Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne
Autoren: Cynthia Breeding
Vom Netzwerk:
Burg führte. Oder vielleicht wäre Festung angemessener, dachte sie bei sich, als sie sie jetzt genauer betrachtete. Als sie nun den Hügel hinaufstiegen, konnte sie erkennen, dass zur Verteidigung Erdwälle aufgeschüttet worden waren. Es war steiler als sie dachte, also sparte sie sich ihren Atem lieber für diese Strapaze auf, als noch mehr zu sagen, denn Gilead hatte seinen Schritt beschleunigt, anstatt ihn zu verlangsamen. Geriet denn dieser umwerfende Muskelberg niemals außer Atem? Offenbar nicht.
    Mit Eisen verstärkte Räder ratterten und Ketten rasselten, als sich das massive schwere Eisentor bei ihrer Ankunft langsam öffnete. Gilead sah zu ihr herab, während sie warteten, und zog einen seiner Mundwinkel nach oben, was ihm eher das Aussehen eines gefallenen Engels verlieh.
    »Vielleicht solltest du jetzt deine Röcke loslassen. Es wäre wohl besser, wenn die Männer dich nicht für eine Dirne hielten.«
    Sie spürte, wie sie puterrot wurde. Das hätte sie wissen müssen. Die Gebote der Sittsamkeit waren ihr an dem fränkischen Hof unter den strengen Anweisungen ihrer prüden Tante Clotilde ständig eingebleut worden. Viel war ihr, sehr zum Ärger ihrer Tante, nicht im Gedächtnis haften geblieben. Aber eigentlich war es in erster Linie seine Schuld, dass sie den Rock überhaupt bis zu den Knien hatte hochraffen müssen. Sie schüttelte ihn heftig aus, was nur dazu führte, dass hinten die Säume durcheinandergerieten. »Wenn Ihr Euren Schritt dem meinen angeglichen hättet, wie es sich für einen wirklichen Höfling gebührt …«
    Der spöttische Mundwinkel weitete sich langsam zu einem schiefen Grinsen aus, als er sich bückte, um die unteren Schichten zu glätten, wobei seine Finger ganz sanft ihre Wade berührten. Die Berührung war so leicht gewesen, dass sich Deidre nicht sicher war, ob sie absichtlich oder zufällig geschehen war. Egal wie, die ungewöhnliche Wärme fuhr sofort an ihrem Bein entlang hoch zwischen ihre Schenkel und löste in ihrer lebendigen Phantasie einen kleinen Aufruhr aus. Wie würde sich erst eine richtige Liebkosung von ihm anfühlen? Sein Gesicht aber blieb ausdruckslos, als er sich aufrichtete und ihr den Weg durch den Gewölbebogen wies.
    Deidre starrte die Bogenschützen auf der Brüstung an, als sie durch die dicke Ringmauer schritten. Die Palisade musste mindestens anderthalb Meter hoch sein. Auf der Festungsmauer standen im Abstand von fünf Schritten bewaffnete Krieger. Die ganze Anlage war imposant befestigt und geschützt. Vor ihnen, auf der anderen Seite des Burghofs, lag die Great Hall.
    »Was tut Eure Mutter hier?«, fragte sie zögerlich, als Gilead vor einer schweren Holztür haltmachte und klopfte.
    Einen Augenblick lang sah er sie verwundert an. »Sie ist die Gutsherrin«, antwortete er, »die Lairdess von Cenel Oengus.« Als Deidre die Stirn runzelte, seufzte er. »Ein Cenel ist ein Klan. Mein Vater ist Angus Mac Oengus. Ihr Bretonen würdet ihn einen König nennen.«
    »Seid Ihr der Sohn eines Königs?«, begann Deidre, unterbrach sich aber, als die Tür aufschwang und eine Magd sie empfing. Es blieb keine Zeit mehr, weitere Fragen zu stellen, denn Gilead erklärte schnell, dass man ihr ein Gemach für die Nacht geben sollte und dass sie morgen seiner Mutter vorgestellt würde. Er machte eine angedeutete Verbeugung und wandte sich ab.
    Deidre starrte auf seinen breiten Rücken, als er sich entfernte. War er immer noch so begierig darauf, seine Geliebte zu treffen? Sie ließ die Schultern sinken. Endlich war sie ihrem Ritter begegnet – einem richtigen Prinzen sogar –, und er hielt sie für eine Zofe. Was alles noch schlimmer machte, war, dass sie ihm nicht sagen konnte, dass auch in ihren Adern königliches Blut floss; ihre Blutlinie reichte über die Merowinger, die Sikambrier und die Arkadier bis zu Maria Magdalena selbst zurück. Noch ein weiterer Grund für Childebert, Verehrer von ihr fernzuhalten. Er wollte nicht, dass sie einen Erben hervorbrachte, dessen Blut blauer war als sein eigenes.
    Gilead strahlte eine Sinnlichkeit aus, die besonders bezaubernd war, weil er so unverstellt wirkte. Er schien nicht zu wissen, dass er die erotischste Phantasie verkörperte, die je vor ihren sehnsüchtigen Augen erschienen war, befeuert durch die Eskapaden von Lancelot und Gwenhwyfar, die das Buch beschrieb. Hatte Gilead überhaupt irgendein Interesse an ihr? Ihre aufkeimende Libido formte das Bild ihres Sexgottes im Kilt, die starken, muskulösen Schenkel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher