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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Autoren: Martin Hirte
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unterlassenen Hilfeleistung. Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, obwohl keine medizinische Kontraindikation gegen die Impfung besteht, vernachlässigen nach unserer Überzeugung ihre Fürsorgepflicht gegenüber ihrem Kind! … Jedes Kind hat ein Recht auf Gesundheit und Glück« (Sturm 2008).
     
    Der Berufsverband ist sogar der Ansicht, dass die Aufnahme in eine Kindertagesstätte oder Schule wie in den USA an eine ausreichende »Durchimpfung« gekoppelt werden soll ( BVKJ 2010a).
    Ärzte, die Impfungen nicht ausdrücklich empfehlen oder nicht nach den STIKO -Empfehlungen durchführen, werden mehr und mehr unter Druck gesetzt und über das Erfassungssystem der Krankenkassen kontrolliert und abgemahnt. Im Jahr 2006 forderte der Deutsche Ärztetag die Ärztekammern sogar auf, zu prüfen, ob gegen Ärzte, die sich explizit und wiederholt gegen empfohlene Schutzimpfungen aussprechen, berufsrechtliche Schritte eingeleitet werden können, da sie »mit ihrem Verhalten gegen das Gebot der ärztlichen Sorgfalts- und Qualitätssicherungspflicht verstoßen«.
    Die sächsische Impfkommission SIKO  – Sachsen ist das einzige Bundesland, das sich eine eigene Impfkommission leistet – formuliert das Bedrohungsszenario etwas weicher:
     
    »Dem Arzt erwächst daraus, trotz evtl. eigener Bedenken, die Pflicht, jeden Patienten und Sorgeberechtigten eines Patienten auf die Möglichkeit und Notwendigkeit empfohlener Schutzimpfungen hinzuweisen. Unterlässt er den Hinweis, können Rechtsfolgen berufsrechtlicher, zivilrechtlicher und evtl. sogar strafrechtlicher Natur eintreten« ( SLAEK 2012).
     
    Auf die Möglichkeit hinzuweisen mag ja noch angehen – über die Notwendigkeit mancher Impfungen aber lässt sich auch vom wissenschaftlichen Standpunkt aus trefflich streiten.

Die freie Impfentscheidung
    Die Selbstbestimmung über die Gesundheit ist eines der Ziele der WHO , die damit dem Spannungsfeld zwischen Staat und Individuum Rechnung trägt: »Die Menschen sind zu befähigen, dass sie die Verantwortung für ihre eigene Gesundheit übernehmen können« ( WHO 1988).
    Albonico spricht bezüglich der Impfentscheidung zu Recht von der »Wichtigkeit einer individuellen, freiheitlichen, umfassenden, auf den Patienten abgestimmten Information mit der Möglichkeit des Gedankenaustauschs. Und darin sind wir heute massiv bedroht« (Albonico 1998a). Er meint weiter:
     
    »Wir müssen anerkennen, dass in der Impffrage ganz große Unsicherheiten, Ungewissheiten leben, ich würde sagen, leben müssen. Das liegt im Wesen der Impfung selbst begründet. Angesichts dieser Unsicherheiten ist für mich in meiner Beratungstätigkeit der Eltern nicht nur entscheidend, welchen inhaltlichen Impfentscheid wir treffen, sondern mindestens ebenso entscheidend, auf welche Weise wir zu diesem Entscheid gelangen.«
     
    Zu einem ähnlichen Fazit kommt die Zusammenfassung einer Diskussion über die Masernimpfung im
British Medical Journal:
     
    »Die Impfentscheidung ist für Eltern ein moralisches Dilemma, und dies muss respektiert werden … Wissenschaftler sollten sich hüten, Angst und Zurückhaltung als Ignoranz zu betrachten und sie mit einem derben ›rationalen‹ Instrument zerstören zu wollen … Informierte Ablehnung muss in einer freien Demokratie eine Wahlmöglichkeit bleiben« (Pattison 2001).
     
    Auf der Konferenz »Ethische Probleme bei Impfungen im Kindesalter 2006« sprach sich Lainie Ross, Medizinethikerin an der Universität von Chicago, für die freie Impfentscheidung auch in den USA aus. Ärzte müssten den Patienten zuhören und versuchen, ihre Ängste zu verstehen: »Während die Zahl der Impfungen wächst und wächst, werden die Menschen immer skeptischer … Die Menschen haben kein blindes Vertrauen mehr in das Gesundheitssystem« (Ostrom 2006).
    Auch der Verfassungsrechtler Prof. Dr. Zuck betont das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen, sieht es aber durch die Voreingenommenheit der Behörden gefährdet:
     
    »Wenn niemand zum Objekt staatlicher Gewalt gemacht werden darf, dann schließt das auch die Befugnis des Einzelnen ein, in Freiheit sich selbst zu bestimmen … Erforderlich ist die Wiederbelebung des Gleichrangs öffentlicher Interessen mit den berührten Individualinteressen. Das setzt Aufklärung voraus, die den Schutzbedarf des Einzelnen wirklich ernst nimmt« (Zuck 2011).
     
    Ein wichtiges Manifest in diesem Sinne ist die
Salzburger Erklärung zur partizipativen Entscheidungsfindung
, die Experten aus
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