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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman
Autoren: Tanja Kinkel
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Prinzessin Elizabeth war bereits wegen angeblich versuchten Thronraubs im Tower gefangen gewesen, zur gleichen Zeit, als die Dudley-Brüder ihres Vaters wegen dort einsaßen. Außerdem pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass die Königin ihre junge Halbschwester hasste. »Und wen wundert das?«, pflegte meine Gemahlin Margery zu sagen. »Königin Mary hat ihre Mutter und ihre Kindheit durch Lady Elizabeths Mutter verloren.« Wenn Mary zu Ohren kam, dass die gerade erst begnadigten Dudleys Elizabeth unterstützten, dann konnten wir uns alle wieder mittellos im Dreck wiederfinden, oder, Gott bewahre, erneut des Verrats angeklagt.
    »Elizabeth hat ein gutes Gedächtnis«, sagte Robin entschieden, »und sie hat noch nie einen Freund im Stich gelassen. Wenn sie erst Königin ist, wird sie nicht vergessen, wer ihr zur Seite stand. Ich kenne sie.«
    Amy biss sich auf die Lippe und schaute mich mit ihren schönen, ausdrucksstarken Augen beschwörend an. Ob sie nun wünschte, ich möge mich zurückziehen, oder vielmehr, dass ich blieb und als Erster über die Gefahr sprach, in die Robin sich und die Seinen brachte, damit sie es nicht tun musste, weiß ich bis heute nicht zu sagen.
    »Ich kenne sie«, wiederholte Robin, und ich dachte daran, wie stolz meine Base Jane darauf gewesen war, dass Robin, Guildford und ihre Schwestern Kate und Mall mit dem Prinzen Edward, der Prinzessin Elizabeth und Lady Jane Grey unterrichtet werden durften; John Dudley hatte dem alten König die Erlaubnis abgeschmeichelt, als er Mitglied des Kronrats wurde, und natürlich geplant, dass die Kinder freundschaftliche Bande knüpften.
    Es war ihm vor allem um den jungen Edward gegangen; keiner hatte damals ahnen können, dass dieser so früh sterben würde, statt England für ein paar Jahrzehnte zu regieren. Doch mehrere Eisen im Feuer schadeten niemandem, und John wollte so viele Mitglieder der Familie Dudley wie machbar an so viele Mitglieder der königlichen Familie wie möglich binden. Vier eigene Kinder und drei mögliche Thronfolger erhöhten für ihn die Hoffnung auf Erfolg in der nächsten Generation beträchtlich.
    »Die Lady Elizabeth«, sagte Amy Dudley schließlich, als ich weder den Raum verließ noch gegen den Plan sprach, »hat gewiss reichere, begütertere Freunde, die ihr zur Seite stehen können, wenn sie Geld benötigt. Nun, vielleicht nicht mehr so viele Freunde wie früher, jetzt, wo viele von ihnen hingerichtet worden sind, weil sie eine Königin Elizabeth wollten und ihr Aufstand niedergeschlagen wurde. Mein liebster Gemahl, du bist mir endlich aus großer Gefahr wiedergeschenkt worden. Heißt es da nicht Gott versuchen, wenn du dich erneut in Gefahr begibst? Die Königin wird nicht Freundschaft in einer solchen Leihgabe an ihre Schwester sehen, schon gar nicht, wenn sie vom Sohn John Dudleys kommt.«
    »Die Königin wird nie davon erfahren«, sagte Robin unbeirrt. »Es ist eine Investition in die Zukunft.« Dabei schaute er nicht zu Amy, sondern zu mir. »Hab Vertrauen.«
    Der einzig sichere Weg in die Zukunft, da war seine Gemahlin ganz im Recht, lag darin, sich auf dergleichen Glücksspiele mit den Mächtigen nicht mehr einzulassen. Doch das war nicht der Weg, der an die Spitze führte. Seit jenem Tag in Frankreich hatte ich nicht daran gezweifelt, dass Robin meinte, was er sagte, als er geschworen hatte, das Rad der Fortuna erneut zu erklimmen, und damals hatte ich geschworen, an seiner Seite zu bleiben. Es ging nicht an, sich jetzt zurückzuziehen, bei der ersten Gelegenheit, meine Treue zu beweisen, und so erwiderte ich:
    »Ich habe Vertrauen, my lord. Doch weiß ich, dass Vertrauen und Vorsicht das beste aller Paare bilden, und so bitte ich Euch, mich dafür sorgen zu lassen, dass Euer Geld die Prinzessin erreicht. Niemand außer ihr wird je wissen, von wem es stammt.«
    Damit hoffte ich, nicht nur mein eigenes Gemüt zu beruhigen, sondern auch das der Lady Amy, aber der Blick, den sie mir zuwarf, machte klar, dass sie sich auch von mir verraten fühlte. Es berührte mich eigenartig. Ich schuldete ihr nur als Robins Gemahlin Loyalität; sonst gab es keine Bande zwischen den Blounts und den Robsarts. Ehe ich mit Robin aus Frankreich wiederkehrte, hatte ich sie nur auf ihrer Hochzeit und gelegentlich auf Reisen gesehen. Also war es völlig unverständlich, dass sie geglaubt hatte, ich würde für sie und gegen ihren Gatten Partei ergreifen, selbst, wenn ich ihre Meinung teilte. Doch genau davon musste sie überzeugt
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