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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons
Autoren: Stefan Wolf
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hat Kohle.“
    „Leiht sie dir das Geld?“
    „Leihen? Klauen werde ich’s. Klauen, Manfred.
Und zwar“, er sah auf die Uhr, „jetzt gleich.“

7. Überfall nebenan
     
    Die Jungs hatten Gaby nach Hause
gebracht — gerade noch rechtzeitig vor dem Gewitter.
    Am Eingang — also schräg neben dem
kleinen Lebensmittelladen, den Gabys Mutter betreibt — klönten die vier vom
TKKG noch eine Weile.
    Es ging um die Wiholds, um Bonzemann —
samt der Älchs und welche weiteren Maßnahmen notwendig seien.
    Aber es kam nichts dabei raus. Man
mußte abwarten.
    Jetzt hatte Gaby im Flur ihr Rad
abgestellt, im ersten Stock die Wohnungstür aufgeschlossen und Oskar begrüßt,
ihren schwarz-weißen Cockerspaniel.
    Er hechelte stark — wegen der Hitze —
und lief dann gleich zu seiner Wasserschüssel, wo er mit langer Zunge soff.
    Gaby zog am Fenster die Gardine
beiseite und blickte auf die sommerliche Altstadt-Straße.
    Tim, Karl und Klößchen radelten soeben
um die Ecke — ohne Tempo, ins Gespräch vertieft, gerade daß sich die Räder
drehten.
    Tim, dessen Instinkt so gut ausgebildet
ist wie seine Kondition, wandte in diesem Moment den Kopf und blickte zurück.
Natürlich zum Fenster.
    Gaby lächelte, als er die Hand hob und
winkte. Dann verschwand er hinter der Ecke.
    Und jetzt frisches Wasser für Oskar,
dachte Tims Freundin.
    Aber das Telefon klingelte.
    „Hier ist Julia“, sagte Julia von
Pritznitzky, nachdem Gaby sich gemeldet hatte. „Vermißt du was?“
    „Eigentlich nur meine Gitarre“, sagte
Gaby.
    „Und dein Portemonnaie?“ Julia lachte.
    „Du meine Güte! Das habe ich ins
Futteral gesteckt.“
    „Genau. Ganz unten hin. Eben, als ich
die Gitarre rausnahm, fiel mir das Portemonnaie in die Hand. Brauchst du’s?
Oder hat es bis morgen Zeit?“
    „Ich brauche es. Meine
Bus-Schüler-Monatskarte steckt drin. Zur Zeit fahre ich mit dem Bus in die
Schule. Und dauernd wechselt der Fahrer. Julia, bist du jetzt zu Hause?“
    Sie duzte Julia trotz des
Altersunterschiedes. Schon vor einem Jahr hatte sich das ergeben im
Tierschutzverein, als alle jüngeren Mitglieder einen Basar ( Wohltätigkeitsverkauf) veranstalteten zugunsten der Waldameise.
    „Ich bin zu Hause, Gaby.“
    „Dann komme ich.“
    „Es wird gleich regnen. Nimm einen
Schirm mit.“
    Gaby nahm keinen Schirm, sondern ihr
durchsichtiges Regencape — unter dem es bei Wärme-Gewittern wie in einer Sauna
zuging — , vergaß aber nicht, Oskars Schüssel vorher mit frischem Wasser zu
füllen.
    Gaby war erst fünf Minuten geradelt,
als der erste Blitz zuckte, Donner grollte und es zu schütten begann wie aus
Eimern.
    Bevor sie ihr Cape überziehen konnte,
war sie pitschnaß.
    Schlagartig leerten sich die Straßen.
    Die Autos fuhren noch rücksichtsloser, die
Busse wie immer. Es wurde schwarz in den Häuserschluchten, und in den
Geschäften gingen die Lichter an.
    Gaby zog ihre Sandalen mit den
Knäckebrot-Sohlen aus, klemmte sie auf den Gepäckträger fest und radelte
barfuß.
    In den Gullys gurgelte das Wasser.
    Gabys Pony klebte an der Stirn und war
jetzt dunkel- statt goldblond.
    Trotzdem! dachte Tims Freundin. Ich
brauche die Buskarte. Morgen früh kann, nein, wird es regnen wie jetzt. Wenn
ich mit dem Rad fahre, sitze ich in der Klasse wie eine gebadete Katze.
    Der Weg war seltsamerweise viel länger
als vorhin, aber irgendwann erreichte Gaby die Hebelstraße.
    Die Haustür war angelehnt.
    Regen prasselte auf den Gehsteig, und
pro Blitz schien es jetzt dreimal zu donnern.
    Mit dem Lift fuhr Gaby in die sechste
Etage.
    An einem stillen Flur lagen sich feine
Wohnungen gegenüber. Alle Eingangstüren hatten einen Spion — zum Durchgucken.
    Damit man weiß, wer draußen steht, und
— wenn es unliebsamer Besuch ist — so tun kann, als sei niemand zu Hause.
    Gaby klingelte.
    Julia öffnete.
    „Komm rein! Du siehst ja aus wie eine
gebadete Katze.“
    „Ich habe schon überlegt, wie es
schneller geht: mit dem Rad oder mit Rückenschwimmen.“
    Julia lachte, nahm ihr das Cape ab —
und Gaby lief auf nackten Sohlen über die dicken Teppiche ins Wohnzimmer.
    Julia hatte Eistee und Kekse auf den
Tisch gestellt.
    Vor dem geöffneten Fenster rauschte der
Regen.
    „Du fährst erst zurück“, sagte Julia,
„wenn dieses Unwetter vorbei ist. Nicht, daß du im Rinnstein ertrinkst. Wenn du
dir die Haare trocknen willst — im Bad liegen Handtücher.“
    Das Bad war groß, außerdem mit
goldfarbenen und grünen Kacheln ausgestattet: sehr luxuriös.
    Die
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