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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume
Autoren: Patricia Shaw
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er und Dolour bei ihren seltenen Stadtaufenthalten gewohnt hatten. Dolour hätte den Busch vorgezogen.
    Charlie kam an ihre Seite geeilt. »Alles in Ordnung mit dir, Schatz?«
    »Ja. Können wir jetzt gehen?«
    »O nein. Ich bin einer der Sargträger. Es geht dir doch gut?«
    Er eilte davon, und Rosa saß da und harrte aus. Die hässliche schwarze Trauerkutsche mit Glasfenstern wartete ebenfalls. Geduldig. Schicksalhaft.
    Ein paar Leute kamen aus der Kirche, und Rosa erhob sich, als ihr Vater an der Spitze der Sargträger die Eingangstreppen hinunterschritt.
    Ein paar Lausbuben huschten um sie herum, um einen besseren Blick auf diese seltsame Prozession zu haben, und wurden von dem Leichenbestatter fortgejagt, als der Sarg in der Trauerkutsche untergebracht wurde. Sein Gehilfe streute Blumen darüber, und die Sargträger zogen sich unsicher zurück.
    Erneut erschien Charlie an ihrer Seite.
    »Gott sei Dank ist es überstanden«, sagte sie. »Gehen wir!«
    »Das geht doch nicht. Wir müssen deinem Vater beistehen.«
    Sein eigener Vater, groß und kantig wie der Sohn, stand hinter ihm. Achselzuckend sah er Rosa an, als wolle er sagen: »Bedaure. Da kommst du nicht aus.«
    Rosa seufzte und gestattete Charlie, sie zu Juan auf den Hauptweg zu bringen, wo Freunde – und Fremde, wie sie bemerkte – den Hinterbliebenen ihr Beileid aussprechen konnten.
    Einer nach dem anderen und Paar für Paar kamen sie, einige mit von der Hitze gerötetem Gesicht, einige, die sich Tränen wegtupften und versuchten, das Richtige zu sagen, und alle erzählten sie von Dolour, dieser prächtigen Frau. Die Farmer schüttelten Juan einfach wortlos die Hand und nickten dem Paar an seiner Seite zu.
    Während die Schlange der Kondolierenden langsam an ihnen vorbeizog, konnte Rosa die Seelenqualen des Vaters spüren.
    »Das ist doch barbarisch«, flüsterte sie ihm zu. »Komm. Wir müssen jetzt gehen.«
    »Wir können noch nicht«, erwiderte er mit gepresster Stimme. »Sir Samuel …«
    Sie folgte seinem Blick und sah zu ihrem Ärger den Gouverneur und seine Gattin, die in aller Seelenruhe beim Eingang ein angeregtes Gespräch mit dem Priester führten.
    »Geh und sag ihnen, dass wir gern bald aufbrechen würden«, bat sie Charlie.
    »Das kann ich unmöglich tun.«
    »Ich schon!«, ließ sich eine Stimme hinter ihr vernehmen, und sie beobachtete erfreut, wie ihr Stiefbruder Duke MacNamara zum Gouverneur marschierte und ein paar Worte mit ihm wechselte.
    »Ah ja«, meinte dieser, schüttelte dem Priester rasch die Hand und eilte mit seiner Frau herbei.
    Die Nachzügler in der Schlange machten dem bedeutenden Paar Platz, das sein Beileid bekundete und sich dann entfernte, so dass der Priester Juans Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte.
    »Danke, Duke«, meinte Rosa. »Ich freue mich, dich wiederzusehen. Noch immer draußen auf Kooramin?«
    »Schon, aber bald geht es nordwärts.« Er grinste. »Verflixt, Rosa, mal wieder schön wie der junge Tag! Aber du warst schon immer eine Augenweide. Dabei bist du nun eine alte Ehefrau!«
    Sie stupste ihn mit ihrem Fächer. »Ich bin gerade mal zwei Jahre älter als du, vergiss das nicht.«
    Sie wurden von Mrs.Forrest unterbrochen, die sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte.
    »Du musst nun um die vierundzwanzig sein, nicht wahr, Duke?«, meinte sie. »Wann läuten denn die Hochzeitsglocken?«
    »Jetzt, da Rosa nicht mehr zu haben ist, vermutlich nie«, sagte er grinsend und drehte sich zu der Frau hinter ihm um. »Kann ich deine Mutter nun deinen tüchtigen Händen überlassen, Lucy Mae? Das war eine ganz schöne Tortur für sie.«
    »Natürlich«, nickte Lucy Mae.
    Aus den Augenwinkeln sah Rosa, dass John Pace MacNamara zu ihr herübersah, und wandte sich rasch ab.
    »Ich gehe jetzt nach Hause«, erklärte sie Charlie.
    »Wir müssen zum Friedhof!«
    »Ich muss ins Haus zurück und mich um die Verköstigung der Gäste kümmern«, schwindelte sie. »Ich sage Juan, dass du ihn begleitest.«
    »Aber du musst doch mitkommen. Du kannst nicht einfach …«
    »Das geht schon«, schaltete Mrs.Forrest sich ein. »Es wird nicht unbedingt erwartet, dass Frauen nach dem Gottesdienst noch mit zum Grab gehen.«
    Rosa schenkte der lieben alten Dame ein Lächeln und eilte mit dem Wissen davon, dass Milly das vermutlich erfunden hatte. Wenn sie nicht gerade auf der Jagd nach dem neuesten Klatsch war, konnte sie zuweilen wirklich hilfreich sein.
     
    John Pace sah, wie Palliser eine Pferdedroschke für Rosa herbeirief, ihr
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