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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Autoren: Martin Hirte
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gereinigt und hatten enorm viele Nebenwirkungen. Der Pockenimpfung fielen nachweislich Tausende von Menschen zum Opfer. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren Impfungen zudem nur für die besser- gestellten Bevölkerungsanteile in den westlichen Industrieländern zugänglich. Die Erkrankungszahlen etwa an Diphtherie oder Tetanus gingen daher kaum zurück.
    In den fünfziger und sechziger Jahren wurden die ersten großflächigen Impfkampagnen gestartet: In Europa und den USA wurde die Polio-Schluckimpfung in allen Bevölkerungsschichten propagiert (»Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist bitter«), was zu einem dramatischen Rückgang der Erkrankungszahlen führte.
    Ab 1967 rief die Weltgesundheitsorganisation WHO zum ersten Versuch auf, eine Krankheit weltweit auszurotten: die Pocken. In allen Ländern und Bevölkerungsschichten warb man für die Pockenimpfung, unter ständiger Überwachung von Durchimpfungs- und Erkrankungszahlen. Im Jahre 1980 erklärte die WHO die Erde als pockenfrei, 1982 wurde in Deutschland die Impfpflicht gegen Pocken aufgehoben. Das Damoklesschwert hängt freilich in Gestalt militärischer Vorräte von Pockenviren über uns, deren Einsatz bei Terroranschlägen für möglich gehalten wird.
    Ab dem Jahr 1974 startete die WHO weitere weltweite Impfprogramme, die »Expanded programs on immunization«. Bis dahin waren weniger als 5 Prozent der Kinder in den ärmeren Ländern der Welt geimpft worden. Nun sollten in allen Ländern der Welt die Kinder gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung und Masern immunisiert werden. Seit den neunziger Jahren kamen dazu noch die Impfungen gegen Hepatitis B, Hib, Röteln und in betroffenen Ländern die Impfung gegen Gelbfieber.
    Ein zu würdigender Erfolg dieser Impfprogramme war die Ausrottung der Kinderlähmung in der westlichen Hemisphäre in den neunziger Jahren. Sie ist heute nur noch in wenigen Ländern der Welt heimisch, bei weniger als 1000 gemeldeten Fällen jährlich. Auch der Rückgang weiterer Erkrankungen wie Diphtherie, Hib sowie der Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln ist vor allem auf die Impfungen gegen diese Krankheiten zurückzuführen. Beflügelt durch diese Erfolge, hat sich die WHO für die nächsten Jahre die Ausrottung von Polio, Masern und Hepatitis B zum Ziel gesetzt.
    Bei aller Euphorie über die erreichten Ergebnisse wird unterschlagen, dass die Gefährlichkeit der meisten Erkrankungen, ablesbar an den Todesfallstatistiken, zumindest in den wohlhabenden Ländern schon vor Beginn der großen Impfprogramme deutlich rückläufig war. Hierzu trug vor allem der verbesserte Lebensstandard bei: bessere Wohnverhältnisse, bessere Ernährung, sauberes Trinkwasser und zunehmendes Hygienebewusstsein.
    Mit der wachsenden Anzahl von Impfungen zeigte sich auch, trotz mangelhafter Erfassungssysteme für Nebenwirkungen, dass jeder Impfstoff neben harmlosen akuten Impfreaktionen auch schwere und im Extremfall lebensbedrohliche oder tödliche Nebenwirkungen haben kann. Mehr und mehr in den Blickpunkt geraten heute auch verzögert einsetzende, langfristige Nebenwirkungen durch Beeinträchtigung des Immunsystems und der Nervenentwicklung.
    Die Nachhaltigkeit von Impfmaßnahmen wird in letzter Zeit auch dadurch in Frage gestellt, dass Krankheitserreger durch Wechsel bestimmter Eigenschaften gegen Impfstoffe resistent werden können, dass andere Erreger oder Erregertypen die entstandene »Lücke« auffüllen und überhaupt immer wieder neue Krankheiten auftauchen. Der Mensch ist Teil der Natur, und jeder Eingriff in die Natur kann unvorhergesehene Folgen haben.
    Zudem ist bei »Kinderkrankheiten« wie Mumps, Masern, Röteln oder Windpocken, deren weltweite Auslöschung kaum zu erzielen ist, langfristig der epidemiologische Wert der Impfung fraglich und könnte sich ins Gegenteil verkehren, wenn die Erkrankungen ins Jugendlichen- und Erwachsenenalter verschoben werden, mit einer sich daraus ergebenden Zunahme von Komplikationen. Dann hilft unter Umständen nur die Flucht nach vorne, wie wir es zurzeit bei Masern und vielleicht auch bald bei den Windpocken erleben: möglichst komplette »Durchimpfung« der Bevölkerung ohne die Option, jemals wieder aufhören zu können.

Impfen: moralische Verpflichtung?
    Spätestens mit dem dritten Lebensmonat ihres Kindes werden Eltern mit der Impffrage konfrontiert. Die Ständige Impfkommission ( STIKO ) am Robert-Koch-Institut in Berlin empfiehlt für die ersten zwei Lebensjahre, beginnend mit
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