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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Sergej Antonow
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jetzt erzähle, bleibt unter uns«, sagte er und ließ die Finger knacken. »Abgesehen davon würde es euch sowieso niemand glauben … Hat einer von euch Grünschnäbeln schon mal was von Eugenik gehört? Oder vom Vorhaben nationalsozialistischer Wissenschaftler, den vollkommenen Menschen zu erschaffen? In der UdSSR gab es solche Forschungen auch, es wurden Experimente gemacht. Die Deutschen wurden für diese Experimente vor ein Tribunal gezerrt und aufgehängt. Nicht etwa wegen ihrer Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sondern weil Deutschland den Krieg verloren hatte. Wir dagegen hatten ihn gewonnen. Und Sieger verurteilt man nicht . A uch für Menschenversuche wird man nicht bestraft. Die Experimente gingen weiter – bis zum Zerfall der Sowjetunion.«
    Unter den Anwesenden erhob sich Geflüster. Der Operettenoffizier überzog die Störer mit einem strafenden Blick.
    »Dann wurden sie abgebrochen«, fuhr Nestor lauter fort. »Logisch – das Geld ging aus, und die Sache brachte nicht viel. Doch wie sich nun herausgestellt hat …« – er wandte sich an den NKWD ler –, »… wurden sie nach der Katastrophe fortgesetzt. Und zwar an der Roten Linie.«
    »Und? Züchten sie dort Leute mit goldenen Eiern?«, lästerte Sergej.
    Arschinow lehnte sich weit aus seinem Liegestuhl und verpasste dem Frechling eine saftige Ohrfeige. Der übrige Kindergarten verstummte augenblicklich.
    »Fast«, erwiderte der Kommandant mit wehender Mähne. »Was man so hört, stehen sie kurz davor, einen Dings zu entwickeln, einen genetischen …« Er blickte sich abermals zu dem Offizier um.
    »Einen genetischen Modifikator«, plapperte der NKWD -Mann los. »So eine Art Virus, das in den Organismus eingeschleust wird und den Menschen nach und nach umkrempelt . Viren verändern nämlich den genetischen Code …«
    »Jedenfalls haben sie vor, Übermenschen zu erschaffen, die gegen radioaktive Strahlung immun sind«, ergriff abermals Nestor das Wort. »Was für uns eine tödliche Strahlung ist, wäre für die nur eine Lappalie. Und was, meine Herren, bedeutet das?«
    »Das bedeutet, wenn wir an dieses Zeug rankommen …«, begann Tolik, doch der Kommandant ließ ihn nicht ausreden.
    »Falsch, Tomski. Das bedeutet, wenn sie an dieses Zeug rankommen, gehört ihnen das ganze oberirdische Areal über der Metro. Sie werden sich sämtliche Waffen und Geräte holen, die für Stalker bisher unerreichbar waren. Das gibt ihnen die Chance, ein Imperium aufzubauen! Die Gewichte werden sich endgültig zu ihren Gunsten verschieben. Sie unterwerfen zuerst die Hanse und dann alle übrigen Stationen. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen. Deshalb haben wir beschlossen, ihr Forschungslabor und alle am Projekt beteiligten Personen zu liquidieren. Niemand darf dieses Teufelszeug in die Hände bekommen.«
    Nestor verstummte, und im Stabszelt kehrte verlegenes Schweigen ein.
    »Wieso denn liquidieren?«, ereiferte sich Karetnikow. »Wenn die genetisch e Veränderung so grandiose Möglichkeiten eröffnet, wäre es doch viel sinnvoller, sich diese Technologie unter den Nagel zu reißen . A ngenommen, wir bekämen einen solchen Modifikator in die Hände …«
    »Und das aus dem Munde eines Anarchisten?«, unterbrach ihn Nestor und schüttelte den Kopf. »Die wollen doch eine neue Rasse züchten. Eines habe ich gelernt: In diesem verdammten Leben gibt es nichts umsonst. Wer weiß schon, womit diese Übermenschen für ihre Strahlenresistenz bezahlen müssen? Werden das überhaupt noch Menschen sein? Woher willst du wissen, ob du sie unter Kontrolle behältst? Nein, mein Lieber. Die Sache ist mir zu heiß. Und für dich wäre sie auch eine Nummer zu groß.«
    Karetnikow ließ die Schultern hängen und fand sich mit seiner Niederlage ab.
    Nestor wandte sich an den NKWD ler und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    »Das ist übrigens Nikita. Ich habe ganz vergessen, ihn euch vorzustellen. Er ist direkt von der Lubjanka zu uns gekommen . A lso quasi aus der Höhle des Löwen. Nikita hat sein Leben lang Volksfeinde gejagt, aber nun hat er es sich anders überlegt. Man hat ihn vergrault, und er entschloss sich zur Flucht. Damit wir ihm politisches Asyl gewähren, hat er uns diese wertvollen Informationen mitgebracht. Ein fairer Handel, findet ihr nicht?«
    »Ich bin aus Überzeugung hergekommen«, beteuerte der Dicke. »Und um meine ehrlichen Absichten zu beweisen, bin ich bereit, euch zu dem Forschungslabor an der Dserschinskaja zu führen. Es wird von einem gewissen
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