Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
war, etwas Alltägliches für ihn. Aber dann wurde ihm bewußt, daß er sich in einem Land befand, in dem die Frauen bis zum Äußersten um einen Mann kämpften — und sie taten es mit sanften Worten und schwülem Lächeln.
    Er setzte sich im Bett auf. »Was hat Jura jetzt angerichtet? « fragte er laut. Er ahnte, daß Jura die Ursache dafür war, daß die Frauen sich so aufregten.
    In wenigen Augenblicken hatte er sich angezogen. Dann lief er über den Flur zu den Schlafzimmern der anderen Männer. Sie waren mit einer zwei, oder — in Geralts Fall — mit drei Frauen zusammen. Rowan befahl ihnen, sofort in den großen Saal zu kommen. Nur Geralt machte Ärger.
    »Du wirst dasein, oder ich komme dich holen«, brüllte Rowan, schlug die Tür hinter sich zu und rannte los. Daire und die Fearen waren ihm auf den Fersen.
    Eine wahre Armee von Frauen strömte in den Palast. Alle blickten zornig drein, und sie hatten alle etwas in der Hand, was sie als Waffe benutzen konnten: Harken, Schaufeln, Äxte, Stricknadeln und Keulen in verschiedenen Größen. Es handelte sich um zierliche Frauen, und sie waren so armselig bewaffnet, daß sie einen komischen Anblick boten, aber Rowan lachte nicht.
    Rowan packte eine schöne, dunkelhaarige Frau in der ersten Reihe am Arm und fragte sie in der Sprache der Ulten: »Was ist geschehen? «
    Sie zischte ihn an: »Wir wurden belogen. Uns wurde gesagt, daß alle Männer an der Seuche gestorben seien und daß die einzigen Überlebenden sich hier in der Stadt befänden. Aber Jura sagt, daß das nicht wahr ist. «
    Rowan stöhnte, als er die Frau losließ. Dann drehte er sich zu den anderen Männern um und übersetzte.
    »Jura! « schnaubte Geralt. »Ich hätte wissen sollen, daß sie uns aus dem Paradies vertreibt. «
    Rowan packte seinen Halbbruder vorne an der Tunika. »Deine Schwester war Sklavin, während du in Saus und Braus gelebt hast. Wir müssen dem hier Einhalt gebieten, sonst gibt es ein Gemetzel. «
    Geralt entwand sich Rowans Griff. »Laßt sie doch den alten Marek umbringen. Was kümmert mich das? Ich werde über die Ulten herrschen. Du hast mir die Irial weggenommen, dann nehme ich eben die Ulten. «
    Jura, die sich mit Cilean einen Weg durch die Menge nach vorn gebahnt hatte, kam gerade rechtzeitig, um die Worte ihres Bruders zu hören. »Du kannst ja noch nicht einmal dich selbst beherrschen und noch viel weniger einen ganzen Stamm! « brüllte sie ihn an. »Du denkst nur an dich — nicht an dein Volk, ganz zu schweigen an Lankonien! Du bist weder den Irial noch irgendeinem anderen in Lankonien ergeben. Du konntest noch nicht einmal eine Nacht mit Brita verbringen, ohne gleich Unfrieden zu stiften. Du magst ja so von dir eingenommen sein, daß du glaubst, diese Frauen würden dir gern gehorchen, aber im Augenblick sind sie zu wütend, um nachzudenken. « Sie sah zu den anderen Männern hinüber, die jetzt von ärgerlichen Ultenfrauen umgeben waren, die den Palast stürmten. »Sie sind wütend auf Marek, weil er sie jahrelang angelogen hat. Ihr Blut kocht. Der Tod eines Mannes wird ihnen nicht reichen. Sie könnten beschließen, alle zu töten. Wir müssen hier raus. « Jura wollte kehrtmachen, aber Rowan ergriff ihren Arm.
    »Du hast nicht die Partei deines Bruders ergriffen«, rief er ihr zu.
    »Mein Bruder ist ein Irial, kein Lankonier«, erklärte sie gelangweilt. »Gibt es hier noch einen anderen Ausgang? Bitte, Rowan, diese Frauen wollen Blut sehen! «
    Er streichelte ihr kurz über die Wange, dann eilte er zurück zu dem Flügel, in dem die Schlafzimmer lagen. »Folgt mir«, befahl er. Nur Geralt zögerte. Rowan packte den jungen Mann an der Schulter und zerrte ihn mit sich.
    Geralt wehrte sich wie ein widerspenstiger Junge. »Nimm deine Hände weg, du Thronräuber! Die Frauen werden mir nichts tun. Ich bin ihr Herr. «
    Ganz ruhig nahm Jura eine Vase von einem Tisch und zerschmetterte sie auf Geralts Kopf. Er brach zusammen.
    Rowan sah sie empört an. »Wie kriegen wir ihn jetzt hier raus? «
    »Du mußt ihn tragen. Los jetzt, wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich glaube, die Frauen plündern den Palast. «
    Rowan befolgte ohne Widerrede den Befehl seiner Frau und warf sich Geralt über die Schulter. Dann übernahm er wieder die Führung und lief den Flur entlang. Es gab keine andere Tür außer dem großen Portal, aber in den letzten Jahren waren die Ulten bequem geworden und hatten einen Kornspeicher direkt neben einem der Fenster des Palastes gebaut.
    »Daire! «
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher