Dissident. Er gehörte wirklich in eine Anstalt.
    In Koslenkos Vorstellung hatten seine Tage als Agent und Auftragskiller nie geendet. Die Vereinigten Staaten waren einfach ein weiterer Auftrag, mit Natalia Bentley als neuer Chefin. Er war weiter in Behandlung wegen paranoider Schizophrenie und nahm seine Medikamente. Keiner wusste, was sich während dieser Zeit in ihm abspielte – ob er auf neue Anweisungen wartete oder Missionen in eigener Regie ausführte – doch er schien sich, so weit wie möglich, aus allen Schwierigkeiten herauszuhalten und ein einigermaßen angenehmes Leben auf Mia Lakes Anwesen zu führen – als eine Art Mädchen für alles. Dort lernte er auch Cassie kennen, die von allen Mitgliedern des Lake-Bentley-Clans noch die Zugänglichste und Aufrichtigste war.
    Und er war bereit, als er den Marschbefehl bekam – an dem Tag, als Cassie in einem Anfall von Wut und Verzweiflung Ellie Danzinger erschlug. Als Natalia nach ihm rief, war er sofort zur Stelle.
    Nach dem zu urteilen, was er über Burgos von sich gegeben hatte – er war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher