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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Clancy
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auf gute Reden und gab sich betont seriös – was er auch war und was ihm zu zeigen nicht schwer gefallen wäre, wenn er nur ein oder zweimal vors Rednerpult hätte treten müssen und nicht, wie hinterher nachgerechnet worden war, 311 Mal.
    Landein, landaus stellten Reporter die gleichen Fragen, die immer wieder identisch beantwortet wurden, was dann die diversen Medien als Nachricht verkauften. Kaum ein Kolumnist, der Ryan nicht über den grünen Klee gelobt hätte, und alle waren der Meinung, dass seine Wahl eigentlich nur Formsache und allenfalls für die Zusammensetzung des Kongresses von Belang gewesen sei. Worauf Ryan, das Stichwort aufgreifend, den Abgeordneten beider Parteien seinen Segen gegeben hatte, um seine Unabhängigkeit zu unterstreichen und schon im Vorfeld für gutes Wetter zu sorgen.
    Allerdings war seine Popularität nicht allumfassend. Es gab auch solche, die gegen ihn protestierten, die sich in nächtlichen TV-Shows zu Wort meldeten und auf seine berufliche Herkunft aufmerksam machten, die seine drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der von Terroristen eingeschleppten und die Nation bedrohenden Ebola-Seuche kritisierten – »Zugegeben, in diesem einen Fall haben diese Maßnahmen gewirkt, aber ... « – und die vor allem seine politischen Entscheidungen in Frage stellen, Entscheidungen, die, wie Jack in seinen Reden immer wieder betonte, auf gesundem Menschenverstand beruhten.
    Auch wenn es darum ging, auf solche und ähnliche Einwände zu reagieren, war Arnie unersetzlich. Ein wahres Himmelsgeschenk, dieser Mann. Er wusste auf alles eine Antwort. Ryan sei stinkreich, behaupteten einige. Die Antwort lautete: »Mein Vater war Polizist. Ich habe jeden Penny, den ich besitze, mit eigener Arbeit verdient – und [mit gewinnendem Schmunzeln] außerdem macht meine Frau viel mehr Geld als ich.«
    Von Politik habe Ryan keine Ahnung. »Die Politik ist eines jener Felder, auf denen sich jeder auskennt, aber keiner weiß, wie sich ein praktischer Nutzen daraus ableiten lässt. Nun, vielleicht kenne ich mich nicht so gut aus, aber ich werde Politik praktisch zu nutzen wissen.«
    In einer Ansprache anlässlich des alljährlichen Konvents amerikanischer Rechtsanwälte bemerkte er vollmundig: »Tut mir leid, ich bin kein Jurist, aber ich kenne den Unterschied zwischen richtig und falsch, und den kennt auch unsere Justiz«, womit er den obersten Bundesgerichtshof indirekt für überflüssig erklärte.
    Aber auch dann, wenn Arnies strategische Ratschläge und die von Callie Weston entworfenen Texte ausnahmsweise einmal nicht weiterhalfen, hatte es Jack bislang immer wieder geschafft, alle ernsthaften Attacken zu parieren und auf seine ganz persönliche Art zu kontern: freundlich und humorvoll, gleichwohl mit sehr deutlichen Worten, ruhig vorgetragen, aber im Brustton der Überzeugung. Kurzum, fürsorglich unterstützt und gut vorbereitet, gelang es ihm, sich als der Pfundskerl Jack Ryan zu präsentieren.
    Interessanterweise hatte er seine bislang größte politische Leistung ganz ohne fremden Rat vollbracht.
     
    »Morgen, Jack«, grüßte der Vizepräsident, als er, ohne angeklopft zu haben, das Büro betrat.
    »Hi, Robby.« Lächelnd blickte Ryan von seinem Schreibtisch auf und registrierte im Stillen, dass sein Gegenüber einfach kein Anzugträger war. Manchen Menschen stand nichts anderes als Uniform, und zu denen zählte gewiss auch Robert Jefferson Jackson, der auf den Revers all seiner Jacketts ein kleines Navy-Abzeichen in Gold spazieren führte.
    »In Moskau ist was passiert«, sagte Ryan und schilderte den Vorfall.
    »Könnte problematisch werden«, kommentierte Robby.
    »Lass dir von Ben die Einzelheiten erzählen. Was steht bei dir heute auf dem Programm?«, fragte der Präsident.
    »Tango-Quadrat, Delta-Quadrat.« Ihr persönlicher Code: TTDD – Tagtäglich derselbe Driss . »In zwanzig Minuten treffe ich mich mit dem Raumfahrtausschuss drüben auf der anderen Straßenseite. Heute Abend geht’s ab nach Mississippi, wo ich morgen an der Ole Miss eine Rede halten muss.«
    »Fährst du mit dem Auto?«, wollte Ryan wissen.
    »Mann, Jack, das einzig wirklich Gute an diesem beschissenen Job ist, dass ich wieder fliegen kann.« Jackson hatte darauf bestanden, dass man ihm eine VC-20B für sein Amt zur Verfügung stellte, mit der er unter der Codebezeichnung ›Air Force Two‹ seine offiziellen Reisen unternahm. Das machte sich nicht nur gut in den Medien, sondern war gleichzeitig auch die beste
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