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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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Straßenecke. Während die Kutsche auf das Theater zuraste, stand das Mädchen auf Zehenspitzen im Straßenschlamm und hielt eine kleine, verschmutzte Statue in der Hand.
    Madame Pingre drehte sich alarmiert um und hielt angstvoll nach ihrer Tochter Ausschau. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie ihre Tochter mitten auf der Straße entdeckte, direkt in der Fahrspur der heranstürmenden Karosse. Sie schürzte ihre Röcke und sprang, ohne zu zögern, vom Bürgersteig in den Schmutz der unbefestigten Straße.
    Christien war jedoch ebenfalls bereits in Bewegung und bahnte sich seinen Weg durch die gaffende Menge. Die wild schnaubenden Pferde und den fluchenden Kutscher im Blick, stürmte er auf die Dame zu, während die Tiere in ungebremster Geschwindigkeit vorwärtsdrängten und an den Zügeln rissen. Mit sei-nen langen, dank vieler Degenkämpfe gestählten Armen gelang es ihm, Madame Pingre an der Hüfte zu packen und sie zurückzureißen, just in dem Moment, als diese ihre Tochter zu fassen bekam. Christien hielt die beiden in eiserner Umklammerung fest, während er sich, Madame Pingre und das Mädchen auf die sichere Seite rettete, wobei er durch den ernormen Schwung mit voller Wucht auf dem Rücken zu Fall kam.
    Schmutziges Wasser und Straßenschlamm spritzten neben ihm hoch. Für einen Moment drehte sich der Himmel über ihm, und die Anstrengung entlockte ihm ein tiefes Stöhnen, als er, die beiden an seine Brust gepresst, schließlich rücklings auf der dreckigen Straße landete. Sein Puls raste, und sein Herzschlag dröhnte in seinem Kopf, denn die vorbeifahrenden Räder der Kutsche streiften seine Haare, und er spürte die Vibration des über das Pflaster donnernden Fahrzeugs mit jeder Faser seines Körpers.
    Das Geklapper der Hufe ließ langsam nach, als der Zweispänner am Ende der Straße endlich zum Stehen kamen.
    Von irgendwoher ertönte das bewundernde Pfeifen eines Jungen, die Umstehenden nahmen ihre Unterhaltung wieder auf, sie riefen, schrien und applaudierten schließlich. Ein streunender Hund bellte seine Aufregung hinaus. Männer rannten auf die Straße, um den Verkehr anzuhalten. Die Leute strömten herbei und erkundigten sich, ob sie verletzt seien.
    Christien konnte in diesem Moment den Trubel um ihn herum nur sehr verschwommen wahrnehmen. Sein Herz schien in seinem Brustkorb zu zerspringen, so heftig pochte es gegen seine Rippen. Madame Pingres wohlgeformte Gestalt war an ihn gepresst.
    Von links drückte sich eine kleinere, zitternde Gestalt an ihn, deren tränennasses Gesicht sich an seinem Hals rieb.
    »Papa«, flüsterte das Kind und bewegte seine Lippen wie die Flügel eines Schmetterlings sanft über seine Haut. »Oh, Papa.«

Erstes Kapitel
    River´s Edge Ptantage August 1847
    »Es kommt jemand, Madame, Fremde kommen die Straße herunter!«
    Reine Marie Cassard Pingre legte ihre Schreibfeder beiseite, als sie den Warnruf aus dem Parterre vernahm. Sie klappte das Kassenbuch zu, in das sie gerade die Rechnungen der Warenladung eingetragen hatte, welche am Morgen mit dem Dampfschiff der Plantage eingetroffen war. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und starrte die Tintenkleckse auf ihren Fingern an. Sie sollte sich wohl besser beeilen und die Hände waschen, bevor sie hinunterging, um den ankommenden Besucher zu begrüßen.
    Doch weshalb eigentlich der Umstand? Der eintreffende Monsieur war zweifellos nur ein Freund ihres Vaters. Sie würden sich auf der Veranda treffen, welche zu dieser Tageszeit angenehm im Schatten der alten Eichen lag. Mit einem Glas Madeira in der Hand würden die beiden in entspannter Atmosphäre den Preis der Baumwolle besprechen und wohl auch die neuesten politischen Skandale. Sie selbst könnte wieder an ihren Schreibtisch zurückkehren, sobald die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht wären.
    Reine streckte ein wenig ihre Glieder und begab sich zur Verandatür des Wohnzimmers, die bereits offen stand, um die frische Morgenluft hereinzulassen. Das Sonnenlicht flutete herein, und die weiß getünchten Bodenbretter des Balkons reflektierten die Strahlen des gleißenden Gestirns. Sie beschattete ihre Augen mit der rechten Hand und blickte angestrengt die Zufahrtsstraße hinunter, welche sich in zahlreichen Kurven bis zum Fluss wand.
    Ein Reiter näherte sich in gestrecktem Galopp der Veranda des Hauses, wobei er kleine Staubwolken aufwirbelte, die sich wie ein Kometenschweif hinter ihm herzogen. Von hohem Wuchs und mit breiten Schultern, saß er mit einer solch
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