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Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Titel: Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Autoren: Tobias Moorstedt , Jakob Schrenk
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(und gegebenenfalls auch gebetenen) Gästen: Der Panic Room ist das neueste Interieur-Statussymbol.

    In Städten wie New York, São Paulo oder Moskau werden Luxusapartments nicht mehr mit der «guten Lage» und dem «edlen Stuck» beworben, oder mit Features wie Pool, Personal und Panoramafenster, sondern mit dem Zusatz: «Safe Room installed». Der Panic Room, eine kleine Zelle, in der sich Bewohner vor Einbrechern und Entführern verstecken können, ist das neue Statussymbol. Nachrichten von Terroranschlägen und Geiselnahmen sind ein idealer Werbespot für Firmen, die verstärkte Türen und Bunker-Komplettpakete anbieten und die heute das beste Geschäft seit der Kubakrise machen. Ende 2009 wurde zum Beispiel der dänische Künstler Kurt Westergaard, der eine Karikatur des Propheten Mohammed veröffentlicht hatte und deshalb auf der schwarzen Liste islamischer Extremisten gelandet war, in seinem Eigenheim von einem mit einer Axt bewaffneten Somalier angegriffen. Kurt Westergaard rettete sich in seinen Safe Room und alarmierte mit dem Handy die Polizei. Der Angreiferwurde verhaftet, während er vergebens versuchte, die Tür aufzubrechen.
    Das alte Sprichwort «My home is my castle» wird zunehmend wörtlich genommen. Genau wie mittelalterliche Burgherren, die sich nicht nur auf die hohen Burgmauern verließen, sondern im Inneren der Burg eine uneinnehmbare Zitadelle mit Quelle, Vorräten und geheimen Fluchtwegen anlegten, leisten sich immer mehr Hauseigentümer einen Schutzraum im Eigenheim. Dabei handelt es sich nicht um einen großräumigen Bunker, wie ihn im 20. Jahrhundert viele Menschen im Keller eingerichtet hatten, um sich vor Atomkrieg und nuklearem Winter flüchten zu können. Der Safe bzw. Panic Room ist eher für moderne Bedrohungen wie Gewaltverbrechen, Kidnapping oder Terroranschläge konzipiert und soll dem Bewohner nur wenige Stunden Schutz bieten. Zur Zielgruppe der Panic-Room-Hersteller gehören natürlich vor allem Staatsmänner, Geschäftsleute und andere VIPs. Aber auch Durchschnittsbürger investieren zwischen 10 000 und 300 000 Euro für einen sicheren Ort in den eigenen vier Wänden. Eine Bastelanleitung für die Worst-Case-Architektur:

    1. Standortsuche: Nicht jedes Zimmer im Haus eignet sich als Safe Room. Der Raum sollte kompakt und fensterlos sein und Platz für alle Bewohner bieten. Achten Sie auch darauf, dass der Raum gut und schnell zu erreichen ist – der Heizungskeller oder der Speicher im zweiten Stock sind eher nicht geeignet. Im Idealfall sollte man den Safe Room sogar über mehrere Routen erreichen können. Nicht jeder Hausbesitzer verfügt über ausreichend Wohnfläche, um einen Raum dem Sicherheitsbedürfnis zu opfern, oft werden deshalb Badezimmer oder begehbare Kleiderschränke zu einem Safe Room upgegradet.

    2. Türen und Schlösser: Die Tür ist das wichtigste Bauteil eines Safe Rooms. Experten empfehlen ein kugelsicheres Produkt mit integriertem Stahlrahmen. Der Nachteil einer solchen Konstruktion ist, dass eine derart verstärkte Tür oft mehrere hundert Kilo wiegt. Moderne Materialien wie Kevlar oder Fiberglas werden deshalb immer beliebter. Die Tür sollte sich mit einem Handgriff schließen und ohne Schlüssel absperren lassen. Absolutes Premiumprodukt ist ein elektrisches Magnetschloss, das weder mit Brecheisen noch mit Dietrichen geknackt werden kann. Eine Tür ohne Türgriff ist eine Wand.

    3. Dreidimensionaler Schutz: Ein Safe Room ist ein Tresor für Menschen. Deshalb ist es wichtig, alle Berührungsflächen mit der Außenwelt zu verstärken. Verfügt Ihr Haus über Böden und Decken aus Beton: Prima! Falls nicht, sollten Sie auch hier Stahlnetze oder Kevlarplatten einfügen. Die Wände sollten mit kugelsicheren Stahlplatten verstärkt werden. Stellen Sie sicher, dass die Verstärkungen nicht die Statik des Gebäudes überlasten.

    4. Über-Lebensmittel: Ein Safe Room ist nur für eine Aufenthaltsdauer von wenigen Stunden konzipiert. Große Vorräte, wie sie in den alten Atombunkern üblich waren, sind deshalb nicht vonnöten. Trotzdem sollten Sie darauf achten, im Innenraum einige überlebenswichtige Dinge zu lagern. Das Katastrophenhandbuch des US-Justizministeriums listet Wasser, haltbares Essen, Erste-Hilfe-Ausrüstung sowie Taschenlampen mit frischen Batterien auf. Verteidigungsmittel wie Pfefferspray, Elektroschocker oder gar eine Feuerwaffe könnten, so Experten, dazu beitragen, das subjektive Sicherheitsgefühl zu verstärken. Manche raten gar dazu,
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