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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition)
Autoren: Kristin Hannah
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verhielt sich ruhig. Kate starrte so angestrengt auf ihr Mittagessen, dass sie aufschrak, als plötzlich jemand neben ihr »Hey« sagte.
    Tully.  
    Selbst an diesem kühlen Frühlingstag trug sie Minirock, eine glänzend schwarze Strumpfhose, Gogo-Stiefel und ein enganliegendes Oberteil. Um ihren Hals baumelten mehrere Ketten mit Peace-Anhängern. Ihr Haar schimmerte kupferfarben. Eine riesige Makramee-Tasche hing ihr bis zum Oberschenkel. »Hast du jemandem von gestern Abend erzählt?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Also sind wir Freunde, oder?«
    Kate wusste nicht, was sie mehr überraschte: die Frage oder die Unsicherheit in Tullys Blick. »Ja, sind wir.«
    »Sehr gut.« Tully nahm ein Päckchen Biskuitkuchen aus ihrer Tasche und setzte sich neben Kate. »Dann lass uns mal über dein Make-up reden. Du brauchst Hilfe, und das meine ich nicht böse, ehrlich. In Sachen Mode kenne ich mich einfach aus. Ist eine Begabung von mir. Darf ich deine Milch haben? Danke. Und die Banane? Ich könnte nach der Schule zu dir kommen …«
    Kate stand vor dem Drugstore und schaute sich um, ob jemand aus dem Bekanntenkreis ihrer Mutter sie vielleicht sähe. »Bist du dir sicher?«
    »Absolut.«
    Das war nur ein schwacher Trost. Seit dem Tag, da sie offiziell Freundschaft geschlossen hatten, wusste Kate eins über Tully: Sie war ein Mensch, der Pläne machte und verwirklichte.
    Und der Plan des heutigen Tages war, Kate zu verschönern.
    »Vertraust du mir etwa nicht?«
    Da war sie, die große Frage, die Tully nur aus dem Ärmel zu ziehen brauchte, da hatte Kate schon verloren. Sie musste ihrer neuen Freundin vertrauen. »Klar. Aber ich darf mich noch nicht schminken.«
    »Ich kann das so gut, dass deine Mom gar nichts merken wird. Komm schon.«
    Im Drugstore suchte Tully Lidschatten und Rouge in Farbtönen aus, die »richtig« für Kate waren, und bezahlte auch noch für alles. Als Kate Einspruch erheben wollte, entgegnete Tully leichthin: »Wir sind doch Freundinnen, oder nicht?«
    Auf dem Weg hinaus stieß Tully sie mit der Schulter an.
    Kate kicherte und stieß zurück. Sie spazierten durch den Ort und gingen dann am Fluss entlang nach Hause. Dabei plauderten sie die ganze Zeit über Kleider, Musik und die Schule. Schließlich bogen sie auf Tullys Auffahrt ein.
    »Meine Grandma würde ausflippen, wenn sie das sehen würde.« Tully blickte verlegen zum Haus. Das war fast vollkommen von Rhododendren verdeckt, die die Größe von Heißluftballons hatten. »Ihr gehört nämlich das Haus.«
    »Besucht sie euch mal?«
    »Nein. Ist einfacher zu warten.«
    »Worauf denn?«
    »Dass meine Mom mich wieder vergisst.« Tully stieg über einen Stapel Zeitungen, umrundete drei große Mülleimer und öffnete die Haustür. Drinnen war es ziemlich verraucht.
    Tullys Mutter lag mit glasigem Blick auf dem Wohnzimmersofa.
    »H-hallo, Mrs Hart«, sagte Kate. »Ich bin Kate von nebenan.«
    Mrs Hart versuchte sich aufzusetzen, war aber offenbar zu schwach dazu. »Hallo, Mädchen von nebenan.«
    Tully zog Kate in ihr Zimmer. Dort holte sie aus einem Stapel Schallplatten Goodbye Yellow Brick Road hervor und legte sie auf den Plattenspieler. Als die Musik ertönte, warf sie Kate eine Zeitschrift zu und zog einen Stuhl zur Frisierkommode. »Bist du bereit?«
    Erneut überkam Kate Nervosität. Sie wusste, sie würde Ärger kriegen, doch wie sollte sie je Freunde gewinnen oder beliebt werden, wenn sie nicht ein paar Risiken einging? »Ja, bin ich.«
    »Gut. Dann setz dich. Zuerst kümmern wir uns um dein Haar. Es braucht ein paar hellere Strähnchen. Diese Tönung hier benutzt auch Maureen McCormick.«
    Kate sah Tully im Spiegel an. »Woher weißt du das?«
    »Hab’s letzten Monat in einer Zeitschrift gelesen.«
    »Aber die geht bestimmt zu einem richtigen Friseur.« Kate versuchte sich auf einen Artikel in der Zeitschrift zu konzentrieren.
    »Nimm das zurück. Ich hab die Gebrauchsanweisungen zweimal gelesen.«
    »Können mir davon die Haare ausfallen?«
    »Eigentlich nicht. Aber jetzt sei still. Ich lese grade noch mal die Anweisungen.«
    Tully teilte Kates Haar in Strähnen und fing an, Farbe daraufzusprühen. Es dauerte fast eine Stunde, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. »Wenn ich fertig bin, siehst du aus wie Marcia Brady.«
    »Wie ist es eigentlich, so beliebt zu sein?« Die Frage war Kate nur so herausgerutscht.
    »Wirst du schon sehen. Aber du bleibst doch trotzdem meine Freundin, oder?«
    Kate musste lachen. »Sehr komisch. Hey, das
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