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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben
Autoren: Rob Alef
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Badewanne. Aber eine Kurpackung für Braun gab es auch. Und eine Brille und Kontaktlinsen.
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.
    Er blätterte in dem Ordner weiter zurück und fand eine zehn Tage alte Rechnung über ein Prepaid-Handy. Gekauft bei einem Medienmarkt in Mitte, in der Nähe vom Alexanderplatz. Er verfolgte die Quittungen zurück bis zum Anfang des Ordners. Am 1. April hatte Adomeit eine 100er-Packung Teelichter und eine Tube Zahnpasta gekauft. Ältere Belege gab es in diesem Ordner nicht.
    Bördensen ging in das anliegende Zimmer, das zusammen mit der offenen Küche den größten Raum der Wohnung bildete. Auf der Arbeitsfläche lag eine große Wäscheklammer aus Holz, die einen Stapel von Papieren zusammenhielt.
    Bördensen fand drei abgestempelte Tageskarten der Verkehrsbetriebe für die Zone AB für den letzten Freitag, Samstag und Sonntag, den handgeschriebenen Kostenvoranschlag für die Reparatur eines Mini Cooper (New Mini), den Kursplan eines Fitnessstudios am Platz der Luftbrücke und zwei Werbebriefe für The Harp, einen Irish Pub am Hackeschen Markt, jeweils mit dem Programm für den laufenden und den kommenden Monat. Keine Briefkastenwerbung, sondern adressiert und mit persönlicher Anrede.
Sehr geehrte Frau Adomeit, im Mai bieten wir Ihnen neben unseren beliebten Karaoke-Abenden und den offenen Sessions wieder zwei besondere musikalische Highlights …
    Bördensen runzelte die Stirn. Der Irish Pub war Touristenfalle und Baggerzone für Wochenendbesucher. Wenn man lange genug Guinness und Baileys on the Rocks spendierte, ging man nicht allein ins Bett, auch wenn man sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern konnte, nicht mal an den Namen seines One-Night-Stands. Verschiedene Pub Crawls kamen hier vorbei und zwängten sich an die großen schweren Tische. Während über ihren Köpfen die Stadtbahn hinwegdröhnte, dröhnten sich die Touristen die Birne zu. Und jetzt hieß der Laden also The Harp. Vom polizeilichen Standpunkt war der Pub kein Problem. Die Gäste waren meistens friedlich und wurden nicht behumst, wenn man davon absah, dass ein kleines Guinness vier Euro kostete. Bördensen war vor ein paar Jahren zum letzten Mal da gewesen, das war vor der Umbenennung gewesen. Damals hatte der Pub noch The Swan geheißen. Zwei Kollegen aus Schleswig-Holstein, die er auf einem Lehrgang kennengelernt hatte, wollten ihren Besuch in der großen Stadt unbedingt in diesem Laden beginnen, weil sie im Sommer gerade in Irland gewesen waren. Sie blieben nur auf ein Bier, auch weil die beiden schnell merkten, dass eine Touristenfalle mit Irland nichts zu tun hatte, aber Bördensen fragte sich, was Verena Adomeit mit diesem Laden verband. Hatte sie dort Männerbekanntschaften gesucht? Und war ihr einer an die Gurgel gegangen, als sie sich zum Knutschen nach Stralau zurückgezogen hatten? Aber wieso Stralau, wieso nicht ins Hotel oder in Verenas Wohnung oder in den Monbijoupark? Oder gab es eine berufliche Verbindung? War Verena als Maklerin auf Gastronomieflächen spezialisiert?
    Bördensen ging noch einmal durch die Wohnung. Nirgendwo gab es einen Hinweis, dass die ermordete Frau eine persönliche Beziehung zu Irland gehabt hatte. Bei den Bildbänden nicht, bei den CDs nicht, und auch nicht beim Wandschmuck oder bei den Kleidern. Verena Adomeits Interesse an teurem Bier in lauter Umgebung blieb zunächst ungeklärt.
    Er ging in die Küche zurück. Das Geschirr war in Sechserserien vorhanden. Für eine quasi unbewohnte Singlewohnung wirkte die Küche absurd überausgestattet.
Over-equipped
. Bördensen nahm ein Weißweinglas aus dem Schrank und hielt es gegen das Licht. Blitzblank. Er nahm noch eins heraus und spähte in den Hängeschrank. Alle Gläser waren sauber. Von wem poliert? Vermutlich nicht von einer vielbeschäftigen Selbständigen, die die meiste Zeit im Büro und bei Wohnungsbesichtigungen verbrachte. Also gab es eine Putzfrau. Die konnte vermutlich über das Smartphone ausfindig gemacht werden. Lilly träumte von einer Putzfrau, die einmal die Woche kam. Putzfrau oder Makler? Urlaub oder Haus? Beförderungslehrgang oder Elternzeit?
    Am Kühlschrank klebte ein Magnet, der aussah wie eine blaugemusterte Kachel.
Portugal
stand in gelben Lettern in der Ecke. Einen Bildband zu Portugal hatte er auch im Regal gesehen. Im Kühlschrank fand Bördensen vier 500g-Becher Joghurt in pastellfarbenen Tönen mit 1,5 Prozent Fett, einen angebrochenen Becher Margarine und eine halbvolle Flasche Dão, ein
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