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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax
Autoren: Werner Schrader
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ganz hell geworden.
    Der Kaufmann schloß die
Ladentür auf, und die Bäckersfrau stand schon vor dem Schaufenster, um zu
sehen, ob das Messingschild mit dem Namen noch blank genug war.
    Knasterbax ging auf sie zu und
wünschte ihr freundlich einen guten Morgen. „Liebes Frau“, sagte er, „du
verkaufst gute Brötchen, süß und lecker. Die Rosinen schmecken wie in Stollen
von Weihnachten. Aber das Bienenstich hier ist bitter und schlecht, beinah ich
mir hätte vergiftet.“

    „Oh“, machte die Bäckersfrau
erschrocken und nahm den Bienenstich in die Hand. „Das tut mir leid“, sagte sie
und roch daran. „Der Kuchen ist wirklich nicht gut. Kommen Sie bitte herein,
ich gebe Ihnen einen anderen dafür.“ Sie öffnete die Ladentür und ließ
Knasterbax zuerst eintreten. „Einen Bienenstich habe ich allerdings noch nicht,
den bäckt mein Mann erst heute nachmittag . Wenn Sie
mit einer Sandtorte vorliebnehmen oder einem Butterkuchen von gestern?“
    „Ist schon alles egal“,
entgegnete Knasterbax, „Hauptsache, die Kuchen ist nicht verfault!“
    Die Frau schüttelte heftig den
Kopf.
    „Nein, was hier im Regal steht,
ist alles noch frisch von gestern.“ Und leise fügte sie hinzu: „Oder
vorgestern.“
    Knasterbax trat hinter den
Ladentisch und betrachtete das Angebot. Er pickte sich einen Streusel aus dem Streuselkuchen heraus und probierte ihn. Darauf drückte er
seinen dicken Finger in einen Butterkuchen und leckte ihn ab.
    „Sein beide nicht schlecht“,
sagte er und nickte der Frau zu. „Aber möchte ich probieren das Sandtorte
auch.“ Und schon hatte er eine Ecke davon abgebrochen und in den Mund
geschoben. Mit geschlossenen Augen zermahlte er den Brocken zwischen den
Zähnen.
    „Nein“, rief er plötzlich, „ist
nicht süß genug.“ Prüfend glitten seine Augen ein Fach höher, wo es nach Krem
und Sahne roch. Mit Kennermiene beugte er sich über eine Nußtorte und biß eine Marzipanrose ab.
    „Aber, mein Herr“, rief die
Bäckersfrau da, „Sie können doch nicht von allen meinen Kuchen naschen! Die
kann ich ja gar nicht mehr verkaufen!“
    „Verzeihung“, erwiderte
Knasterbax und sah sie streng an, „diesmal muß ich sein vorsichtig! Wer einmal
ist gefallen ’rein mit schlechtes Ware, muß passen auf!“ Und er bohrte seinen
rechten Zeigefinger tief in einen Frankfurter Kranz.
    Da kam der Frau ein jäher
Gedanke.
    „Wann haben Sie den Bienenstich
überhaupt gekauft?“ fragte sie listig. Aber der Räuber ließ sich damit nicht
fangen.
    „Junges Frau“, sagte er,
während er probeweise in einen Spritzkuchen biß, „wann ist gekauft die Kuchen,
ist ganz egal. Wichtig ist nur, daß er kommt aus Ihre Backstube und ist
verfault. Wenn ich den Polizei rufe, den Schutzmann
Siebenschütz als Beispiel, macht er schlimmen Tanz wegen Leutevergiftung. Nun
packen Sie ein den Schokoladentorte. Aber vorsichtig!
Nicht berühren mit die Finger!“
    Um den frechen Kunden
loszuwerden, nahm die Frau eine Pappschachtel unter dem Ladentisch hervor und
hob die teure Torte hinein.
    „So“, sagte sie und wollte den
Deckel auflegen. Aber Knasterbax packte noch schnell ein paar Berliner und ein
halbes Dutzend Nußecken dazu.
    „Torte allein ist zu fett,
verstimmt den Magen“, erklärte er. Damit zog er den Hut, klemmte den Karton
unter den Arm und ging zur Tür.
    Draußen stand Schutzmann
Siebenschütz und wartete auf den Bäcker, der von Haus zu Haus lief und alle
Leute fragte, ob sie nicht einen Räuber gesehen hätten. Als er Knasterbax
erblickte, breitete er die Arme aus, um ihn zu packen.
    „Nun hab ich den großen Räuber
nach sieben Jahren endlich gefangen“, rief er freudig. „Komm, Brüderchen, laß
dir die Handschellen anlegen!“
    Aber da machte Knasterbax ein
ganz erschrockenes Gesicht, deutete mit dem Finger hinter den Schutzmann und
schrie: „Vorsicht, Siebenschütz! Gleich spießt dich auf großes Bulle!“
    Entsetzt fuhr der wackere
Schutzmann herum, so daß ihm der Helm vom Kopf flog, machte einen Satz
seitwärts und riß den Säbel heraus. Knasterbax machte auch einen Satz, aber
nach der anderen Seite. Bevor Siebenschütz merkte, daß kein Bulle in der Nähe
war, und ehe er seinen Helm wieder aufgehoben hatte, war der Räuber über den
Zaun gesprungen und hinter die Bäckerei gerannt. Den Meister sah er fünf Häuser weiter im Gespräch mit dem Friseur. Er lief um den
Ziegenstall herum und frech in die Backstube hinein. Rasch stellte er sein
Paket auf ein Regal, nahm eine
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