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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Jodi Picoult
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keine Angst hatte, sich einer Herausforderung zu stellen und mit Kopf und Händen daran zu arbeiten, bis sie auf einen Siebzehn-Zoll-Bildschirm paßte, produzierte seine Firma oft Systeme und Modelle für virtuelle Welten, die zu Prototypen und später von anderen Firmen kopiert wurden.
    Jamie hatte in seinem Haus in Cummington eine hochkomplexe Computeranlage stehen, komplett mit Datenanzug, Datenhandschuh und Datenhelm, doch die meisten seiner Designs entstanden im Labor. Es lag in der Stadtmitte und war mit ausgefeilteren Zusätzen sowie schwerem Gerät ausgerüstet – den SGI-Onyx-Rechnern, Grafikmaschinen, die in der virtuellen Welt Echtzeit simulieren konnten. Etwa zehn Menschen waren fest bei Jamie angestellt, und wenn Techcellence einen Vertrag mit Nintendo, dem Verteidigungsministerium oder einer Universitätsklinik abschloß, konnte er zweihundert weitere Leute als Subunternehmer verpflichten – Digitalsound-Mixer, Künstler, Drehbuchschreiber, technische Zeichner, Produzenten, Regisseure, Programmierer. In gewisser Hinsicht war Jamie wie ein Chefkoch – er suchte sich andere Köche, deren fertige Gerichte er zu etwas noch Edlerem kombinierte, obwohl er keine der Zutaten selbst hergestellt hatte.
    Oft kam er am Wochenende in die Firma, wenn es am ruhigsten war; dann brachte er Maggie mit. Eines Samstags, ein paar Jahre nach ihrer Hochzeit, war Jamie ins Labor gegangen, um an einem Programm für einen Privatkunden zu basteln, einen Millionär und ehemaligen Tennisprofi, der seit einem Unfall beim Helikopter-Skiing querschnittsgelähmt war. Maggie, die ganz offen zugab, daß ihr so viele Computer angst machten, saß mit ihrem Buch zusammengekauert auf einem Sessel, den Jamie von der Heilsarmee gekauft hatte und in dem ihm oft die besten Ideen kamen.
    Jamie steckte fest. Nicht weil er keine virtuelle Realität erschaffen konnte – jeder Hacker mit etwas Grips hätte ins Internet gehen und sich einen Bausatz dafür auf den eigenen Computer laden können. Dieser Kunde hatte eine sehr genaue Vorgabe: Er wollte wieder Tennis spielen.
    Hätte Jamie ihm nur sein Geld abnehmen wollen, hätte er das Programm einfach entsprechend den Vorgaben einiger anderer VR-Programme für Behinderte konzipieren können. Mit einem Schweißband um den Kopf des Querschnittsgelähmten konnte das Magnetfeld gemessen werden, das der optische Nerv abstrahlte, so daß der Anwender in der Lage wäre, mit einer Augenbewegung einen Cursor – oder einen virtuellen Tennisschläger – zu bewegen. Doch Jamie, der stets Perfektionist gewesen war, wollte seinem Kunden mehr geben. Es würde nicht genügen, einen Tennisschläger über einen Bildschirm schwingen zu sehen und zu wissen, daß man den Ball getroffen hatte, so wie bei diesen archaischen Pong-Spielen auf den alten Atari-Videosystemen. Sein Kunde sollte glauben, daß er wieder auf eigenen Füßen stand.
    Gewöhnlich war das kaum ein Problem beim Erschaffen einer virtuellen Welt. Ein guter Datenhelm speicherte die Kopfbewegungen und begrenzte das Sichtfeld auf ein rein computersimuliertes Bild mit einem Blickwinkel von 190 Grad. Wenn man noch einen Datenhandschuh und -anzug sowie eine bewegliche Plattform hinzufügte, konnte ein Designer drei Arten von Feedback schaffen. Taktiles Feedback wurde durch Vibrationen an bestimmten Körperteilen geschaffen, die das Gehirn entsprechend der visuellen und akustischen Eindrücke interpretieren würde – wenn man glitschigen Schleim sah und hörte , dann fühlte man ihn auch. Für das akustische und optische Feedback wurde mit unterschwelligen Eindrücken gearbeitet, etwa Frequenzen unterhalb der Hörschwelle, die ein Gefühl von Bewegung, Flug oder Schwindel auslösten. Und gewaltsames Feedback – echte Stöße, die dem Körper verabreicht wurden – konnte den Eindruck vermitteln, sich in der Schwerelosigkeit zu befinden beziehungsweise in einer Rakete abgeschossen zu werden.
    Nur leider brachte diese Art von Feedback nichts, wenn jemand vom Hals abwärts gelähmt war.
    Jamie zog den Datenhelm vom Kopf und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Er merkte nicht einmal, daß er frustriert seufzte, bis Maggie ihr Buch sinken ließ und zu ihm trat. »Probleme beim Programm?« fragte sie und massierte ihm die Schultern.
    »Es ist unmöglich«, gab Jamie zu. »Wie soll ich jemanden etwas fühlen lassen, für das er physisch keine Antennen mehr hat?«
    Maggie zog die Stirn in Falten. »Ich kann dir nicht folgen.«
    »VR – Virtual Reality
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