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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition)
Autoren: Erwin Rosen
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Angaben gingen anstandslos durch.
    Herr von Rader erklärte, sein Vater sei Geheimer Oberregierungsrat, und als Beschäftigung gab er an, er sei Jongleur und Vizefeldwebel der Reserve!
    Jeder von uns bekam eine Nummer, die matricule der Fremdenlegion. Denn von jetzt ab war unser Name Nebensache. Numeriert wurden wir! Ich hieß von jetzt ab 17 889. Ich war einer von Tausenden geworden, eine gleichgültige, unpersönliche, farblose Nummer.
    Ich hatte erreicht, was ich wollte. Ich war untergesunken in der großen Masse.
    Wie hieß ich doch? Nummer 17 889!

In der Kaserne.
    Auf der Kleiderkammer. – Des Trommlers Weisheit. – Von geschickten Fingern und vom Ordnungssinn. – Das Lieblingswort der Fremdenlegion. – was der Kommandeur der alten Garde bei Waterloo sagte. – Alte und junge Legionäre. – Die Kantine. – Madame la cantinière . – Das »Regimentsfest«. – Fremdartige Menschen und unerhörte Dinge. – Der Totenkopf. – Tabaksbeutel aus Frauenbrüsten. – Der Sträflingsmarsch. – Der Reichtum des Legionärs Rassedin. – Rehabilitation. – Die Koransure von den Hengsten.
    Die Kleiderkammer der elften Kompagnie war in Aufruhr! In allen Ecken und Winkeln standen wir herum. Ueberall waren wir den fluchenden Unteroffizieren im Wege, die die allerkräftigsten Verwünschungen auf die Schererei mit den verdammten Blauen herabwetterten. Ein Korporal, zwei Sergeanten, der Vizefeldwebel, ein halbes Dutzend auf die Kleiderkammer kommandierter Legionäre stolperten übereinander in heißem Bemühen, mit der Einkleidung der Rekruten so schnell als möglich fertig zu werden: mit dem Metermaß experimentierten sie an uns herum, stülpten uns zahllose Käppis auf die Köpfe, bis endlich die passenden gefunden waren, und explodierten immer wieder in neuen saftigen Adjektiven über unsere Rekrutenungeschicklichkeit. In kleinen Bergen türmten sich die militärischen Siebensachen vor jedem auf: rote Hosen, Drillichzeug, blaue Jacken, Ceintures, Mäntel, Tornister, Feldtaschen, ein Wirrwarr von Lederzeug, ein Sammelsurium von militärischen Kleinigkeiten.
    Endlich atmete der Sergeantmajor mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung auf.
    » Voilà , Korporal Wassermann,« sagte er mit einem malitiösen Lächeln, »hier haben Sie Ihre Blauen. Machen Sie Legionäre aus den Kerlen! Viel Vergnügen!«
    Der Korporal zog mit uns ab, und die Unteroffiziere sahen uns kopfschüttelnd nach. Sie schienen nicht sehr erbaut zu sein von uns.
    Drei breite blitzsaubere Holztreppen stiegen wir hinauf, schritten über einen langen Korridor, an Legionären vorbei, die uns neugierig anstarrten. Dann stieß der Korporal eine Türe auf. Ungeschickt sahen wir uns in dem Mannschaftszimmer um, in unserer neuen Heimat, und wußten nicht recht, was wir anfangen sollten. Zwanzig Betten bildeten schnurgerade Reihen an den Wänden. Die Mitte des Zimmers füllten zwei riesige Holztische aus und lange Bänke, schneeweiß gescheuert. In einem Rahmen in der Ecke standen die Gewehre. Ueber den Tischen war ein Gestell an die Decke geschraubt, das mir als praktisch sofort auffiel: die Speisekammer und der Geschirrschrank des Zimmers. Blecherne Schüsseln, Bestecke, Trinkbecher lagen darauf und große Laibe Brot. Auf den Bänken saßen Legionäre, die Gewehre reinigten und Lederzeug putzten – unsere neuen Kameraden und Zimmergenossen.
    Korporal Wassermann setzte sich auf eine Bank, schlug die Beine übereinander, drehte sich eine Zigarette und betrachtete uns von oben bis unten. Er war ein schlanker, blutjunger Mensch mit einem hübschen, bartlosen Gesicht.
    » Eh bien, « sagte er, »ich bin euer Korporal. Ihr müßt aufpassen und so schnell wie möglich Französisch lernen, das ist die Hauptsache. Mit dem Exerzieren fangen wir morgen an – heute richtet ihr euch ein. Eure Betten weise ich euch so an, daß jeder zwischen zwei alten Legionären seinen Platz bekommt. Dann braucht ihr nur die Augen aufzumachen und zuzusehen, wie die es machen. Nun richtet euch ein! Was ihr sonst treibt, ist mir egal.«
    Damit ging er, zur Kantine wahrscheinlich.
    Mein Bettnachbar war der Soldat erster [Fußnote: In der Fremdenlegion und in der französischen Armee überhaupt unterscheidet man zwischen Soldaten zweiter Klasse und Soldaten erster Klasse. Der Soldat erster Klasse entspricht dem Gefreiten der deutschen Armee. D. Verfasser.] Klasse Guttinger, Trommler und Trompeter der Kompagnie, Legionär im neunten Dienstjahr.
    In sein hageres Gesicht hatten Fieber und
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