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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung
Autoren: Rebecca Michéle
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letzten Weihnachtsball fast den ganzen Abend zusammen getanzt. Seit dem Abend lief Frederica mit verklärtem Blick herum und wenn sein Name fiel, zuckte sie zusammen und errötete. Ihre Tochter war zum ersten Mal verliebt, und Maureen fragte sich, wie sie auf die Nachricht, George würde eine andere Frau heiraten, reagieren würde. Sie wusste, wenn sich Esther Linnley etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann würde das auch so geschehen. Die Frau bekam immer ihren Willen.
    »Sie sehen mich überrascht, Lady Esther«, sagte sie bedächtig und überlegt, denn sie musste ihre Gedanken aussprechen. »Wir glaubten, ein gewisses Interesse Ihres Sohnes für Frederica zu erkennen.«
    »Frederica? Etwa deine Tochter?«
    Es geschah äußerst selten, dass Esther Linnley ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte, jetzt jedoch sah sie Maureen derart überrascht, fast schon entsetzt an, dass Maureen ihre Schultern straffte und bestimmt sagte: »Ja, ganz recht, Sie kennen Frederica doch. Obwohl meine Tochter für eine Ehe natürlich noch viel zu jung ist, und …«
    Lady Esther stieß einen überraschten Laut aus und schnitt Maureen das Wort ab.
    »Aber Kindchen, wie kommst du nur auf einen solch absurden Gedanken! Du weißt, wie sehr Lord Linnley und ich dich schätzen gelernt haben, aber eine Verbindung unseres Hauses mit eurer Familie ...« Um ihre Worte zu unterstreichen, schüttelte sie vehement den Kopf. »Du bist doch vernünftig genug, um einzusehen, dass eine solche … Liaison fern jeglicher Realität ist. George ist der Erbe eines großen Vermögens, nicht zu vergessen seine angestrebte politische Karriere. Er braucht eine Frau mit untadeligem Ruf an seiner Seite, und bei deiner Vergangenheit ...«
    Die unterschwellige Verachtung in ihren Worten machten Maureen zornig. Nur mit Mühe wahrte sie noch die Kontenance, lediglich ihr rechtes Augenlid zuckte nervös. Obwohl sich Lady Esther seit Jahren damit rühmte, sich um die arme Maureen Trenance stets wie eine leibliche Mutter gekümmert zu haben, wusste sie doch nicht im Entferntesten, was in Maureen wirklich vorging. Auch wenn Maureen eine Verbindung zwischen George Linnley und ihrer Tochter nicht anstrebte, regte sich Trotz über den deutlichen Hinweis, Frederica wäre keine passende Partie.
    »Unsere Tochter ist ein bezauberndes und liebenswürdiges Mädchen«, sagte sie deshalb mit einem scharfen Unterton. »Frederica genoss eine erstklassige Erziehung in einem französischen Pensionat und verfügt über alle Kenntnisse, die eine gute Ehefrau ausmachen. Darüber hinaus hat sie eine großzügige Mitgift zu erwarten. Auch unsere Familie besitzt ein nicht unerhebliches Vermögen, wie Ihnen bekannt sein sollte. Zusätzlich kann sie mit einer jährlichen Apanage von zweitausend Pfund rechnen, und ihrem Ehemann fällt Trenance Cove zu, wenn Philipp nicht mehr ist. Wir haben ja keinen Sohn, wie Sie ebenfalls wissen.«
    Lady Esther schnappte nach Luft, ihre Wangen färbten sich tiefrot. Widerspruch war sie nicht gewohnt, und Geldangelegenheiten derart deutlich anzusprechen, und sei es im engsten Freundeskreis, war ein unverzeihlicher Fauxpas. Selbstverständlich wurde vor einer Heirat die Mitgift von den jeweiligen Familien ausgehandelt, das geschah jedoch hinter verschlossenen Türen und man sprach nicht öffentlich darüber.
    Abschätzend musterte Lady Esther Maureen, als würde sie sie heute zum ersten Mal sehen.
    »Wie ich sehe, bekommt deine einfache Erziehung die Oberhand, und das nach den vielen Jahren, in denen ich mir redlich Mühe mit dir gegeben habe. Ein weiterer Beweis, wie wenig deine Tochter geeignet ist, Herrin eines angesehenen Hauses wie das unsrige zu werden«, sagte sie kalt und eindeutig verärgert. In Anbetracht ihrer Korpulenz stand Esther Linnley erstaunlich schnell auf und fuhr hochmütig fort: »Es ist Zeit für mich zu gehen. Ich muss noch wichtigen Personen die Einladungen überbringen. Schließlich erwarten wir auf unserem Fest die Elite nicht nur des cornischen Adels, sondern von ganz Südengland.«
    Wie gnädig, dass ich überhaupt eingeladen werde, dachte Maureen zynisch. Niemals würde Lady Esther sie als ihresgleichen behandeln, das zeigte sich auch in der vertrauten Anrede, während Maureen die offizielle Form und Anrede wählen musste.
    »Herzlichen Dank für die freundliche Einladung, auch im Namen meines Mannes und unserer Tochter. Wir wissen es zu schätzen, bei dem größten gesellschaftlichen Ereignis des Jahres dabei sein zu dürfen«,
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