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In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

Titel: In die Nacht hinein: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Cunningham
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Groff an Bord hat), er hat die etwas vertracktere Hoffnung, dass er und Rebecca wieder glücklich werden. Einigermaßen glücklich.
    Der Haken ist nur …
    Der Haken ist nur, dass er den bestmöglichen aller Ausgänge allzu deutlich sehen kann. Seine Galerie steigt in die erste Klasse auf, er und Rebecca finden ihre Unbefangenheit wieder. Und dort wird er dann sein.
    Es wird kälter, genau wie es der Wetterbericht an diesem Morgen angekündigt hat – ein für die Jahreszeit ungewöhnlicher Temperatursturz. So hinüber ist Peter jedoch nicht – er wünschte, er wäre in der Lage, mehr Rücksicht auf sich selbst zu nehmen -, dass er wegen eines Kälteeinbruchs im April in Ohnmacht fällt. So hinüber ist er nicht, dass er das wilde Treiben auf den Straßen, durch die er läuft, nicht wahrnimmt: die diversen gebückt dahinhastenden Gestalten, die schwankende, unpassierbare Reihe von fünf schwatzenden Mädchen ( Niemals macht er das, du Schisser, sag ich ihr, Rita, Daphne und Inez ), die erstaunlich gut gekleidete Frau, die in einer Mülltonne nach Dosen wühlt, das Gelächter, die Schaufenstergucker und Handytelefonierer. Es ist die Welt, in der du lebst, selbst wenn dich irgendein Junge zum Narren gehalten hat.
    Als er in die Galerie zurückkommt, stehtVics zweite Installation so gut wie. Uta und die Jungs (vielleicht kommt er nie dazu, sie zu feuern, immer kommt etwas Wichtiges dazwischen, oder?) richten die Regale für die Merchandising-Artikel her, während Vic mit ihrer üblichen, mädchenhaft überraschten Miene zusieht – schau nur, was daraus wird!
    Uta sagt: »Du bist wieder da.« Womit sie meint, wo zum Teufel bist du gewesen?
    »Ich bin wieder da«, antwortet er. »Es sieht gut aus.« »Wir wollten gerade Mittagspause machen«, sagt Uta. »Ich glaube, wir können bis heute Abend um neun oder zehn fertig sein.«
    »Gut. Das ist gut.«
    Er geht in sein Büro. Dort ist der ruinierte Vincent, der nichts Besonderes bedeutet. Er setzt sich an seinen Schreibtisch, meint, er sollte irgendetwas tun. Es gibt jede Menge zu tun.
    Kurz darauf ist Uta da.
    »Peter, was ist los?«
    »Nichts.«
    »Ach komm.«
    Sag’s ihr. Sag es jemandem.
    Er sagt: »Ich habe mich anscheinend in den kleinen Bruder meiner Frau verliebt.«
    Uta hat ein halbes Leben lang Erfahrung in der Kunst, nicht überrascht zu wirken. »Dieses Kid?«, sagt sie.
    »Wie erbärmlich ist das?«, sagt er. »Wie dumm, traurig und erbärmlich.«
    Sie legt den Kopf schief, schaut ihn an, als wäre er mit einem Mal von Rauch verhüllt. »Willst du mir sagen, dass du schwul bist?«
    Eine kurze, jähe Rückkehr auf Carole Potters Rasen, als Peter zu Missy sagt: »Und. Du bist schwul.« Ja, und dann wieder nein. Er wünschte, es wäre so einfach.
    Er sagt zu Uta: »Ich weiß es nicht. Ich meine, wie kann ich einen anderen Kerl lieben und nicht schwul sein?«
    »Ganz einfach«, sagt Uta.
    Sie verlagert ihr Gewicht auf eine Hüfte, rückt ihre Brille zurecht. Zeit, mit dem Unterricht zu beginnen.
    Sie sagt: »Willst du mir davon erzählen?«
    »Willst du es hören?«
    »Natürlich.«
    Also okay. Leg los.
    »Nichts ist passiert. Ein Kuss.«
    »Ein Kuss ist etwas.«
    Amen, Schwester.
    »Um ganz ehrlich zu sein, ich glaube, ich bin verliebt in … Ich weiß nicht, ob ich das so rundheraus sagen kann. Die Schönheit an sich. Ich meine, wie sie sich bei diesem Jungen offenbart.«
    »Du bist schon immer in die Schönheit an sich verliebt gewesen. Du bist in dieser Hinsicht komisch.«
    »Ich bin. In dieser Hinsicht. Komisch.«
    »Und weißt du, Peter …«
    Ihr Akzent, ihr geliebter, starker, nie nachlassender Uta-Akzent scheint mit der Schwere des Moments stärker geworden zu sein.
    »… weißt du, es wäre für dich leichter gewesen, dich in ein junges Mädchen zu verlieben. Armer Kerl, du nimmst nie den einfachen Ausweg.«
    Dieser Akzent. O Gott, Uta, wie ich dich liebe.
    »Glaubst du, ich will aus etwas raus?«
    »Etwa nicht?«
    »Ich liebe Rebecca.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Und worum geht es deiner Meinung nach?«
    Sie hält inne, rückt ihre Brille zurecht.
    »Wer hat gesagt, das Schlimmste, was man sich vorstellen kann, ist vermutlich das, was bereits passiert? Psychologengewäsch. Aber nicht unwahr.«
    »Bist du bereit für die Pointe?«, sagt Peter.
    »Ich bin für jede Pointe bereit.«
    »Er hat mich bloß verarscht.«
    »Selbstverständlich. Er ist ein Kid, stimmt’s?«
    »Es wird noch besser.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Er hat mich erpresst.«
    »Das
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