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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke
Autoren: Sarah Lark
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Ruben und umfasste das hübsche, zweistöckige Stadthaus mit einer weit ausholenden Bewegung. Der Bau war erst im letzten Jahr fertig gestellt worden, und man hatte bei der Ausstattung an nichts gespart. »Wir könnten es natürlich verkaufen. Aber dann meinte Fleurette, es wäre der ideale Platz für ein Hotel.«
    »Ein Hotel?«, fragte Helen verwirrt.
    »Ja!«, rief Fleurette. »Schau mal, es hat so viele Zimmer, wir hatten ja gleich mit einer großen Familie gerechnet. Wenn du im Erdgeschoss wohnst und die Zimmer oben vermietest ...«
    »Ich soll ein Hotel führen?«, fragte Helen. »Bist du noch bei Trost?«
    »Vielleicht eher eine Pension«, half McDunn aus und blickte Helen ermutigend an.
    Fleurette nickte. »Das Wort Hotel darfst du nicht missverstehen«, sagte sie eifrig. »Es soll ein ehrenwertes Haus werden. Nicht wie Daphnes Spelunke, in der sich Banditen und leichte Mädchen einnisten. Nein, ich dachte ... wenn ordentliche neue Leute zuziehen, ein Arzt oder Bankangestellter, die müssen doch irgendwo wohnen. Und auch ... na ja, junge Frauen ...« Fleurette spielte mit einer Zeitung, die wie zufällig auf dem Tisch gelegen hatte – das Mitteilungsblatt der anglikanischen Kirchengemeinde von Christchurch.
    »Das ist nicht das, was ich denke, oder?«, fragte Helen und nahm ihr die dünne Gazette entschlossen aus der Hand. Die Seite mit den Kleinanzeigen war aufgeschlagen.

    Queenstown, Otago. Welches christliche Mädchen, fest im Glauben und beseelt von Pioniergeist, hat Interesse, die eheliche Verbindung mit einem ehrenhaften, wohl situierten Gemeindemitglied einzugehen ...

    Helen schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Damals waren es Walfänger, heute Goldgräber! Wissen diese ehrenwerten Pfarrersfrauen und Gemeindestützen eigentlich, was sie den Mädchen damit antun?«
    »Na ja, es ist Christchurch, Mutter, nicht gleich London. Wenn es den Mädchen nicht gefällt, sind sie in drei Tagen wieder zu Hause«, begütigte Ruben.
    »Und da glaubt man ihnen dann auch aufs Wort, dass sie immer noch so tugendhaft und unberührt sind wie bei der Abfahrt!«, spottete Helen.
    »Nicht wenn sie bei Daphne gehaust haben«, meinte Fleurette. »Nichts gegen Daphne – mich hätte sie sofort angeworben, als ich damals hier ankam!« Sie lachte. »Aber wenn die Mädchen in einer sauberen, ordentlichen Pension unterkommen, geleitet von Helen O’Keefe, einer Honoratiorin des Ortes? So etwas spricht sich herum, liebste Helen. Man wird die Mädchen und vielleicht auch ihre Eltern schon in Christchurch darauf hinweisen.«
    »Und Sie haben die Chance, Helen, den jungen Dingern noch den Kopf zurechtzusetzen«, bemerkte Leonard McDunn, der von der Idee angeworbener Bräute genauso viel zu halten schien wie Helen. »Die sehen doch nur die Nuggets, die so ein glutäugiger Draufgänger heute in der Tasche hat – und nicht die elende Hütte, in der sie morgen landen, wenn er zum nächsten Goldfeld weiterzieht.«
    Helen schaute grimmig. »Worauf Sie sich verlassen können! Ich mache keinem Paar nach drei Tagen die Trauzeugin!«
    »Also übernimmst du das Hotel?«, fragte Fleurette eifrig. »Traust du es dir zu?«
    Helen warf ihr einen fast beleidigten Blick zu. »Meine liebe Fleurette, ich habe in diesem Leben gelernt, die Bibel auf Maori zu lesen, eine Kuh zu melken, Hühner zu schlachten und sogar ein Maultier zu lieben. Da werde ich es wohl auch noch schaffen, eine kleine Pension in Betrieb zu halten.«
    Die anderen lachten, aber dann klimperte McDunn auffordernd mit den Schlüsseln. Ein Zeichen zum Aufbruch. Solange Helens Hotel noch nicht bestand, hatte er seinem ehemaligen Häftling erlaubt, noch einmal in der Zelle zu nächtigen. Kein noch so geläuterter Sünder, meinte McDunn, könnte eine Nacht bei Daphne ohne Rückfall überstehen.
    Normalerweise hätte Helen Leonard hinausbegleitet, um auf der Terrasse noch ein wenig zu plaudern, aber diesmal suchte McDunn eher die Gesellschaft von Fleurette. Beinahe verschämt wandte er sich an die junge Frau, während James sich von Helen und Ruben verabschiedete. »Ich ... äh, will nicht indiskret sein, Miss Fleur, aber ... Sie wissen, dass Miss Helen mich interessiert ...«
    Fleur lauschte dem Gestammel mit gerunzelter Stirn. Was um Himmels willen wollte McDunn? Wenn das ein Heiratsantrag werden sollte, wäre es doch besser, sich gleich an Helen zu wenden.
    Schließlich nahm Leonard sich zusammen und brachte seine Frage heraus. »Also ... äh,
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